Kontroverse um 68 Millionen für eine 1,2 Kilometer lange Tramstrecke

Für 68 Millionen Franken soll das noch leere Erlenmatt-Quartier mit dem Tram erschlossen werden. Zu teuer, findet eine Minderheit der Verkehrskommission. Sie will das Projekt im Grossen Rat ablehnen.

Ab 2019 soll das Erlenmatt-Tram vom Badischen Bahnhof durch die Schwarzwaldallee und die Erlenstrasse zum Riehenring fahren. (Bild: Keystone/ Gaetan Bally )

Für 68 Millionen Franken soll das noch leere Erlenmatt-Quartier mit dem Tram erschlossen werden. Zu teuer, findet eine Minderheit der Verkehrskommission. Sie will das Projekt im Grossen Rat ablehnen.

Nach jahrelangem Stillstand geht es nun wieder ein bisschen vorwärts im Erlenmatt-Quartier. Vor wenigen Tagen wurde der Grundstein für das Baufeld «E» im Westen des Areals gelegt. In den nächsten zwei Jahren entstehen dort 219 Wohnungen im 2000-Watt-Standard von insgesamt neun Investoren (darunter die Vaudoise-Versicherung und der CS Immobilienfonds). Auch die Stiftung Habitat treibt ihre Bauvorhaben im Osten des Areals voran, die ersten der 300 Wohnungen werden im 2016 bezugsbereit sein.

Krönung der bisher ziemlich missratenen Entwicklung soll gemäss Plänen der Regierung eine Tramlinie in das Quartier sein. Für rund 75,5 Millionen Franken will sie die Verkehrsdrehscheibe Badischer Bahnhof ausbauen lassen. Dazu gehört der Bau von Tramgeleisen via Erlenmatt zum Riehenring. Der Bund will 12,37 Millionen dafür bereit stellen.

Im zweiten Semester 2019 soll das Erlenmatt-Tram vom Badischen Bahnhof durch die Schwarzwaldallee und die Erlenstrasse zum Riehenring fahren. Die 1,2 Kilometer lange Tramstrecke kostet rund 68 Millionen Franken. Laut der Regierung sind die hohen Kosten für die Erlenmatt-Verbindung darauf zurückzuführen, dass dafür der Autobahntunnel auf 400 Metern Länge verstärkt werden muss und auch eine Erschütterungsdämmung geplant ist.

Selbst Komissionsmehrheit findet es teuer

68 Millionen sind zu viel, wie eine bürgerliche Minderheit der vorberatenden Umwelt-, Vekehrs- und Energiekommisson (UVEK) des Grossen Rats findet. Sie will den Ratschlag der Regierung zurückweisen. «Die Erschliessung des Erlenmattquartiers kann nach Ansicht der Minderheit, zumindest mittelfristig, auch problemlos mit Bussen und wesentlich kostengünstiger gewährleistet werden», schreiben die Kommissionsmitglieder im Uvek-Bericht.

Dass die Kosten relativ hoch sind, findet selbst die Mehrheitskommission. So schreibt sie: «Trotz einem schlechteren Nutzen-Kosten-Verhältnis erachtet die Kommissionsmehrheit den Bau des Trams Erlenmatt für gerechtfertigt.» Denn damit würde nicht nur das Erlenmattquartier mit dem Tram erschlossen, sondern auch ein erstes Teilstück einer künftigen Linie vom Wettsteinplatz durch die Grenzacherstrasse und die Schwarzwaldallee zum Badischen Bahnhof und vom Riehenring in Richtung Kleinhüningen oder Hafen erstellt.

Parlament entscheidet im Oktober

Remo Gallacchi (CVP), der der Kommissionsminderheit angegehört, sagt: «Das Projekt ist viel zu teuer. Man könnte darauf verzichten, ohne dass jemand darunter leidet. Es fährt bereits heute ein Bus dorthin – und dieser ist miserabel ausgelastet.» Zudem gebe es auch die Tramlinie 14. Die Erlenmatt-Bewohner müssten also nicht so weit laufen, bis sie in ein Tram steigen könnten, sagt der Grossrat. «Es wäre unverantwortlich, so viel Geld für eine 1,2 Kilometer kleine Strecke auszugeben. Und Finanzdirektorin Eva Herzog hat vor Kurzem im Rahmen der Budgetpräsentation gesagt, dass man künftig vorsichtiger sein müsse mit den Investitionen.»

Uvek-Präsident Michael Wühtrich (Grüne) hingegen will nichts von zu hohen Kosten wissen. «Die Nordtangente hat 1,6 Milliarden gekostet, da ist die Erlenmatt-Tramverbindung direkt billig dagegen. Und ausserdem kostet es immer etwas, eine Tramlinie neu zu legen.» Für ihn steht fest, dass das Potenzial der Linie gross ist.

Der Grosse Rat wird voraussichtlich im Oktober entscheiden, wie viel wert ihm das derzeit noch unterbevölkerte Erlenmatt-Quartier ist.

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