Mittlere Brücke ist noch nicht ganz autofrei

Das neue Basler Verkehrskonzept ist in Kraft. Es gibt aber überall noch Ausnahmen. Solche macht die Polizei gleich selbst auf ihren Innenstadt-Patrouillen.

(Bild: Alexander Preobrajenski)

Das neue Basler Verkehrskonzept ist in Kraft. Es gibt aber überall noch Ausnahmen. Solche macht die Polizei gleich selbst auf ihren Innenstadt-Patrouillen.

«Wo mien Sie ane? Wo kömme Sie här?»: Mit diesen zwei Einstiegsfragen konfrontieren Frau Schmid und Frau Diermann die Falschfahrer an der unteren Rheingasse im Kleinbasel, unmittelbar nach der Mittleren Brücke.

Die Reaktionen: «Darf ich das nicht? Wieso? Aha, das ist nun schon soweit?» Die Autofahrer reagieren oft eingeschüchtert und entschuldigen sich, auch wenn sie selten wissen, wofür.

Zwar lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, ob die Unwissenheit simuliert ist, doch ist ein Grossteil der Autofahrer tatsächlich noch kaum mit dem neuen Verkehrskonzept der Basler Innenstadt vertraut.

Bussen gibts erst in einigen Tagen

«Es ist auch sehr komplex», sagt Andreas Knuchel, Mediensprecher des Basler Justiz- und Sicherheitsdepartements, der die Aktion am Freitagmorgen begleitet. Deswegen geben die zwei Polizistinnen Diermann und Schmid jedem Autofahrer einen Prospekt mit, in dem alles detailliert erklärt ist.

Und vor allem: Sie sind kulant, Bussen verteilen sie keine. Wenigstens noch nicht. Noch eine Woche, dann ist die Gnadenfrist vorbei und wer ohne Spezialbewilligung die Mittlere Brücke überquert, zahlt 100 Franken.

Bis es soweit ist, stehen Polizisten geduldig an den verschiedenen Knotenpunkten in der Innenstadt und unterhalten sich auch mal länger mit den Autofahrern, wenn es sein muss. «Alle haben eine eigene Geschichte», sagt Diermann. Eine Frau zum Beispiel sei regelmässig für die Manor auf Montage, eine andere wohnt in der Gegend und chauffiert täglich ihre Tante ins Grossbasel.




(Bild: Alexander Preobrajenski)

Spezialfälle löst Motorfahrzeugkontrolle

Die meisten Autofahrer reagieren verständnisvoll, verärgert sind nur wenige. Zum Beispiel jene Frau, die doch nur kurz etwas vom Fischerstübli zum Lällekönig bringen wollte. «Jä nai, do bruchi jo no vyyl länger», sagt sie empört, als sie die Polizisten auffordern, künftig die Johanniterbrücke zu benutzen.

Bei einigen Spezialfragen muss aber sogar die Polizei passen. Dann verweisen Schmid und Diermann an die Motorfahrzeugkontrolle, die für sämtliche Detailfragen zuständig ist. Allgemein jedoch gilt: Die Mittlere Brücke bleibt autofrei. Autofahrer müssen auf die Wettstein- oder Johanniterbrücke ausweichen.

Ist die neue Regelung mit ihren vielen Ausnahmen nicht ein enormer Mehraufwand für die Polizei? «Zurzeit schon», sagt Diermann. Aus diesem Grund würden die herkömmlichen Verkehrskontrollen vernachlässigt.




(Bild: Alexander Preobrajenski)

Auch Polizei muss sich daran gewöhnen

Das neue Verkehrskonzept ist ein komplexes Regelwerk. Da müssen sich nicht nur die Behörden daran gewöhnen, sondern auch die Verkehrsteilnehmer. Polizeisprecher Knuchel will sich persönlich nicht zum Konzept äussern, meint aber: «Verkehrsverbote gab es schliesslich schon immer.»

Das nächste Auto biegt in die Untere Rheingasse ein. Frau Schmid fordert den Fahrer auf, anzuhalten. Der Autofahrer kurbelt das Fenster herunter, Frau Schmid beugt sich zu ihm vor: «Wo kömme Sie här?», fragt sie den Mann. «Aus Deutschland», entgegnet er, leicht verdutzt.

Frau Schmid lächelt, fragt weiter: «Und wieso fahren sie hier durch?» Der Fahrer deutet wortlos auf sein GPS. «Aha. Das GPS weiss das natürlich noch nicht», sagt Schmid. Ob er nun umdrehen müsse, fragt der Lenker, sichtlich irritiert. Schmid verneint freundlich, heute nicht. Auch der Mann aus Deutschland erhält eine Broschüre, schliesst das Fenster und darf weiterfahren, über die Mittlere Brücke. Ausnahmsweise, wie alle Autofahrer im Moment, die sich in den kommenden Tagen eine neue Route vom Kleinbasel ins Grossbasel suchen müssen.

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