Linke gründen einen eigenen Gewerbeverband

Da die Linken unzufrieden mit der Politik des Basler Gewerbeverbandes sind, haben sie nun das «KMU Netzwerk» lanciert. Dieses steht unter der Schirmherrschaft von Nationalrat Beat Jans und Ständerätin Anita Fetz.

Will dem Gewerbeverband Paroli bieten: Das neu gegründete «KMU Netzwerk» der Linken.

(Bild: Hans-Jörg Walter)

Da die Linken unzufrieden mit der Politik des Basler Gewerbeverbandes sind, haben sie nun das «KMU Netzwerk» lanciert. Dieses steht unter der Schirmherrschaft von Nationalrat Beat Jans und Ständerätin Anita Fetz.

Seit eh und je können die Basler Linken wenig bis nichts mit der Politik des Gewerbeverbandes anfangen. Sie halten den einflussreichen Verband von Direktor Gabriel Barell für zu bürgerlich und ideologisch. Vor allem in der SP wurde in letzter Zeit immer wieder die Forderung nach einem alternativen Gewerbeverband laut. Dieser Wunsch geht nun mit «KMU Netzwerk» in Erfüllung.

Der Verband wurde vor wenigen Wochen aus der Taufe gehoben und will sich für «die Interessen seiner Mitglieder und deren Unternehmen» einsetzen. «Wir handeln nach dem Grundsatz, immer den Menschen und seine Persönlichkeit in den Vordergrund zu stellen und trotz dem Bestreben nach Gewinnmaximierung auch die sozialen und ökologischen Aspekte sowie die Herausforderungen der gesellschaftlichen Zukunftsfähigkeit miteinzubeziehen», heisst es auf der Website.

Gegründet wurde das «KMU Netzwerk» von Deborah Maravic, CEO der Condeco Technologies AG, und Werbefachmann Dominik Lüthi. Letzterer ist Mitglied der Basler SP und Präsident des Jungen Rates. «Wir wollen uns mit dem Verband aktiv für die KMU einsetzen. Der Gewerbeverband schreibt sich zwar auf die Fahne, dass er die KMU vertritt – in Wirklichkeit setzt er sich aber nur für die Interessen der ganz grossen Player ein», so Lüthi.

Mitgliederzahl unbekannt

Wie viele Mitglieder der neue Verband schon zählt, will Lüthi nicht verraten. Auch welche Firmen bereits an Bord sind, sagt er nicht. Nur so viel: «Das ‹KMU Netzwerk› stösst auf grosses Interesse.» Zu den Schirmherrinnen und -herren des Verbandes würden die Politiker Beat Jans, Susanne Leutenegger Oberholzer, Anita Fetz und Ruedi Rechtsteiner zählen – alles Politikerinnen und Politiker der SP.

Trotzdem will Lüthi sein neues Netzwerk nicht explizit als linken und alternativen Gewerbeverband sehen: «Wir sind besser. Und es sind eben nicht nur die Linken, die die Nase voll haben vom Gewerbeverband. Es gibt immer mehr KMUler, die mit der asozialen Politik des Verbandes nichts anfangen können.» So sei es unverständlich, dass der Gewerbeverband mit Lorenz Nägelin ein SVP-Mitglied in die Regierung empfehle.

Der Gewerbeverband freut sich offenbar über die neue Konkurrenz. So sagt Sprecher David Weber: «Wir begrüssen es sehr, wenn sich auch weitere Organisationen für die Interessen der KMU einsetzen. Wir sind gespannt, wie sich das Netzwerk entwickelt. Als Wirtschaftsverband ist Konkurrenz für uns grundsätzlich positiv.»

Atici hat Zweifel am traditionellen Gewerbeverband

Weber bezeichnet allerdings die Absichten des neuen Vereins als «derzeit noch vage». So stelle sich die Frage, ob sich das Netzwerk nur auf politische Meinungsäusserungen beschränke oder «ob es auch eine breite Dienstleistungspalette für Mitglieder anbieten und sich konkret für eine Stärkung der Berufsbildung engagieren möchte, wie dies etwa der Gewerbeverband Basel-Stadt tut». Bis jetzt sei der Verein «weder direkt noch indirekt bemerkbar». So seien bis jetzt keine Mitglieder des Gewerbeverbandes zum «KMU Netzwerk» gewechselt.

Abspringen könnte vielleicht bald einmal Mustafa Atici. Der SP-Grossrat und Unternehmer im Lebensmittelbereich hat «ab und zu» Zweifel an seiner Mitgliedschaft beim Gewerbeverband Basel-Stadt. «Ich vermisse dort hin und wieder eine offene Haltung und frage mich schon, was ich mit meiner Mitgliedschaft machen soll.» Er begrüsse die Bemühungen des neuen Verbandes, sich für KMU einsetzen zu wollen. «Das klingt sehr interessant.»

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