Keine Medaille für den Basler ÖV

Eine Studie gibt dem Öffentlichen Verkehr in Basel ordentliche Noten. In der Rangliste wurden jedoch 15 Plätze eingebüsst, zu Buche schlugen überaltetes Rollmaterial, unübersichtliche Umsteigeknotenpunkte und die hohen Preise.

So sieht das Flexity-Tram von Bombardier aus. (Bild: BVB)

Eine Studie gibt dem Öffentlichen Verkehr in Basel ordentliche Noten. In der Rangliste wurden jedoch 15 Plätze eingebüsst, zu Buche schlugen überaltetes Rollmaterial, unübersichtliche Umsteigeknotenpunkte und die hohen Preise.

Basel ist von Platz 1 auf Platz 15 gefallen. Die Rede ist nicht von einer Rangliste die sportliche Brillanz würdigt, sondern von einer am Mittwoch veröffentlichten Studie die den Öffentlichen Verkehr (ÖV) in 53 Schweizer Städten unter die Lupe genommen hat. Die in Zürich domilizierte Umweltorganisation «Umverkehr» wirft in unregelmässigen Abständen (2003, 2006 und 2012) einen kritischen Blick auf die Qualität des Öffentlichen Verkehrsnetzes. Im Zentrum steht die Frage, ob die ÖV-Angebote eine valable Alternative zum Auto darstellen. Untersucht werden Kriterien wie Bedienungshäufigkeit, Platzangebot und Fahrkosten.

Diskussionswürdige Repräsentativität

Laut der Studie sieht es schlecht aus für die Basler ÖV-Passagiere. Zwar ist die Gesamtnote passabel ausgefallen, 4.57 von maximal 6, dennoch fiel Basel in sechs Jahren fünfzehn Plätze zurück. Vor Basel liegen grosse Städte wie Zürich (Platz 1) und Genf (3), aber auch ein Agglomerationsbezirk wie Glattal (ebenfalls 3). Die grössten Abzüge gibt es in Basel beim Rollmaterial (zu alt) und bei den Umsteigeknotenpunkten (zu unübersichtlich). Letztere sind in erster Linie verantwortlich für das schlechte Abschneiden im Vergleich mit der Studie aus dem Jahr 2006. Die Autoren sprechen beim Verkehrsknotenpunkt Aeschenplatz gar von «katastrophalen» Zuständen. Wer umsteige, laufe unweigerlich Gefahr, «von einem der aus allen Richtungen einfahrenden Trams überfahren zu werden».

Die Tests erfolgten durch «ortsunkundige Personen aus dem Umfeld von Umverkehr». Der Projektleiter der Studie, Christian Harb, will mit der Untersuchungsanlage messen, ob der Öffentliche Verkehr gegenüber dem eigenen Auto wettbewerbsfähig ist – insbesondere auch für Gelegenheitsnutzer, deshalb die «ortsunkundigen Testpersonen».

Neues Rollmaterial in Aussicht

Bei den Basler Verkehrsbetrieben (BVB) mag man die Vorwürfe nicht einzeln kommentieren, einzig zum Rollmaterial nimmt Mediensprecherin Dagmar Jenny Stellung: «Bis in fünf Jahren werden sechzig neue Kompositionen auf dem Basler Verkehrsnetz unterwegs sein». Eigene Kundenzufriedenheitsstudien zeichnen gemäss Jenny ohnehin ein anderes Bild. Die aktuellste Studie aus dem Jahr 2011 attestierte den BVB eine sehr hohe Kundenzufriedenheit. Allerdings sind die beiden Studien methodisch und inhaltlich nicht wirklich vergleichbar: Zu gross sind die Unterschiede der Kriterien.

Die Umsteigeknotenpunkte fallen in den Verantwortungsbereich des Basler Amtes für Mobilität. Dessen Leiter Alain Groff ist sich der Probleme bewusst. «Die vernichtende Kritik am Aeschenplatz kam für mich beispielsweise nicht überraschend». Wo immer möglich, versuche man mit kleinen Massnahmen Verbesserungen zu schaffen. So sei beispielsweise für die Haltestelle der Linien 8, 10 und 11 vom Bahnhof her ein Umbaukredit beim Grossen Rat pendent. «Eine wirklich einschneidende Verbesserung würde allerdings eine komplette Neugestaltung des Aeschenplatzes bedingen», sagt Groff. Ein Projekt mit dem erst langfristig zu rechnen ist. Für Groff sind ohnehin die steigenden Fahrgastzahlen aussagekräftigstes Argument: «Wenn immer mehr Leute ÖV benutzen, können wir nicht so schlecht sein.»

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