Der neue SVP-Präsident Oskar Kämpfer will, dass seine Partei netter wird. Noch sind die Baselbieter SVPler aber manchmal böse – vor allem untereinander.
Die Baselbieter SVP hat Tradition und viel Erfahrung. Man kennt die Gefahren politischer Machtspielchen, die ausser Kontrolle geraten. Dennoch gibt es eine grosse Gemeinsamkeit zwischen der Baselbieter SVP und der Basler (mehr dazu im Text links): Zuletzt fiel auch diese Kantonalpartei vor allem durch interne Streitigkeiten auf. Es kämpften: auf der einen Seite Oberbaselbieter Mannen und Frauen um den abgetretenen Parteichef Dieter Spiess (Gelterkinden) und auf der anderen Seite die Unterbaselbieter Fraktion um den neuen Präsidenten Oskar Kämpfer und seinen Kollegen Hans-Jürgen Ringgenberg (beide Therwil). Wobei die Fronten nie ganz klar waren. Der Titterter alt Nationalrat Christian Miesch zum Beispiel, eigentlich der Inbegriff eines unbeirrbaren Oberbaselbieters, schlug sich auf die Seite der fast schon städtisch vornehm auftretenden Unterbaselbieter, während sich der Binninger neo Gemeinderat, neo Landrat und möchtegern-neo Parteipräsident Urs-Peter Moos den hemdsärmligen Oberbaselbietern andiente.
«Alles Trottel»
Zum ersten Aufeinandertreffen kam es an der Parteiversammlung vom 22. März. Spiess und Konsorten konnten damals Kämpfer zwar nicht als neuen Parteipräsidenten verhindern, wenigstens aber Ringgenberg als neuen Vizepräsidenten. Diese Wahl wurde verschoben. Und so kam es diese Woche zu einem zweiten Aufeinandertreffen im Rheinparkschulhaus in Birsfelden. Und wieder schienen die Oberbaselbieter zu verlieren. Ringgenberg wurde von Kämpfer als neuer Vize ausgerufen, nachdem sämtliche Gegenkandidaturen mehr oder weniger statutenkonform abgeschmettert und sämtliche Vorwürfe verhallt waren («diese Wahl ist undurchsichtig und undemokratisch!», «wer sowas sagt, stellt alle Anwesenden als Trottel hin!»). Das Chaos war beträchtlich, die Wut im Saal ebenso, bis, ja bis sich Ringgenberg zu seiner starken Geste durchrang: Er verzichtete auf das Amt zugunsten des Buusner SVP-Kämpen Thomas Weber. «Dem Frieden zuliebe», wie er sagte. Nun war plötzlich die Freude gross im Saal, man hatte sich wieder gerne.
Doch wie lange hält diese neu aufgeflackerte Liebe, wenn Kämpfer sich daran macht, seine Pläne umzusetzen? Nach den Niederlagen bei den kantonalen Wahlen und der Schlappe bei den Gemeinderatswahlen plant er eine kleine Revolution in seiner Partei. Mehr Offenheit, mehr unterschiedliche Meinungen und mehr Zusammenarbeit mit anderen Parteien, lautet seine Losung. Oder anders gesagt: mehr alte Baselbieter SVP. Und weniger Zürcher SVP. Man hat das Gefühl, dass Kämpfers Kampf trotz dem turbulenten Auftakt erst jetzt richtig beginnt.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 20.04.12