Jeder dritte Basler fährt mit dem Velo zum Einkaufen nach Deutschland. Baselbieter hingegen bevorzugen das Auto. Dafür sind die deutschen Restaurants bei allen beliebt. Die Auswertung unserer Umfrage zum Einkaufstourismus.
Wir haben gefragt. Und innerhalb von fünf Tagen haben mehr als 1500 Menschen geantwortet.
Das Thema Einkaufstourismus bewegt, das zeigt nicht nur die rege Beteiligung an unserer Umfrage. Fast 90 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, mehrmals pro Jahr zum Einkaufen nach Deutschland zu fahren.
Repräsentativ ist unsere Umfrage nicht, dafür wissen wir zu wenig über die Stichprobe. Weil es sich um eine freiwillige Online-Umfrage handelte, ist die Zusammensetzung der Antwortenden ein Stück weit zufällig. So können wir die Teilnehmer einzig durch ihren Wohnkanton voneinander unterscheiden. Angaben wie etwa das Jahreseinkommen oder die Mobilität hätten eine weitergehende und differenziertere Auswertung zugelassen.
Es ist ausserdem davon auszugehen, dass an dieser Umfrage vor allem Menschen mit einer gewissen Affinität zum Thema teilgenommen haben. Die erwähnten 90 Prozent dürften also kaum die gesamte Bevölkerung der Region Nordwestschweiz widerspiegeln. Dennoch erlaubt die grosse Anzahl Antworten Aussagen, welche der Realität zumindest nahe kommen.
Basler radeln über die Grenze
Ein Blick auf die Herkunft der Umfrageteilnehmer zeigt, dass der allergrösste Teil aus den beiden Basler Halbkantonen stammt. Diese beiden Gruppen haben wir deshalb, auch weil dort die Mehrheit unserer Leser zu Hause ist, separat und etwas genauer betrachtet.
Auffällig ist die Wahl des Transportmittels: Jeder dritte Basler fährt mit dem Velo zum Einkaufen nach Deutschland. Eine kleine Radtour lässt sich gut mit dem Besuch des Bauernmarktes in Lörrach verbinden. Städter sind überdies die deutlich fleissigeren Einkaufstouristen, rund 42 Prozent kaufen mindestens einmal monatlich in Deutschland ein.
Baselbieter hingegen nutzen fast immer ihr Auto. Mit 75 Prozent liegen sie damit deutlich über dem Gesamtschnitt (54 Prozent). Mehr als die Hälfte gab an, lediglich «hin und wieder» oder gar «selten» nach Deutschland zum Shoppen zu fahren.
Plausibel wirkt die Feststellung, dass ziemlich genau die Hälfte der Einkaufstouristen nicht für den wöchentlichen, sondern für den monatlichen oder zweimonatlichen Grosseinkauf über die Grenze fährt und dafür bis zu 200 Euro ausgibt. Dass dafür das Auto das geeignetste Transportmittel (54 Prozent) darstellt, liegt auf der Hand, in einen Kofferraum passt einfach mehr als auf den Gepäckträger am Velo.
Duschgel schlägt Weisswein
Besonders beliebt sind offenbar die grossen Drogeriemärkte. Über zwei Drittel der Umfrageteilnehmer haben angegeben, Kosmetik- und Hygieneartikel in Deutschland einzukaufen. Für Duschgel und Sonnencrème fahren die Schweizer also noch lieber über die Grenze als für Ribeye-Steaks und badischen Weisswein.
Noch lieber als in die Shoppingzentren tragen die Schweizer ihre Kaufkraft jedoch in die Restaurants im südbadischen Raum. Kein Kästchen bei der Frage «Welche Angebote nutzen Sie in Deutschland?» wurde häufiger angeklickt (rund 72 Prozent). Nach den Gründen haben wir nicht gefragt. Neben den markant tieferen Preisen dürfte auch der gute Ruf der dortigen Gastronomie seinen Teil dazu beigetragen haben.
Ganz generell wäre es interessant gewesen, nach den Gründen zu fragen. Mehrere Leser reagierten per Mail auf die Umfrage. Diese sei zu einseitig und würde das Phänomen Einkaufstourismus nicht tiefgehend durchdringen. In einer Zuschrift etwa stellte ein Leser klar, weshalb er deutsche Läden bevorzugt:
«Der Hauptgrund liegt im besseren Angebot (Auswahl und Qualität) und dem freundlichen, zuvorkommenden und hilfsbereiten Personal. In dieser Beziehung könnten unsere Grossverteiler noch einiges lernen.»
Ein Aspekt der beim Thema Schweizer Einkaufstouristen in Deutschland jedoch eine grosse Rolle spielt ist die Möglichkeit, sich die Mehrwertsteuer zurückerstatten zu lassen. Damit profitieren Schweizer Kunden nicht nur von günstigen Währungsverhältnissen und ohnehin tieferen Preisen, sondern können zusätzlich noch einen «Rabatt» von bis zu 12 Prozent geltend machen. Die letzte Grafik zeigt: über 40 Prozent der Einkaustouristen machen bei grösseren Beträgen davon Gebrauch. Fast ein Viertel holt sich die Mehrwertsteuer sogar immer und aus Prinzip zurück.
_
Dieser Artikel ist Bestandteil eines Themenschwerpunktes zum Einkaufstourismus. Alle weiteren Berichte finden Sie in unserem Dossier.