Mehr Fussgänger in der Freien Strasse, mehr Disziplin bei Autofahrern: Knapp ein Jahr nach Einführung des Verkehrskonzepts Innenstadt zieht der Kanton Basel-Stadt ein positives Fazit.
Die Nörgler, die den Teufel einer menschenleeren Stadt an die Wand malen, haben nicht recht: Die Verwaltung hat nachgezählt und ist zu einem wohl für viele erstaunlichen Resultat gekommen: «Erste vergleichende Erhebungen zeigen, dass bis zu ein Viertel mehr Fussgänger durch die Freie Strasse gehen», schreibt die Basler Regierung in einer Medienmitteilung. Dies trotz den Klagen über den Einkaufstourismus und die teuren Abstellplätze in den öffentlichen Autoeinstellhallen. Und dies obschon die Freie Strasse ja früher bereits Fussgängerzone war.
Das Bau- und Verkehrsdepartement (BVD) und das Justiz- und Sicherheitsdepartement (JSD) ziehen knapp ein Jahr nach der Einführung des neuen Verkehrskonzepts Innenstadt ein positives Fazit: Fussgängerinnen und Fussgänger fänden mehr Platz zum Flanieren und Dank zusätzlicher Veloverbindungen sei die Innenstadt zudem für Velofahrende einfacher zu erreichen, schreiben die beiden zuständigen Departemente. «Dies erhöht die Attraktivität der Innenstadt, was den Ladengeschäften zugutekommt.»
Erste Zählung der Fussgänger
Wie die stellvertretende Kommunikationsleiterin im BVD, Jasmin Fürstenberger, auf Anfrage präzisiert, wurden in der Freien Strasse im Mai 2014 und im Juni 2015 jeweils an mehreren Werktagen und an Samstagen vergleichende Zählungen des Fussgängeraufkommens durchgeführt. «Es handelt sich aber erst um eine Momentaufnahme und noch nicht um eine repräsentative Erhebung», sagt sie.
Erfreut zeigen sich die beiden Departemente auch darüber, dass die Boulevardgastronomie begonnen habe, die neuen Freiflächen zu nutzen und damit die Attraktivität von gewissen Strassen erhöhe. Als Musterbeispiel wird die Rheingasse genannt, die das mit der aktuellen «Adväntsgass im Glaibasel» anschaulich vor Augen führe.
Mehr Veloverkehr, weniger unbewilligte Autofahrten
Zugenommen hat laut der Mitteilung der Veloverkehr. Durch die Einführung des Gegenverkehrs zeige sich dies in der Rheingasse besonders deutlich, was wiederum das Kleinbasler Rheinufer entlaste und dort mehr Raum schaffe für «entspanntes Flanieren». Die Velofahrer halten sich aber nicht nur an die für sie vorgesehenen Routen. «Rund die Hälfte der in der Kernzone kontrollierten Velofahrenden verhielten sich nicht korrekt», heisst es im Fazit.
Auch autofrei ist die Innenstadt nicht. Im laufenden Jahr hat die Motorfahrzeugkontrolle rund 10’000 Zufahrtsbewilligungen ausgestellt – 8’250 Kurz- und 1’750 Dauerbewilligungen, darunter 1100 für Anwohner. Durchschnittlich machen pro Tag rund 2000 Motorfahrzeuge Gebrauch von ihren Zufahrtsbewilligungen, was sich laut der Mitteilung im Rahmen der Erwartungen bewegt.
Noch immer gibt es auch die Autofahrer, die ohne Bewilligung in die Kernzone fahren. Die Kantonspolizei hat bei koordinierten Verkehrskontrollen im Oktober festgestellt, dass die Verkehrsregeln zwar besser eingehalten werden als noch bei der vorangegangenen Aktion im Juli. Aber noch immer seien rund 14 Prozent der Auto- und Motorradfahrer unberechtigt in die Kernzone gefahren.
Anwohner «weitgehend zufrieden»
Insgesamt hat aber der Autoverkehr durch die Kernzone abgenommen – zur «weitgehenden» Zufriedenheit der Anwohnerinnen und Anwohner, wie die beiden Departemente schreiben. Überdies habe man auch die meisten Anliegen der Gewerbetreibenden «zufriedenstellend» erfüllen können. «Hier wurde mit kleinen Verordnungsanpassungen viel erreicht», heisst es in der Medienmitteilung.
Anfang Januar 2016 startet am oberen Teil des Spalenbergs als weiterer Bestandteil des Verkehrskonzepts ein einjähriger Pilotversuch mit Pollern, mit denen die Zufahrt zur Kernzone physisch geregelt werden kann. Die Anwohner und weiteren Zufahrtsberechtigten werden die Poller mit den QR-Codes auf ihren Bewilligungen zum Absenken bringen können. Aufgrund der Auswertung dieses Pilotversuchs wird der Grosse Rat über eine definitive Einführung eines Pollersystems rund um die Kernzone entscheiden.