Die Wettbewerbskommission beurteilt den Umgang der Messe Schweiz mit ihren Dienstleistern an der Baselworld als kritisch. Das sogenannte Partnersystem weckt grosses Unbehagen im lokalen Gewerbe. Davon nichts gehört hat Gewerbedirektor Peter Malama (FDP).
Das Geschäftsmodell der Messe Schweiz (MCH Group) an der Baselworld stösst bei der Wettbewerbskommission des Bundes (Weko) auf Interesse. Die TagesWoche hatte darüber berichtet: An der weltweit grössten Uhren- und Schmuckmesse werden die Aussteller dazu gezwungen, mit bestimmten Dienstleistern zusammenzuarbeiten.
Die Selektion der offiziellen Partner, von Standbau bis zum Kopierservice, erfolgt nicht aufgrund einer Ausschreibung oder nach transparenten Kriterien, sondern nach dem Gusto der Verantwortlichen. Im Gegenzug verlangt die Messe eine Beteiligung am Umsatz der Partner in der Höhe von 10 bis 15 Prozent, wie mehrere verärgerte Firmen im Rahmen der Recherche bestätigten.
Regionale Zulieferfirmen, die keine Partner sind, fürchten derweil um ihre Existenz. Die Messe bestreitet die Kickback-Zahlungen. Beim Dienstleisterzwang führt sie Sicherheitsgründe an.
Die zurückhaltende Kommunikation der Messe, deren Hauptaktionär der Kanton Basel-Stadt ist, wird nun nachvollziehbar. Die Weko äussert Bedenken, ob das Partnersystem gesetzeskonform ist. Auf Anfrage teilt Patrik Ducrey, stellvertretender Direktor der Weko mit: «Bei den geschilderten Sachverhalten (Zwang zur Wahl von Dienstleistern, Kickbacks der Dienstleister an die Messe) kann es sich tatsächlich um ein kartellrechtliches Problem handeln, falls die Messe Schweiz marktbeherrschend wäre und ihre Stellung in dieser Form zum Nachteil der Aussteller und der Dienstleister missbraucht.» Um das festzustellen, brauche es genauere Abklärungen. Bislang habe die Weko aber noch keine Klagen von Ausstellern oder Dienstleistern erhalten, heisst es abschliessend.
Malama sind keine Klagen bekannt
Auch dem Basler Gewerbedirektor Peter Malama ist bislang nichts Negatives zu Ohren gekommen. Er stehe in ständigem Kontakt mit der Messe und ihm seien keine Beschwerden aus dem lokalen Gewerbe bekannt. Es müsse sich dabei um Einzelfälle handeln, glaubt der FDP-Nationalrat: «Im freien Markt gibt es immer Verlierer, es ist klar, dass diese aufschreien.»
Das Partnersystem hält Malama für sinnvoll. Dass es jahrelang auch ohne ging, will er nicht gelten lassen: «Die Sicherheitsansprüche haben sich verändert.» Von Kickback-Zahlungen habe er noch nie etwas gehört.
Es sind nicht die einzigen Störgeräusche rund um die grösste Glitzermesse der Welt. Wie die TagesWoche berichtete, hält die Messeleitung an einem verurteilten Betrüger als Direktionsmitglied fest.