Mit der Neat ins Tessin: Das bringt der neue Fahrplan

Die Neat verdoppelt die Bahnkapazität durch den Gotthard und beschleunigt die Fahrt. Die Zahl der Personenzüge bleibt aber vorerst unverändert, wie der Entwurf zum neuen Fahrplan zeigt. Erst mit dem Ceneri-Tunnel und dem Ausbau am Zugersee wird das Angebot grösser.

Ein Gotthardino Sonderzug steht im Gotthard Basistunnel an der Station der Erlebniswelt Sedrun am Mittwoch, 31. August 2016, anlaesslich einer Sonder- und Medienfahrt mit dem Gotthardino zwischen Flueelen und Biasca. (KEYSTONE/Urs Flueeler)

(Bild: Keystone/URS FLUEELER)

Die Neat verdoppelt die Bahnkapazität durch den Gotthard und beschleunigt die Fahrt. Die Zahl der Personenzüge bleibt aber vorerst unverändert, wie der Entwurf zum neuen Fahrplan zeigt. Erst mit dem Ceneri-Tunnel und dem Ausbau am Zugersee wird das Angebot grösser.

Wer mit der Bahn von Basel nach Lugano oder Mailand fährt, kommt ab 11. Dezember eine halbe Stunde früher an als heute. Diesen Zeitgewinn ermöglicht der neue Neat-Basistunnel durch den Gotthard. Im Übrigen bringt das zwölf Milliarden Franken teure «Jahrhundert-Bauwerk», das ab Ende Jahr betrieben wird, den Bahnreisenden in den nächsten Jahren keinen Gewinn. 

Die Zahl der Züge durch den Gotthard wird trotz Neat nicht erhöht. Das zeigt der Entwurf des neuen Fahrplans. Der endgültige Fahrplan, der ab 11. Dezember gilt und im Oktober veröffentlicht wird, werde daran nichts ändern, sagte Toni Häne, Verkehrschef SBB Personenverkehr, am Mittwoch an einer Medienkonferenz in Flüelen: Die Kapazität auf den Zufahrtslinien, die in den nächsten vier Jahren durch Sanierungen und Ausbauten wie den Vier-Meter-Korridor eingeschränkt wird, erlaube keine zusätzlichen Züge.

Damit gilt ab 11. Dezember pro Fahrtrichtung folgendes Regime im Personenverkehr durch den Gotthard:

  • Alle zwei Stunden fahren zwischen Arth Goldau und Bellinzona wie bisher drei bis vier Intercity- oder Eurocity-Züge; dies neu durch den Basistunnel mit dem erwähnten Zeitgewinn von 30 Minuten. Neu legen pro Tag drei dieser Züge einen Zwischenhalt in Flüelen UR ein.
  • Jede Stunde verkehrt auf der alten Bergstrecke zusätzlich ein Regionalzug. Dieser ersetzt den bisher ebenfalls stündlich verkehrenden Interregio-Zug. Die neuen Regionalzug-Verbindungen erfordern ein zusätzliches Umsteigen in Erstfeld, womit sich die Fahrt zwischen Arth Goldau und Bellinzona gegenüber den heutigen Interregio-Zügen um 17 Minuten verlängert. Das relativiert den Zeitgewinn der IC- und EC-Züge.
  • Im Sommer (ab Ostern) bieten die SBB auf der Bergstrecke neu einen speziellen Touristenzug mit Panoramawagen an; dieser ersetzt die Panoramawagen in den heutigen Interregio-Zügen. An Wochenenden verkehren einzelne IR-Züge weiterhin bis Göschenen und im Sommer bis Bellinzona; dies mit einem Velowagen.
  • Die Velomitnahme im Nord-Süd-Verkehr wird mit der Inbetriebnahme der Neat zusätzlich erschwert. So soll die Reservationspflicht für die wenigen Veloplätze in den Intercity-Neigezügen (ICN) auf die übrigen Intercity-Züge ausgedehnt werden. In den Eurocity-Zügen bleibt die Velomitnahme verboten. Reisende mit Velo müssen darum weiterhin auf die – noch langsameren – Züge auf der Bergstrecke ausweichen.

Verzögerung am Zugersee

Einen zusätzlichen halbstündigen Reisezeit-Gewinn und ein grösseres Angebot planen die SBB erst ab Ende 2020. Dann soll nach dem Gotthard- auch der Ceneri-Basistunnel in Betrieb gehen und der Ausbau zum Vier-Meter-Korridor vollendet sein.

Doch diese Verbesserung des Angebots ist inzwischen ebenfalls ungewiss. Denn die Sanierung des Teilstücks Zug–Arth-Goldau entlang dem Zugersee, die eine Vollsperrung von 18 Monaten bedingt, verzögert sich durch Rechtsstreitigkeiten. Nach neusten SBB-Prognosen erfolgt diese Sanierung frühestens «in der Fahrplanperiode» 2019.

Im schlimmsten Fall kann dieses Teilstück erst nach der Eröffnung des Ceneri-Tunnels saniert werden. Womit die Personenzüge zwischen Zürich und Mailand, die mit 200 Kilometer pro Stunde durch die Basistunnel brausen, durch eine erzwungene Spitzkehre in Rotkreuz gebremst werden.

Mehr Produktivität im Güterverkehr

Im Warenverkehr sind mit den Neat-Basistunneln folgende Verbesserungen geplant: Die Zahl der Güterzüge wird erhöht, von heute 180 ab 2017 auf 210 und ab 2021 auf 260 pro Tag – sofern die Nachfrage dem Angebot folgt.

Die Güterzüge sollen von heute maximal 650 auf 750 Meter verlängert werden, zudem brauchen sie weniger Lokomotiven: Während heute drei Loks einen 1600 Tonnen schweren Zug über die Bergstrecke schleppen und stossen, soll künftig auf der flacheren Route eine Lok genügen.

Doch die Ausbauten im Norden und Süden  ziehen sich in die Länge. Aus diesem Grund wird eine durchgehende «Flachbahn» zwischen Rotterdam und dem Mittelmeer frühestens ab 2025 Wirklichkeit. Erst dann lassen sich die Produktivitätsgewinne, welche die Neat-Basistunnel ermöglichen, im internationalen Bahnverkehr voll ausschöpfen.

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