Mit Freundlichkeit will die SVP die Wahl gewinnen

Thomas Weber habe nur eine Chance, wenn seine Partei die stark umstrittene Idee einer Fusion der beiden Basel zum Wahlkampfthema mache und den SP-Kandidaten Eric Nussbaumer hart attackiere, heisst es allenthalben. Der neue SVP-Präsident Oskar Kämpfer hat allerdings ganz andere Pläne. Und ist sehr überzeugt von ihnen.

Im August 2013 hat Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektor Thomas Weber einen Analyse- und Strategieprozess eingeleitet. (Archiv)

(Bild: Michael Würtenberg)

Thomas Weber habe nur eine Chance, wenn seine Partei die stark umstrittene Idee einer Fusion der beiden Basel zum Wahlkampfthema mache und den SP-Kandidaten Eric Nussbaumer hart attackiere, heisst es allenthalben. Der neue SVP-Präsident Oskar Kämpfer hat allerdings ganz andere Pläne. Und ist sehr überzeugt von ihnen.

Nun ist es also soweit: Die SVP kürt heute Donnerstagabend in Muttenz Thomas Weber (51) offiziell zu ihrem Regierungskandidaten. Danach kann der Wahlkampf endgültig losgehen.

Mit welchen Themen? Und in welchem Stil? Möglichst aggressiv, weil es am 3. März eine Richtungswahl geben wird? Oder doch eher freundlich, weil die Baselbieter nun mal nette Menschen sind?

Spannende Fragen, bei denen auch die Medien ein bisschen mitreden möchten. Die Basler Zeitung hat schon wiederholt auf die eine, «ganz grosse Differenz» zwischen dem Favoriten Eric Nussbaumer (SP) und seinem härtesten Widersacher Thomas Weber (SVP) hingewiesen: Der SVP-Landrat sei ein «dezidierter Gegner einer Wiedervereinigung der beiden Basel», der SP-Nationalrat ein «Fusionsturbo». «Hat die SVP Mut und Selbstvertrauen, greift sie Nussbaumer genau auf diesem Feld an. Warum soll einer in die Kantonsregierung gewählt werden, der seinen Kanton erklärtermassen nichts weniger als auflösen will?», schreibt die BaZ.

«Bei einer Bewerbung in der Wirtschaft blufft man ja auch nicht mit dem Autofahren»

Eine weitere Steilvorlage erhält die Baselbieter SVP von der «Weltwoche». Das Blatt stellt in seinem Bericht «Vergesst die Sonne!» Eric Nussbaumer als Inbegriff des neumodischen Energiepolitikers dar, der vor allem etwas gut kann: «mit dem Geld von anderen Leuten Geschenke» verteilen. Ein Vorwurf, der im Falle Nussbaumers besonders bedenklich scheint, weil er als Solarunternehmer auch noch persönlich von den angeblichen Geschenken profitieren würde.  

Alles klar also im Hinblick auf den Wahlkampf? Volle Attacke auf Nussbaumer?

Nein, sagt Oskar Kämpfer (59), der neue Präsident der Baselbieter SVP. Unter seinem Vorgänger Dieter Spiess hat die Partei mit einem recht hemdsärmligen Auftreten ihren Sitz in der Regierung vor zwei Jahren verloren. Diesen Sitz will Kämpfer nun mit einem neuen Stil zurückgewinnen: immer noch klar in der Haltung, aber freundlicher im Ton.

Selbstverständlich hält auch Fusionsgegner Kämpfer die Vorstellung für «sehr seltsam», dass Nussbaumer nach einer Wahl einen Eid auf eine Verfassung ablegen müsste, in der die Erhaltung der Souveränität unter Anrufung von Gott, des Allmächtigen, bereits in der Präambel beschworen wird, wie die BaZ betonte. Und natürlich bezeichnet auch er Nussbaumers Einsatz für die Energiewende als «falsch». Aber das alles ist für den neuen SVP-Präsidenten jetzt nicht das entscheidende Thema. «Wenn sich einer für eine wichtige Position in der Wirtschaft bewirbt, hebt er ja auch die Fähigkeiten hervor, die für den Job nötig sind – und nicht etwa seine Autofahrkünste», sagt Kämpfer.

Kämpfers Jobprofil

Führungsqualitäten, eine hohe analytische Kompetenz, Teamfähigkeit, das ist es, was es nach Ansicht von Kämpfer für den Job in der Regierung nun braucht. Und das alles hat seiner Ansicht nach Thomas Weber zu bieten – ganz anders als Nussbaumer und der dritte Kandidat, der Grünliberale Gerhard Schafroth. «Weber bringt die nötige Erfahrung mit: In seiner leitenden Funktion im Bundesamt für Strassen ist er für einen Etat von 450 Millionen Franken verantwortlich», sagt Kämpfer. Nussbaumer dagegen habe nur «ein ganz kleines Unternehmen» und entsprechend «wenig Führungserfahrung».

Na ja, ein klein bisschen Polemik muss selbst bei Kämpfer sein. Schliesslich geht es ja um Politik.

Lieber redet er aber über die Sache. Das heisst: Über Finanzpolitik, weil der neue Mann in der Regierung wohl die Finanzdirektion übernehmen wird. «Das Baselbiet gibt ganz einfach zu viel Geld aus», sagt Kämpfer. Sparen möchte er vor allem bei der Fachhochschule Nordwestschweiz und der Universität Basel, die teurer und teurer würden. Eine Stadt wie Basel mit seinen hohen Einnahmen könne sich das möglicherweise leisten, nicht aber ein Landkanton wie das Baselbiet, sagt Kämpfer. Es ist eine typische Aussage für einen SVP-ler. Im Gegensatz zu anderen zieht Kämpfer danach aber nicht auch noch über den Städter an und für sich her, diese angeblich so überhebliche und verschwenderische Spezies.

Wahlkampf mit Facebook und Guggemusig

Klar in der Haltung, aber eher zurückhaltend im Auftreten – so will Kämpfer nun auch im Wahlkampf vorgehen. Das Baselbiet mit Weber-Konterfeis zuzuplastern kommt für ihn ebenso wenig infrage wie alle paar Minuten Weber-Tweets in die Welt jagen zu lassen: «Das würde nicht zum Kandidaten passen.»

Umso mehr setzt er auf persönliche Auftritte, auf Mund-zu-Mund-Propaganda, auf Inserate – und auf überraschende Auftritte. In der Fasnachtszeit wird Weber beispielsweise mit einer Gugge übers Land ziehen. Und online wird er zumindest bei Facebook aktiv.

Vom Erfolg ist Kämpfer überzeugt, auch wenn Weber noch deutlich weniger bekannt ist als Nussbaumer. Optimistisch stimmt ihn vor allem die Unterstützung der anderen bürgerlichen Parteien. Ganz offensichtlich finden diese wieder mehr Gefallen an der Baselbieter SVP, die sich auch ihnen gegenüber plötzlich viel freundlicher gibt.

Vielleicht nützt aber alles nichts mehr, und das Baselbiet erhält zum ersten Mal seit Jahrzehnten eine linksgrüne Mehrheit. In der SVP würden sich dann wahrscheinlich auch die alten Polteri wieder melden, die schon bei der Wahl Kämpfers an die Parteispitze lautstark ihre Vorbehalte angemeldet hatten, inzwischen aber verstummt sind.

Kämpfer weiss allerdings schon jetzt, wie er die neuerliche Kritik kontern würde – mit einer einfachen Frage: «War die SVP 2011 etwa erfolgreich mit ihrem damaligen Stil?»

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