Bürgerliche Jungpolitiker tun sich in Basel schwer. Sie haben kaum Mitglieder und ihre Themen verschwinden im Schatten der Mutterparteien.
Mit Jungpolitikern verhält es sich wie mit dem Onkel, der zu viel trinkt: Jede Familie hat einen, und an Festen wird er auffällig. Besserwisserisch, unnachgiebig, rechthaberisch – der in einer Partei organisierte Politfrischling kann ungefragt alle möglichen Lösungen für jedes erdenkliche Problem aufzählen. Dabei unterscheidet sich links nicht von rechts.
Doch während sich mit kryptotrotzkistischen Analysen bei Gymnasiastinnen der Fachtypen A, B und D punkten lässt, bringen Ableitungen von Friedrich August von Hayek im besten Fall Mädels in Hosenanzügen in Wallung. Gerechtigkeit ist sexier als Steuersenkungen.
«Wir sind die bösen Rassisten»
Vielleicht erreichen die bürgerlichen Basler Jungparteien deswegen kaum jemanden. Jung und rechts zieht an der Urne nicht. An den letzten Nationalratswahlen 2011 holten sogar die Jungen Grünliberalen mehr Stimmen als die Nachwuchssektionen der traditionellen Mitte.
Selbst die SVP als Polpartei bekundet Mühe, bei den Jüngeren zu punkten. Der Erfolg der eigenen Masseneinwanderungsinitiative habe der Basler Jungen SVP keine neuen Mitglieder beschert, räumt Parteipräsident Pascal Messerli ein. Der Mitgliederbestand liegt derzeit bei 55 und damit im üblichen Bereich. Frauen hat es nur wenige darunter – «dafür ein paar Secondos, einer mit mazedonischen Wurzeln und einer mit afrikanischen», betont Messerli. Der Jus-Student stiess vor fünf Jahren zur Partei und gilt als Zögling von SVP-Grossrat Joël Thüring.
Das Rekrutierungsfeld sei klein für die Junge SVP, sagt Messerli, zumal man mit Rechtsextremen nichts zu tun haben will. «Für die Linken ist es einfach, Anhänger zu begeistern mit der Forderung nach mehr Partys und mehr Freiräumen, wir dagegen sind für viele die bösen Rassisten.»
Das erklärt die Probleme der JSVP aber nur teilweise. Sie hat Schwierigkeiten, überhaupt Themen zu finden, mit denen sie als Jungpartei wahrgenommen wird. Die bislang erfolgreichste Aktion, gemessen an der erhaltenen Aufmerksamkeit, war die Forderung nach einem Burka-Verbot. Die ist wenig originell und hätte genauso gut von der Mutterpartei kommen können. Jugendspezifische Anliegen vertritt die JSVP Basel-Stadt kaum, mit Ausnahme der parteiübergreifenden Idee einer vereinfachten Jugendbewilligung für Festivals und Ähnliches.
Gratis-Würste von der jungen CVP
Während die Junge SVP ziemlich deckungsgleich mit der Mutterpartei politisiert, versuchen sich die anderen bürgerlichen Jungmannschaften abzugrenzen. «Als Jungpartei muss man mehr provozieren, wir arbeiten deshalb mit unkonventionelleren Methoden», sagt Patrick Huber, Chef der Basler Jung-CVP.
Eine davon war die Grillaktion vor der Basler Universität, als dort auf vegetarische Kantinenverpflegung umgestellt werden sollte. Mit ein paar Hundert Gratis-Bratwürsten wollte Huber auf sich und seine Partei aufmerksam machen. Weshalb das für die Politik der CVP stehen sollte, bleibt sein Geheimnis.
Doch darum geht es nicht in erster Linie, sondern darum, überhaupt in den Medien wahrgenommen zu werden. Besonders nachhaltig war die Aktion allerdings nicht: Die Mitgliederzahl seiner Partei pendelt um die 40 bei einem ungewöhnlich hohen Frauenanteil von 50 Prozent.
Philip Schotland, bis vor Kurzem Präsident der Jungliberalen, hat eine Erklärung, weshalb es seine Partei so schwer hat, mediale Aufmerksamkeit zu erlangen. «An den Schulen sind die meisten links, einige davon gehen zu den Juso, andere werden vielleicht später Journalisten, da bestehen enge Bande.» So würden Medienmitteilungen seiner Partei kaum einmal aufgenommen.
Stilbruch nach Personalwechsel
Entsprechend dünn besetzt ist die Jungpartei. Aktueller Mitgliederbestand: 42. Rekrutiert wird vor allem im Freundes- und Bekanntenkreis. Der angehende Anwalt Schotland etwa war lange bei der Studentenverbindung Zofingia und konnte dort neue Parteigänger gewinnen. Bürgerliche Kreise ausserhalb der Parteien, in denen Grundsätzliches und Ideologisches diskutiert wird, wie es die Linken kennen, gebe es nicht. «Unsere Leute werden im Hörsaal, in der Familie oder auch im Tennisclub politisiert.» Entsprechend eng ist das Milieu, das die Junge LDP erreicht. Im Vorstand tummeln sich fast ausschliesslich angehende Juristen oder Betriebswirte.
Ein weiteres Problem der bürgerlichen Jungparteien ist die hohe Fluktuation. Schotland zog sich zurück, weil er sich derzeit auf die Anwaltsprüfung vorbereitet. Ist das berufliche Fortkommen beeinträchtigt, wird das politische Engagement zurückgefahren. Aktiv an vorderster Linie Politik machen nur wenige, und wenn einer davon geht, kommt es schnell einmal zum Stilbruch. So geschehen bei der Jungen LDP, wo von der angriffigen Rhetorik des ehemaligen Präsidenten Conradin Cramer nicht mehr viel übrig ist.
Studentenstadt Basel
Programmatisch sind die Jungparteien durchaus innovativ – und zwar über Nischenthemen wie Rollergebühren, Gratis-WLAN und Bratwürste hinaus. Die Jungliberalen wünschen sich in einem detaillierten Konzept den Ausbau Basels zur Studentenstadt Nummer eins in der Schweiz. Die Kollegen von der Nachwuchs-FDP (80 Mitglieder) wollen den Staatskunde-Unterricht in den Schulen einführen, um der politischen Gleichgültigkeit der kommenden Generation entgegenzuwirken. Eine gute Idee – wenn auch nicht ganz uneigennützig angesichts der derzeitigen Popularität der bürgerlichen Jungparteien.