Nach einjähriger Planungsphase und fünf Monaten Betrieb ziehen die Verantwortlichen erstmals Bilanz: Das Integrationsprojekt «Da-Sein» ist auf gutem Weg.
Immer mittwochs zieht in die Elisabethenstrasse 10 in Basel das pralle Leben ein. Dann öffnet das Pfarrhaus der Elisabethenkirche seine Räumlichkeiten für Flüchtlinge, Asylsuchende und Sans-Papiers. Es sind entwurzelte, oft traumatisierte Menschen, fernab ihrer gewohnten Kultur. Im Untergeschoss des Pfarrhauses werden sie darin unterstützt, anzukommen, sich einzugewöhnen und – eines Tages – sogar mitzugestalten. Da-Sein heisst das Projekt der Christoph Merian Stiftung (CMS) und des Vereins Offene Kirche Elisabethen.
Die CMS hat das Pfarrhaus der Elisabethenkirche im Mai dieses Jahres von der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt erworben und für 210’000 Franken saniert. Der Zweck ist einerseits, das Gebäude als Pfarrhaus weiterhin nutzen zu können, andererseits soll es vermehrt sozialem Engagement zur Verfügung stehen. Auch für das Projekt Da-Sein.
Da-Sein ist ein Projekt mit offener Tagesstruktur unter der Losung «Ankommen – Dabeisein – Mitgestalten». Im Zentrum steht die Begegnung. «Asylsuchende sollen hier Energie und Hoffnung für ihren weiteren Weg sammeln können», erklärt Lukas Faesch, Präsident der Christoph Merian Stiftung. Zum Programm, das viele Workshops beinhaltet, gehören Jahreszeitenfeste und Ausflüge, aber auch praktische Schulungen. So hat man einigen Asylsuchenden das Velofahren und -flicken beigebracht.
Die Gäste kommen aus aller Welt
Nach fünfmonatiger Betriebsphase zogen die Verantwortlichen diesen Donnerstag erstmals Bilanz – und die fällt durchwegs positiv aus. «Wir sind sehr zufrieden», sagt Projektmanagerin Nicole Schwarz vor den Medien. «Unsere Gäste fühlen sich hier sehr wohl, sie sind gerne hier und bleiben den ganzen Tag», ergänzt sie.
Die Gäste, das sind Menschen aus allen Teilen der Welt. Mongolen sind hier und Kongolesen, Marokkaner und Albaner, Äthiopier und Syrer. Lhamo aus Tibet gehört dazu, Suvi aus Ungarn und Fasfalem aus Eritrea. Letztere stellen übrigens die grösste ethnische Gruppe im Da-Sein.
Mehr und mehr Asylsuchende nehmen das Angebot wahr, derzeit sind es jeweils über 20, vorwiegend Männer, Tendenz steigend. Darum betont die Projektmanagerin auch, dass Öffnungszeiten sowie Breite des Angebots durchaus wachsen dürfen. «Unser Ziel ist ganz klar eine höhere Auslastung», sagt Schwarz. Unter ihrer Leitung setzen sich insgesamt 16 Freiwillige für Integration, Beschäftigung und Unterstützung der teilnehmenden Flüchtlinge ein.
Integration geht durch den Magen
Doch was passiert nun effektiv im Elisabethen-Pfarrhaus, wenn Mittwoch ist? Vor allem kommen Asylsuchende mit Baslern zusammen. Man begegnet und unterhält sich, erzählt den hiesigen von der Ferne und umgekehrt, hört zu und – lernt. «Die Asylsuchenden fragen uns nach unserer Kultur und unseren Traditionen, auch Politik und Kultur sind Themen, die sie stark interessieren», so Nicole Schwarz.
Ein zentraler Bestandteil ist das gemeinsame Kochen und Essen, denn auch Integration geht durch den Magen. Man bastelt und malt, musiziert, das Theater Basel improvisiert jeweils kurze Stücke, und für das Herbstfest am Samstag, 17. Oktober, wurden Kürbisse geschnitzt. Dabei wird ausschliesslich Hochdeutsch gesprochen, denn beim angewandten Sprachgebrauch ist der Lerneffekt am grössten.
610’000 Franken kostet die dreijährige Pilotphase, das Gros von mehr als zwei Dritteln stemmt dabei die CMS aus dem Ertragsteil der Bürgergemeinde Basel-Stadt. Die weitere Finanzierung teilen sich die Römisch-katholische und die Evangelisch-reformierte Kirche Basel-Stadt.
_
Da-Sein Herbstfest: Samstag, 17. Oktober 2015, Elisabethenstrasse 10 in Basel; 16 bis 22 Uhr, mit Musik, Fotografien und kulinarischen Spezialitäten aus aller Welt.