Die Weihnachtszeit ist für viele Menschen von Hektik geprägt. Auch Köbi Ruegg hat viel zu tun. Der pensionierte Gärtner wird vom Floristenfieber ergriffen und will damit anderen eine Freude bereiten. Der Rentner setzt sich für Randständige ein. Wir haben ihn in der Wärmestube «Soup & Chill» getroffen.
Von November bis Dezember ist Köbi Ruegg im Ausnahmezustand. Wenn ihn das Floristenfieber packt, gibt es für ihn kein Halten mehr. Obwohl Ruegg bereits seit vielen Jahren an Parkinson leidet, ist er unglaublich geschickt und umtriebig.
Seine Passion gilt den Weihnachtskrippen und Weihnachtsarrangements. Aber noch mehr am Herzen liegt ihm seine persönliche Einstellung: den Menschen, mit denen er sich umgibt, soll es besser ergehen als ihm damals.
Vom Findelkind zum engagierten Floristen
Köbi Ruegg hatte keine einfache Kindheit. Als ehemaliges Findelkind mit Heimvergangenheit weiss er ganz genau, was es heisst, arm und einsam zu sein. So begründet er seine «soziale Ader», wie er selber sagt. Wenn er für das «Soup & Chill» die Weihnachtsdekoration bastelt, dann sieht er täglich randständige Menschen.
Ihnen gilt sein Mitgefühl. Zum Glück habe er eine Wohnung – nicht so wie die vielen Obdachlosen, die sich hier aufwärmen und eine warme Mahlzeit erhalten, sagt er. Er sei hier, um zu helfen.
Nach seiner Lehre als Gärtner und Florist zog Köbi Ruegg in den 1960er-Jahren von der Ostschweiz nach Basel. Hier arbeitete er unter anderem im Werkstätten- und Wohnzentrum für Behinderte «Milchsuppe» (heute WWB) und im Gefängnis Schällemätteli.
Nachts kommen die kreativen Ideen
Der 73-Jährige ist schon seit Langem pensioniert. Seine Tage seien trotzdem ausgefüllt, sagt er. An Aufträgen für Weihnachtsgestecke und Krippen fehlt es nicht. Im Gegenteil, er sei manchmal fast etwas überfordert. Und es komme auch immer wieder mal vor, dass er nachts aufwache, wenn ihm eine kreative Idee käme.
Es sind fast schon Kunstwerke, die Köbi Ruegg aus gesammelten Zweigen, Tannenzäpfen oder auch Lichterketten und Glasperlen zaubert. Der Leim sei das Teuerste, sagt er. Den Rest findet er entweder in den Stadtparks oder im Brockenhaus.
Bis zu 120 Gäste erhalten täglich eine Suppe
Luxus wäre im «Soup & Chill» sowieso fehl am Platz. Denn es sind die sozial Schwachen, die hier Zuflucht suchen. Zwischen November und April bekommen die Menschen jeden Abend gratis eine warme Mahlzeit und heissen Tee. Auch Winterkleidung und Schlafsäcke werden verschenkt. Spenden von Privaten und Stiftungsgelder seien notwendig, sagt Betriebsleiterin Christine Meier. Dies, obwohl das «Soup and Chill» Subventionen vom Kanton Basel-Stadt erhält.
Seit zwei Jahren hat das «Soup & Chill» ein festes Domizil an der Solothurnerstrasse hinter dem Bahnhof SBB. Bis zu 120 Gäste kommen täglich im Dezember in die Einrichtung. Die Besucherzahl hat sich in den letzten Jahren vervielfacht.
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Das «Soup & Chill» an der Solothurnerstrasse 8 in Basel ist wie folgt geöffnet:
1.11. bis 31.3. täglich (ausser 24.12.) von 17–21h
Spendenadresse: Soup&Chill, 4000 Basel, Postcheck: CH49 0900 0000 6068 5444 7