Lufthansa Technik vor dem Aus

Die Lufthansa Technik Schweiz befand sich schon seit längerem in wirtschaftlicher Schieflage, nun wird das Unternehmen wohl bald definitiv schliessen. Betroffen sind rund 60 Angestellte.

Offenbar am Ende: die Lufthansa Technik Schweiz. (Bild: Ulrich Perrey)

Die Lufthansa Technik Schweiz befand sich schon seit längerem in wirtschaftlicher Schieflage, nun wird das Unternehmen wohl bald definitiv schliessen. Betroffen sind rund 60 Angestellte.

Am Montagabend hat die Lufthansa Technik Schweiz (LTSW) bekanntgegeben, dass der Fortbestand des Unternehmens ernsthaft gefährdet sei. Die LTSW wartet am Flughafen Basel Flugzeuge unter anderem für die Swiss.

Bis vor kurzem hat auch der Billigflieger Easyjet seine Maschinen durch die LTSW warten lassen. Dieser wichtige Kunde sei aber im Herbst abgesprungen, wie CEO Rainer Lindau gegenüber der TagesWoche erklärt. Damit und wegen dem ohnehin «schwierigen Marktumfeld» sei nun auch eine Schliessung der LTSW denkbar. Vorerst sei aber erst das gesetzliche Konsultationsverfahren angelaufen, zusammen mit den Angestellten und der Personalkommission würden nun die Alternativen zu einer Schliessung diskutiert, sagt Lindau.

Dass das Wartungsgeschäft für die LTSW nicht mehr florierte, zeichnete sich ab. Seit dem die LTSW im Oktober 2008 aus der Swiss hervorgegangen war, hat sich deren Mitarbeiterbestand kontinuierlich reduziert. Von den anfänglichen 450 Mitarbeitern befinden aktuell noch knapp 60 in einem Angestelltenverhältnis.

«Die LTSW wird es in ein paar Monaten nicht mehr geben»

Der Präsident der Gewerkschaft SEV-GATA (Gewerkschaft des Bodenpersonals) und Nationalrat Philipp Hadorn ist überzeugt, dass es die LTSW in ein paar Monaten nicht mehr geben wird. «Nun geht es darum, für die betroffenen Angestellten in der Not die bestmögliche Lösung zu finden», sagt Hadorn. Für ihn stehen zwei Forderungen in Vordergrund. Erstens sollen «möglichst alle» Angestellten der LTSW von der Swiss übernommen werden, denn diese hätte definitiv Bedarf an Spezialisten. Zweitens müssen, fordert Hadorn, in den anderen Fällen Abgangsentschädigungen bezahlt werden, wie sie beim deutschen Mutterkonzern Lufthansa üblich seien.

In Deutschland gehen die diesbezüglichen gesetzlichen Vorschriften, und damit der Arbeitnehmerschutz, nämlich deutlich weiter als in der Schweiz. «Überschreiten diese höheren Abgangsentschädigungen die Möglichkeiten der LTSW, soll der Mutterkonzern in Deutschland einspringen», sagt Hadorn. Die unternehmerische Verantwortung gebiete dies, ist Hadorn überzeugt.

Fehleinschätzungen der Geschäftsleitung

Zwar ist die SEV-GATA seit der Kündigung des GAV nicht mehr offizieller Sozialpartner der LTSW, am Konsultationsverfahren teilnehmen kann die Gewerkschaft aber trotzdem. «Wir sind eingeladen worden, uns zu beteiligen», sagt Hadorn. Zum Verhältnis zwischen SEV-GATA und LTSW äussert sich Hadorn diplomatisch: «Uns verbindet keine Feindschaft». Allzu harmonisch kann diese Beziehung seit der GAV-Kündigung durch die LTSW aber nicht mehr gewesen sein.

Auch wenn sich Hadorn nicht allzu kritisch über die Geschäftsleitung der LTSW äussern will – noch sieht er seine Verhandlungschancen intakt – wird er gegenüber der TagesWoche deutlich. «Das Management hat öffentlich grossmundige Ziele verkündet und damit natürlich die Hoffnung der Angestellten geschürt», dass nun einmal mehr hochtrabende Businesspläne auf Kosten der Angestellten scheitern würden, bezeichnet Hadorn unumwunden als «Schweinerei». Und er ergänzt: «die Geschäftsleitung hat sich hier einige bemerkenswerte Fehleinschätzungen geleistet».

«Wir bieten sozialverträgliche Lösungen»

LTSW-Chef Rainer Lindau mag die gewerkschaftlichen Forderung nach einer höheren Abgangsentschädigung nicht gross kommentieren, er sei aber überzeugt, dass die LTSW mit dem vorgesehenen Sozialplan (wie ihn übrigens auch die Swiss in ihrem GAV verankert hat) ihren Angestellten eine sozialverträgliche Lösung biete. «Ein Vergleich der deutschen Sozialpläne mit denjenigen in der Schweiz ist nicht statthaft, die Systeme sind zu unterschiedlich», sagt Lindau.

Die andere Forderung, nach der möglichst kompletten Weiterbeschäftigung der Angestellten, sieht er hingegen als berechtigt. «Dies ist ohnehin immer unser Bestreben, wir haben ja bereits bei den Entlassungen im letzten Jahr für zahlreiche Mitarbeiter Anschlusslösungen gefunden.»

Rund die Hälfte der LTSW-Angestellten sei gemäss Philipp Hadorn in der SEV-GATA organisiert, an die Betriebsversammlung am Dienstagabend ist dennoch die ganze Belegschaft eingeladen. Hadorn will an dieser Versammlung prüfen, wie weit sich die Angestellten engagieren wollen. Der Gewerkschafter ist zwar vorerst noch überzeugt, in Verhandlungen Erfolge erzielen zu können. «Sollte sich aber die Geschäftsleitung der LTSW nicht zu Zugeständnissen bereit zeigen, sind wir auch gewillt, Kampfmassnahmen einzuleiten.» Dies sei natürlich nur dann möglich, wenn die Belegschaft diese Massnahmen auch mittrage, schränkt Hadorn ein.

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