Regierungsratskandidat Anton Lauber hat einen prallvollen Terminkalender und deshalb kaum noch Zeit für öffentliche Rededuelle mit seinem Kontrahenten. Ein Veranstaltung musste er gar platzen lassen.
Als die Absage kam, hatte SP-Landrätin Christine Koch schon alles aufgegleist: den Saal im Kuspo Münchenstein gemietet, die zähe Terminverhandlung abgeschlossen und die anderen lokalen Parteien angeschrieben, ob sie sich an einem Inserat für das Rededuell der beiden Regierungsratskandidaten beteiligen würden. Inhalt der Affiche: EVP-Kandidat Thomi Jourdan gegen den CVP-Kandidaten Anton Lauber im Kuspo Münchenstein mit Platz für mehrere hundert Zuschauerinnen und Zuschauer, am 22. Mai.
Doch am 8. Mai rief Philipp Hägeli von Laubers Wahlkampfteam die SP-Landrätin an und erteilte ihr eine Absage. «Ich konnte das erst gar nicht glauben, da wir beide Kandidaten sehr früh angefragt und ihre die Zusagen schon seit Ende April vorliegen hatten», sagt die Organisatorin.
Kein Scherz
Sofort setzte sich die Landrätin an ihren Computer und machte in einem Mail an Anton Lauber ihrem Ärger Luft: «Soeben hat mich ein Herr Hägeli angerufen. Er sagte, das Podium im Kuspo sei abgesagt. Sie hätten da einen wichtigeren Termin wahrzunehmen. Ein Ersatztermin käme nicht in Frage! Ich hoffe, dass dieses Telefon ein Scherz ist. Unsere Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.»
Die Absage war kein Scherz. Wahlkampfleiter Marc Scherrer entschuldigte sich bei Koch. Er habe Anton Lauber an diesem Abend schon einen Termin in die Agenda eingetragen, von dem Lauber bei seiner Zusage nichts gewusst habe: Das Wahlkampfteam hatte für denselben Abend bereits dem Gewerbeverband Basel-Stadt die Teilnahme an einer geschlossenen Veranstaltung für geladene Gäste, einem «After Work Business Talk» zum Thema Energiewende, zugesagt. «Mir und auch Anton Lauber ist die Situation äussert unangenehm und im Namen des ganzen Wahlkampfteams möchte ich mich hiermit in aller Form nochmals bei Ihnen entschuldigen.» Und Anton Lauber erklärt gegenüber der TagesWoche: «Es war keine böse Absicht.»
Komplett ausgebucht
Terminkollisionen scheinen derzeit für Laubers Wahlkampfteam an der Tagesordnung zu sein. Das musste auch Betül Karabulut, Präsidentin der SP Muttenz, erfahren. Sie wollte Lauber und Jourdan ebenfalls gegeneinander antreten lassen. Doch obwohl sie sich flexibel zeigte bei den Terminen, bekam auch sie einen Korb: Lauber sei bis zur Abstimmung komplett ausgebucht.
Das lässt bei den Kontrahenten wilde Spekulationen spriessen. So mutmasst etwa Christine Koch, dass Lauber denke, er sei sowieso schon so gut wie gewählt und könne seine Chancen mit öffentlichen Rededuellen nur verschlechtern. «Es ist kein Spaziergang gegen Thomi Jourdan an einer Podiumsdiskussion anzutreten, und jedes Podium birgt auch die Gefahr eines Fehltritts», sagt die SP-Landrätin.
Andere Prioritäten
Laubers Wahlkampfleiter Marc Scherrer weist solche Mutmassungen zurück: «Es gibt für Anton Lauber keinen Grund, die direkte Konfrontation mit Thomi Jourdan zu vermeiden. Aber es gibt Tage, die könnte Anton Lauber zwei-, ja sogar dreifach belegen. Wir haben deshalb entschieden, dass er dort auftritt, wo er zuerst gefragt wurde.»
Damit bleibt es bis zur Wahl vom 9. Juni bei ein paar wenigen öffentlichen Duellen zwischen den beiden Kandidaten bis zur Abstimmung. «Ich finde es sehr schade, dass es nicht mehr öffentliche Podien zustande kommen», sagt EVP-Kandidat Thomi Jourdan. Für ihn habe die direkte Konfrontation mit seinem Gegenspieler oberste Priorität.
Aufgrund eines Missverständisses stand im Artikel bei der Veröffentlichung, dass die geplatzte Veranstaltung am 21. Mai hätte stattfinden sollen. Tatsächlich hatten sich die beiden Kandidaten in der letzten Terminverhandlungsrunde für das Podium nicht auf den 21. Mai, sondern auf den 22. Mai 2013 geeinigt. Eine Terminkollision gab es dennoch mit einer Veranstaltung des Gewerbeverbandes Basel-Stadt: nicht mit der Delegiertenversammlung vom 21. Mai, sondern mit einem «After Work Business Talk» zur Energiewende, eine geschlossene Veranstaltung für geladene Gäste.