Mit eigener Währung zur neuen Weltordnung

Willy hat einen Traum: eine neue Weltordnung. Dafür druckt er zuhause seine eigene Währung. Mit seiner Ausstellung «Tempus enim Somniantes» im «Farbklex» zu Liestal erlaubt der Künstler einen Blick in sein Seelenleben.

Willy Suter und seine Blüten: Der Tenniker Künstler träumt von einer neuen Weltordnung. (Bild: Lucas Huber)

Willy hat einen Traum: eine neue Weltordnung. Dafür druckt er zuhause seine eigene Währung. Mit seiner Ausstellung «Tempus enim Somniantes» im «Farbklex» zu Liestal erlaubt der Künstler einen Blick in sein Seelenleben.

Willy Suter ist empört. Über den Weltenlauf, das System, die Politik. Doch die Faust im Sack zu machen ist nicht sein Ding. Darum druckt er zuhause in Tenniken Blüten – mit einer alten Handdruckpresse. Keimlinge also, selbst gestaltet im Linolschnitzverfahren. Mit ihnen will er das Weltengefüge umstürzen.

Suter versteht die Blüten als Alternativwährung, als zinslose Alternative zum Franken. «Denn die Zinsen und Zinseszinsen treiben uns in die Knechtschaft», sagt er, der Tätowierte mit den Wolverine-Koteletten, dem Ziegenbärtchen und dem Irokesen-Schnitt.

Früher hat er als «Häxemeischter» mittelalterliche Kostüme aus gehärtetem Leder gefertigt und biomechanische Anzüge im Stile eines H.R. Giger. Heute fühlt er sich dem Malen mehr verschrieben. Willy, 29, ist Künstler. 

Zumindest Teilzeit, denn sein täglich Brot verdient er als freischaffender Allrounder im Gartenbau. «Zeit», betont er allerdings und grinst, «ist mir wichtiger als Geld, auch wenn ich daheim meine eigene Währung drucke.» Seine Bilder, bunte Grossformate in Öl und Acryl, hängen für einen Monat im Liestaler Café Farbklex, das seit seiner Eröffnung vor bald fünf Jahren regionalen Künstlern eine Plattform bietet. Heute Freitagabend ist Vernissage.

Kein unterschwelliger Angriff

Zu behaupten, eine düstere Aura umgäbe Willy Suter, schösse am Ziel vorbei, auch wenn er zumeist schwarz gewandet durchs Leben geht. Denn auch seine Bilder strahlen von Licht und Leben. «Das rechte Auge des Horus» etwa zeigt zwei schwebende Pyramiden vor Neon, in ihnen das allsehende Auge des Horus, umtost von einem Sturm und peitschenden Wellen.

Natürlich sind es die beäugten Pyramiden, die Willys Gedankenwelt beherrschen, das Symbol der Schattengesellschaften. Erzählt er, fallen Schlagworte wie Rothschild, Illuminati, Freimaurer. «Mir ist bewusst, dass das nur ein Tropfen auf den heissen Stein ist. Aber in einer Sauna bewirkt ein einzelner Tropfen schon verdammt viel.» Willy will aufwecken, um das System zu verändern, zum Nachdenken anzuregen. Lächelnd, aber mit aller Ernsthaftigkeit.

«In einer Sauna bewirkt ein Tropfen auf den heissen Stein verdammt viel.»
Willy Suter, Künstler

Vielleicht schafft er das, womöglich gar bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich BIZ. Deren Direktor hat er nämlich genauso zur Vernissage geladen wie Vertreter von BLKB und UBS. Dabei will Willy weder anklagen noch abkanzeln. «Die Einladung ist nicht als unterschwelliger Angriff gemeint; ich suche den ehrlichen Dialog», sagt er, ohne zu erwarten, dass tatsächlich eins der Geldinstitute seiner Einladung folgt. «Aber wenn sie hier nun lesen: ‹Scheisse, wir sind wirklich eingeladen›, taucht ja vielleicht doch einer in Anzug und Krawatte auf.»

Nicht nur umstürzen, auch Zeit zum Träumen

Bei aller Ideologie will Willy seine Aktion auch als Kunstprojekt verstanden wissen. Auf dass seine Bilder und die Skulpturen aus Silberbesteck, die Homunkulusse, den Menschen Willy zeigen. Die würden nämlich, sagt er, sein Inneres nach aussen stülpen, seine Welt «und was da in mir drin ist. Ich will meine Sicht auf die Welt mitteilen. Das ist schliesslich mein Auftrag als Künstler.»

Die Hoffnung keimt in ihm, dass seine Keimlinge in Umlauf kommen und zumindest in einem kleinen Kreis zur Parallelwährung werden. «Tempus enim Somniantes» heisst denn auch seine Ausstellung. Oder auf Deutsch: «Zeit zum Träumen.» Ein Traum ist die neue Weltordnung, ein anderer, von der Kunst leben zu können. Nicht zuletzt darum sind die Preise seiner Bilder in konventionellen Franken angeschrieben. «Und, weil es leider noch keinen Keimlings-Kurs gibt. Noch nicht.»

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«Tempus enim Somniantes», Ausstellung Willy Suter (Tenniken), Café Bar Galerie Farbklex, Kasernenstrasse 16, Liestal. Vernissage: Freitag, 6. März, 19.30 Uhr.

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