Der Basler Energieversorger IWB und sein Geschäftsführer David Thiel gehen nach zehn Jahren getrennte Wege. Das haben der zuständige Regierungsrat Christoph Brutschin (SP) und IWB-Vizepräsidentin Mirjana Blume heute Mittwoch an einer kurzfristig einberufenen Medienkonferenz bekanntgegeben. Hintergrund sind Streitigkeiten über die künftige Ausrichtung des Unternehmens.
«Die künftige Ausrichtung des Unternehmens sowie damit verbundene Entscheidungen und Führungsfragen waren in den letzten 18 Monaten Gegenstand wiederholter Diskussionen sowohl im Verwaltungsrat wie in der Geschäftsleitung, aber auch zwischen den beiden Führungsgremien»,teilen die IWB mit.
Präsident Shipton schmeisst Bettel hin
Seit einigen Monaten habe sich das interne Ringen um den Weg, den das Unternehmen einschlagen soll, spürbar verhärtet. Strittige Punkte waren unter anderem die Weiterentwicklung des Wärmegeschäfts sowie unterschiedliche Auffassungen in der Führung des Unternehmens. Abnutzungserscheinungen machten sich gemäss Mirjana Blume im Gremium breit.
Am 26. September 2017 erreichten die Streitigkeiten ihren Höhepunkt. Der IWB-Verwaltungsratspräsident Michael Shipton war verzweifelt und reichte bei Christoph Brutschin per sofort seinen Rücktritt ein. Damit habe er nicht gerechnet, sagte Brutschin vor den Medien – auch wenn er mitbekommen habe, dass die Spannungen im Verwaltungsrat zugenommen hätten, allen voran im Sommer 2017.
Shiptons Begründung für seinen Rücktritt nach zwei Jahren: Die Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten im Verwaltungsrat hätten in letzter Zeit ein Niveau erreicht, welches ihm die weitere Führung des Gremiums verunmögliche.
Benedikt Weibel übernimmt
«Ich bedauere den Rücktritt von Michael Shipton», sagte Brutschin. Diesen Enscheid gelte es zu respektieren. Einen Nachfolger für Shipton konnte der Vorsteher des Departements für Wirtschaft, Soziales und Umwelt innert kürzester Zeit finden: Neuer Verwaltungsratspräsident der IWB wird per 1. November der frühere SBB-Chef Benedikt Weibel. Er ist in Basel bereits Verwaltungsratspräsident der Schweizerischen Rheinhäfen und SP-Mitglied.
Es habe Überzeugungsarbeit gebraucht, bis Weibel einwilligte, den Posten zu übernehmen, so Brutschin. Vorgesehen ist, dass Weibel das Mandat so lange ausübt, bis die IWB wieder einen CEO haben und Brutschin einen geeigneten Verwaltungsratspräsidenten gefunden hat.
Geschäftsführer David Thiel verlässt per Mitte November die IWB, gemäss offiziellem Wortlaut «im gegenseitigen Einvernehmen» mit dem Verwaltungsrat. Seine Nachfolge soll bis in der zweiten Jahreshälfte 2018 feststehen. Bis dahin übernimmt Thiels bisheriger Stellvertreter Claus Schmidt die Geschäftsführung der IWB.
Keine Abgangsentschädigung
«David Thiel hat die Ausgliederung der IWB zu einem modernen Energieversorgungszentrum entwickelt. Die IWB sind weit über Basel für ihre Dynamik und Innovationsfreude bekannt», sagte Vizepräsidenin Mirjana Blume.
Man habe sich nach reiflicher Überlegung und im Interesse des Unternehmens jedoch dazu entschieden, sich von Thiel zu trennen. Der Abgang von Thiel erfolge aber nicht wegen Shipton, auch wenn dieser Entscheid danach gefallen sei.
Am Ende der Pressekonferenz korrigierte sich Blume mehrmals und sprach nicht mehr von Trennung, sondern von «Auflösung». Eine Abgangsentschädigung erhält Thiel gemäss Blume nicht.
Neuer IWB-Verwaltungsrat gewählt
Im Weiteren gab Brutschin die Zusammensetzung des IWB-Verwaltungsrats für die Amtsperiode 2018 bis 2021 bekannt. Für eine weitere Amtszeit bestätigt wurden die bisherigen Mitglieder Mirjana Blume, Monika Näf und die beiden SP-Politiker Beat Jans und Rudolf Rechsteiner. Neu gehören Regula Dietrich und Stephan Renz dem Verwaltungsrat der IWB an.
Ausscheiden werden Grossrat Aeneas Wanner (GLP) und SVP-Mitglied Bernhard Madörin. «Ich möchte ausdrücklich betonen, dass dies kein Entscheid gegen Bernhard Madörin oder Aeneas Wanner war.» Vielmehr würden die neuen Mitglieder zusätzliche Qualifikationen mitbringen, so Brutschin.
Da Mitglieder des IWB-Verwaltungsrats neu nicht mehr dem Basler Parlament angehören dürfen, wird Rudolf Rechsteiner sein Grossratsmandat für die SP per Ende 2017 niederlegen.
SVP verlangt Untersuchung
Die Unruhen im Verwaltungsrat und in der Geschäftsleitung der IWB haben nun ein politisches Nachspiel. Die SVP fordert eine Untersuchung durch die Geschäftsprüfungskommission des Grossen Rates.
Die Partei bezeichnet es zudem als «stossend», dass Brutschin mit Jans, Rechsteiner und Weibel gleich drei Mitglieder der SP in den Verwaltungsrat der IWB bestellt. «Das hat angesichts der Tatsache, dass auch Regierungsrat Brutschin der SP angehört, ein gewisses Gschmäckli», schreibt die Partei.