Die Fachgruppe IUS der Universität hat die Jus-Studierenden zu einem möglichen Fakultätsstandort Liestal befragt. Das Verdikt ist geradezu vernichtend.
Die Abstimmung über die Beiträge an die Uni-Pensionskasse im Baselbiet hängt wie ein Damokles-Schwert über der Diskussion um die gemeinsame Trägerschaft der Universität. Als vor wenigen Wochen durchsickerte, dass der Universitätsrat eine Auslagerung der Juristischen und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät nach Liestal in Betracht zieht, übten sich die Univerantwortlichen mit wenigen Ausnahmen in vornehmer Zurückhaltung.
Nicht so die Studierenden. Die Studentische Körperschaft der Universität Basel (Skuba) reagierte mit grosser Skepsis auf die Umzugsidee. Als geradezu vernichtendes Fazit lesen sich nun die Resultate einer Umfrage, welche die Fachgruppe der Juristischen Fakultät der Universität unter den Studierenden durchgeführt hat. Ein allfälliger Standort Liestal stösst lediglich bei 8,2 Prozent der Studierenden auf Anklang. 96,6 Prozent sind mit dem heutigen Standort beim Basler Bahnhof SBB zufrieden.
Hohe Rücklaufquote
Die Online-Umfrage unter den Studierenden kommt nahe an einen repräsentativen Status heran. Die Verantwortlichen bezeichnen aber die Rücklaufquote von 55,4 Prozent (in absoluten Zahlen: 698 Umfrageteilnehmer) als ausserordentlich hoch. «Es wurde bis anhin an der Juristischen Fakultät noch nie eine solch hohe Rücklaufquote erreicht», heisst es in einem nicht öffentlichen Brief an die Umfrageteilnehmer, der der TagesWoche vorliegt.
Es bleibt aber nicht alleine beim Unmut über einen möglichen Standort Liestal. Aus den Umfrageresultaten ist weiter herauszulesen, dass ein Umzug nach Liestal bei vielen Betroffenen zu einer Verweigerungshaltung führen würde: So würden lediglich 38,3 Prozent in Liestal Vorlesungen besuchen. Und nur 12,2 Prozent der Studierenden haben angegeben, dass sie an einer Fakultät in Liestal lernen würden. Fast 60 Prozent würden zum Lernen auf die Universitätsbibliothek ausweichen. Eine Verlegung der Fakultät nach Liestal hätte also zur Folge, dass die Bibliothek, die heute bereits an ihre Kapazitätsgrenzen stösst, aus allen Nähten platzen dürfte.
Massiver Attraktivitätsverlust
Die ablehnende Haltung gegenüber Liestal relativiert sich etwas in Anbetracht der Tatsache, dass die aktuellen Jus-Studierenden von einem Umzug kaum mehr persönlich betroffen wären. Dennoch gibt das Verdikt zu denken. Denn offensichtlich ist das direkte Umfeld ein wichtiges Kriterium bei der Wahl der Universität. So gaben 43,9 Prozent der Umfrageteilnehmer an, dass sie sich bei einem Fakultätsstandort Liestal nicht für ein Jus-Studium an der Uni Basel entschieden hätten.
Über 80 Prozent der Umfrageteilnehmer glauben, dass sich eine Verlegung der Fakultät nach Liestal negativ auf ihre «allgemeine Freizeitgestaltung» auswirken würde. Zwei Drittel sähen sich in der Ausübung ihres Nebenjobs beeinträchtigt. Und bei 86,7 Prozent würde sich der Anreiseweg verlängern – so sehr, dass nur noch 1,7 Prozent mit dem Velo zur Fakultät fahren würden.
Baselbiet vielleicht, aber nicht Liestal
60,3 Prozent der Studierenden legen Wert darauf, dass die Juristische Fakultät nahe bei der Basler Innenstadt liegt. Dogmatisch ist dieses Verdikt allerdings nicht. Ein Standort in der näheren Agglomeration würde auf wesentlich höhere Akzeptanz stossen: 87,1 Prozent der Umfrageteilnehmer würden einen Standort am Dreispitz in Münchenstein einer Verlegung nach Liestal vorziehen.