Der Gönnerverein des Tierparks «Weihermätteli» wirft der Leitung der psychiatrischen Klinik vor, sie sei zu passiv und setze damit die Zukunft des Tierparks aufs Spiel. Jetzt gründet die Klinik eine Stiftung, um den Tierpark zu retten.
Der Jahresbericht des Gönnervereins Tierpark «Weihermätteli» sorgte bei der Leitung der psychiatrischen Klinik in Liestal für rote Köpfe. Seit letztem Herbst sei die Zusammenarbeit mit der psychiatrischen Klinik «schwierig», kritisierte die Präsidentin des Gönnervereins Barbara Schweizer. Der Verein werde die versprochene Zahlung eines Ponywagens über 12 500 Franken zurückhalten, bis geklärt sei, ob Kutschenfahrten überhaupt weiterhin durchgeführt würden. Aufgrund der momentanen Situation sei kein Vorstandsmitglied bereit, sich wie vorgesehen für eine dreijährige Amtszeit wählen lassen. «Die Projektleitung (der psychiatrischen Klinik) hat mir mitgeteilt, es sei nur bedingt möglich, dass die Psychiatrie Baselland aktiv auf ihr Anliegen (finanzielle Mittel für den Tierpark zu beschaffen) aufmerksam mache (…)»
Die Psychiatrische Klinik reagierte. Eine Delegation inklusive Klinikdirektor Hans-Peter Ulmann besuchte die Vereinsversammlung, um die Wogen wieder zu glätten. Auslöser für die Unstimmigkeiten ist eine neue Spitalfinanzierung. Können keine neuen Geldgeber gefunden werden, droht dem Park die Schliessung. Denn die Kantone können seit diesem Jahr für Kliniken nicht mehr wie bisher ein Globalbudget bewilligen. Sie bezahlen neu nur noch an die konkret vorgenommenen Behandlungen. Nur dank des Baselbieter Regierungsrats, der in letzter Minute einem einmaligen Beitrags aus dem Lotteriefonds von 240 000 Franken zustimmte, konnte der Betrieb dieses Jahr überbrückt werden.
Im Budget klafft ein grosses Loch
Kliniken können nur noch sehr begrenzt Kosten übernehmen, die nicht im direkten Zusammenhang mit einer Behandlung stehen. Für die Klinik in Liestal sind das zwei Franken pro Patient und Tag oder rund 170 000 Franken. Zusätzlich zahlt die Invalidenversicherung an die geschützten Arbeitsplätze im Tierpark. Doch das reicht nicht, um die budgetierten Ausgaben von insgesamt 420 000 Franken zu finanzieren. Noch immer klafft ein Loch von jährlich 180 000 Franken.
Klinik-Direktor Ulmann möchte sich zur Kritik des Gönnervereins nicht äussern. Er windet dem Gönnerverein vielmehr ein Kränzchen dafür, «dass er in den vergangenen Jahren immer wieder mit seinen Spenden für Verbesserungen im Tierpark gesorgt hat. Sei das mit einem gespendeten Pony oder einer neuen Kutsche.»
Stiftung soll den Tierpark retten
In den nächsten Wochen soll jetzt eine Stiftung für den Tierpark gegründet werden, die «Stiftung Tierpark Weihermätteli.» Diese wird für die Finanzierung und den Betrieb des Tierparks ab 2013 zuständig sein. Stiftungsurkunde und Reglement werden zur Zeit von der Stiftungsaufsicht geprüft. Sobald diese grünes Licht gibt, wird die Stiftung gegründet.
Als Stiftungsratspräsident soll Jean-Luc Nordmann, ehemaliger Direktor des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco), amten. Zugesagt hat auch die Liestaler Stadtratspräsidentin Regula Gysin. Sie betont, wie wichtig der Park als Begegnungsort für Patienten, Besucher und Familien mit kleinen Kindern sei. «Ich kämpfe dafür, dass der Park öffentlich bleibt und nicht zu einem abgeschotteten Spitalpark wird.» Mit im Stiftungsrat ist auch die Präsidentin von Pro Natura Baselland und SP-Landrätin Mirjam Würth. «Ich schätze den Park als wertvolle ökologische Oase sehr. Als Biologin möchte ich mich dafür einsetzen, dass dieser noch ökologischer wird, etwa indem wir noch mehr Tierarten von Pro Specie rara halten.» Weitere prominente Namen für den Stiftungsrat sollen folgen.
Stadtratspräsidentin und Klinikdirektor sammeln Geld
Stadtratspräsidentin Gysin und Klinik-Direktor Ulmann haben vereinbart, dass beide versuchen, je die Hälfte der fehlenden 180 000 Franken aufzutreiben. Gysin klopfte bereits erfolgreich bei der Bürgergemeinde Liestal an. Der Bürgerrat beantragt der nächsten Bürgergemeindeversammlung von Mitte Juni einstimmig, einem Betrag von 20 000 Franken jährlich zu sprechen. «Der Tierpark wertet den Standort Liestal auf», sagt Peter Siegrist, Präsident der Bürgergemeinde Liestal. Im Gespräch ist die Liestaler Stadtratspräsidentin auch mit den umliegenden Gemeinden.
Die Klinik ihrerseits versucht, bei Sponsoren aus der Wirtschaft und privaten Spendern Geld zu beschaffen. «Wir haben mit diversen potenziellen Geldgebern Gespräche geführt», sagt Klinik-Direktor Ulmann. Noch seien keine definitiven Zusicherungen gesprochen. Die Klinik möchte auch dank Patenschaften von Privaten à 100, 200 oder 300 Franken jährlich einen Teil des fehlenden Geldes einnehmen.
Klinik-Direktor Ulmann ist zuversichtlich, dass «die Perle», der Tierpark, nicht schliessen muss. «Falls aber die finanziellen Mittel zu knapp sind, müssen wir eventuell das Angebot und die Zahl der Tier reduzieren.»