Die «Basler Zeitung» fährt eine Kampagne gegen den SP-Kandidaten Eric Nussbaumer. Am Montagabend traf dieser an einem Podium der Regierungsratskandidaten auf den BaZ-Chefredaktor Markus Somm. Das war erstaunlich harmlos, aber unterhaltsam.
Am selben Tag, an dem der Chefredaktor der «Basler Zeitung» eine Podiumsdiskussion mit allen drei Kandidaten für den Baselbieter Regierungsrat moderierte, hatte Markus Somm in der Kampagne gegen den SP-Kandidaten Eric Nussbaumer bereits nachlegen lassen: Eric Nussbaumer sei Interessenvertreter, schrieb die BaZ. Er lobbyiere in eigener Sache, betreibe eine Energiepolitik, von welcher seine Energiegenossenschaft direkt profitiere, zitiert die BaZ Oskar Kämpfer, Präsident der Baselbieter SVP. Ja, er versuche gar, in die eigene Tasche zu wirtschaften.
Zuvor hatte das Blatt mehrfach darüber berichtet, dass Nussbaumer 300 von 1600 Wahlplakaten von einer deutschen Firma billig aufhängen lasse und nicht wie sein SVP-Gegenkandidat Thomas Weber von Schweizer Studenten. Doch an der Podiumsdiskussion mit allen drei Kandidaten blieb der Moderator und Chefredaktor der «Basler Zeitung», Markus Somm, überraschend harmlos. Spitzen setzte hingegen Eric Nussbaumer.
«Wollen Sie auch Regierungsrat werden?»
Man müsse doch sparen, wenn die Rechnung des Kantons ein Defizit aufweise, versuchte Somm Nussbaumer am Podium der International School in Reinach zu provozieren. «Sie sind ein spezieller Moderator. Wollen Sie etwa auch Regierungsrat werden?», fragte dieser zurück und konterte: Sparen könne eine Regierung auch, indem sie schlicht weniger Fehler mache und zum Beispiel nicht in eine unsinnige Spitalplanung 15 Millionen Franken stecke. Und auf Somms Frage an den SVP-Kandidaten Thomas Weber, wie er sich zur SVP-Kampagne «Schweizer wählen SVP» stelle, warf Nussbaumer dazwischen: «Kampagnen führen Sie, Herr Somm. Bleiben Sie doch Moderator.»
Mit dieser Einschätzung ist Nussbaumer nicht allein. So schrieb der ehemalige Baselbieter FDP-Ständerat René Rhinow auf Facebook: «(…) Wer wissen möchte, was Kampagnenjournalismus ist, dem kann die Basler Zeitung getrost zur Lektüre empfohlen werden – eine wahre Fundgrube! Einmal Eva Herzog, dann Tanja Soland, wiederholt Eric Nussbaumer (…) Who’s next? Dass es sich bei den ‹Betroffenen› fast alles um Linke handelt, ist sicher reiner Zufall. Ich bin guten Mutes, dass demnächst auch eine Kampagne gegen Blocher gefahren wird…»
«Schnelle Lernkurve» des BaZ-Chefredaktors
Am Podium in Reinach spielte Somm bei der nächsten Gelegenheit den Ball zurück an den Kandidaten der Linken: «Weil ich Moderator bin, muss ich Herrn Nussbaumer jetzt das Wort erteilen.» Dieser wiederum freute sich über die «schnelle Lernkurve» des BaZ-Chefredaktors und antwortete auf die Frage, weshalb er gerne im Baselbiet lebe, er fühle sich wohl hier, schätze die Menschen und «es erscheinen hier auch mehrere Zeitungen. Eine davon finde ich gut.»
Für den peinlichsten Auftritt des Abends war dann allerdings Franz Saladin, Direktor der Handelskammer beider Basel, besorgt, die den Anlass zusammen mit der Wirtschaftskammer sponserte. Nach einem Werbespot für den «Brückenbauer Thomas Weber», nahm er den BaZ-Artikel für bare Münze und warf Nussbaumer vor, er betreibe eine Energiepolitik zum Wohl seiner Firma statt für die Allgemeinheit.
Nussbaumer reagierte spontan: Im Publikum habe er den ehemaligen SVP-Landratskollegen Hansruedi Wirz ausgemacht. Dieser habe Vorstösse zu Zwetschgenwasser eingereicht, das er selbst auch produziere. «Sie glauben doch nicht wirklich, dass ein einzelner Parlamentarier ein Parlament um den Finger wickeln kann? Schliesslich muss ja jeder eine Mehrheit finden», sagte Nussbaumer. Und Gerhard Schafroth, Kandidat der Grünliberalen, doppelte nach: Es sei schon «sehr speziell», dass die Handelskammer Thomas Weber zur Wahl empfehle, während dieselbe Kammer weder mit ihm noch mit Eric Nussbaumer je gesprochen habe.
«Ich will gar nicht Regierungsrat werden»
Inhaltlich gab es von den drei Kandidaten wenig Neues – mit zwei Ausnahmen. Wer ihre Positionen nachlesen will, dem empfehlen wir unseren Wahlblog. Überraschend allerdings war Thomas Webers Aussage, dass er nicht nur das Gebiet Salina Raurica entwickeln will, sondern auch das Laufental, und zwar als Achse Basel-Delémont-Lyon.
Für die grösste Überraschung sorgte dann aber Gerhard Schafroth, als er zum Schluss der Veranstaltung erklärte: «Ich will gar nicht Regierungsrat werden.» Schliesslich laufe sein Unternehmen gut, aber die finanzielle Situation im Kanton Baselland sei dermassen desolat, dass er beschlossen habe, dennoch zu kandidieren.
Hier noch ein Ausschnitt der Podiumsdiskussion mit freundlicher Genehmigung des Regionaljournals Basel, in welchem Kandidat Schafroth seine überraschende Erklärung abgibt.