Massive Vorwürfe an die Leitung des Historischen Museums

In einem Brief an das Präsidialdepartment äussern 20 Angestellte des Historischen Museum Basel scharfe Kritik an der neuen Direktion. Von Drohungen, Verdächtigungen und systematischem Niedermachen von Angestellten ist die Rede.

Hat das Personal gegen sich aufgebracht: HMB-Direktorin Marie-Paule Jungblut. (Bild: Basile Bornand)

In einem Brief an das Präsidialdepartment äussern 20 Angestellte des Historischen Museum Basel scharfe Kritik an der neuen Direktion. Von Drohungen, Verdächtigungen und systematischem Niedermachen von Angestellten ist die Rede.

Im Historischen Museum Basel ist ein Arbeitskonflikt eskaliert. 20 Mitarbeiter aller Hierarchiestufen sind an den Baselstädtischen Angestellten-Verband (BAV) gelangt, damit dieser ihre Sorgen zu den Verantwortlichen trägt. Die Vorwürfe an Museumsdirektorin Marie-Paule Jungblut, derzeit krankgeschrieben, und Verwaltungsleiter Matthias Gnehm sind massiv: Die Rede ist von einer «Atmosphäre der Angst».

Dabei waren die Erwartungen an die neue Leitung des Historischen Museums Basel (HMB) gross. Als Guy Morin vor zweieinhalb Jahren Jungblut aus Luxemburg an den Rhein gelockt hatte, erhoffte sich der Basler Regierungspräsident einen umfassenden Wandel des Museums. Für Morin ist die Situation am HMB nicht ungefährlich. Jungblut war seine Wunschpersonalie. Scheitert sie auf dem Barfüsserplatz, würde das auf Morin zurückfallen.

Das HMB, das am Rande der Basler Museumslandschaft stand, sollte thematisch mitten in die Stadt geholt werden. Mit Ausstellungen zur Stadtgeschichte, mit einer modernen Vermarktung, mit der Erschliessung neuer Besuchergruppen.

Detaillierte Missstände

Doch nun zeigt sich, dass der «Change Prozess» vor allem intern seine Spuren hinterlassen hat. Im Brief des BAV an den Personalleiter des Präsidialdepartements Karl Emmenegger mit Kopie an Kulturchef Philippe Bischof und andere involvierte Kreise werden die Missstände detailliert aufgelistet. Der Brief liegt der TagesWoche vor.

Mitarbeiter seien intern und gegenüber Externen herabqualifiziert worden. Die freie Meinungsäusserung werde unterdrückt, eine Diskussionskultur sei inexistent. Die Museumsmitarbeiter würden zudem «gezielt ignoriert und ausgeschaltet» sowie «gegeneinander ausgespielt».

Einsatz von Drohungen

Die Vorwürfe richten sich explizit an die neue Leitung, also an Jungblut und Verwaltungsleiter Gnehm, der bis 2013 die Sicherheitsdienste auf dem Novartis Campus leitete. Jungblut und Gnehm würden unter Einsatz von Drohungen, Verdächtigungen und Falschaussagen operieren. Die Belegschaft werde dabei in Lager geteilt, in «alte» und «neue» Mitarbeiter. Das Verhalten der Direktion sei «unberechenbar und respektlos».

Bemängelt werden zudem «intransparente Auftragsvergaben, intern und extern». Sowie eine «widersprüchliche Kommunikation mit unklaren und sprunghaften Vorgaben. Zu den geschilderten Vorgängen komme es seit anderthalb Jahren, die Situation hätte sich seither laufend verschlimmert.

Repressalien befürchtet

Der Anwalt Gregor Schürmann, Sekretär des BAV und Verfasser des Briefs, sieht die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers tangiert. Er spricht im Brief von einer Vielzahl an Beispielen und Belegen für die Vorwürfe, wobei er diese nicht vorlegen könne, da die betroffenen Mitarbeiter Repressalien befürchten würden.

Schürmann fordert nun entweder eine externe Mediation, die es den HMB-Angestellten erlauben würde, offen über die Missstände zu sprechen – oder alternativ eine extern geleitete Mitarbeiterbefragung, bei der alles auf den Tisch kommen könnte.

Schürmann will sich auf Anfrage nicht zum Schreiben äussern. Nervös reagiert das Historische Museum. Ein Gesprächstermin mit Verwaltungsleiter Gnehm wird kurzfristig abgesagt, dafür schaltet sich Kulturchef Bischof ein.

Altbekannte Vorwürfe

Bischof sagt, er habe bereits lange vor dem Erhalt des Schreiben von der Situation am HMB Kenntnis gehabt. Auch Personalchef Emmenegger räumt ein, dass sich in den letzten Monaten immer wieder Mitarbeiter über das Arbeitsklima am HMB beschwert hätten. Man habe eine «umfassende Analyse» veranlasst und bereits erste Schritte eingeleitet, versichert nun Bischof.

Zu einer Verbesserung der Lage haben diese offenbar nicht geführt. Sonst hätte das Museumspersonal nicht den letzten Ausweg über die gewerkschaftliche Vertretung gewählt. Inhaltlich will Bischof zu den Vorwürfen keine Stellung beziehen: «Über Personalfragen, deren Ursachen und den konkreten Umgang damit informieren wir selbstverständlich nicht in der Öffentlichkeit.»

«Es scheint Verbesserungen zu brauchen.» 


Kulturchef Philippe Bischof 

Bischof lobt Jungblut dafür, die Erwartungen zu erfüllen. Man habe von ihr verlangt, im Museum «stadthistorische und allgemeine Zeitfragen» zu behandeln und das tue sie. Zudem würden die Fakten für sie sprechen: Das HMB habe die Besucherzahlen zuletzt steigern können.

Zufrieden mit ihrer Personalführung scheint Bischof nicht zu sein: «Ein Change Prozess in einer so komplexen Institution wie einem Historischen Museum birgt die Gefahr von Reibungen, Widerständen und Missverständnissen. Ein solcher Prozess muss sorgfältig geschehen. Und hier scheint es Verbesserungen zu brauchen.»

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