Mörgeli vergab Abschriften als Dissertationen

Christoph Mörgeli steht erneut unter Beschuss. Von 60 Dissertationen, die er betreut hatte, sollen zwölf fast reine Abschriften aus dem Altdeutschen sein, wie die «Rundschau» von SRF aufdeckt. Experten halten das für einer Dissertation unwürdig; Mörgeli selbst spricht einmal mehr von einer politisch motivierten Rufmordkampagne.

Christoph Mörgeli wehrt sich in der Rundschau (Bild: Screenshot SRF)

Christoph Mörgeli steht erneut unter Beschuss. Von 60 Dissertationen, die er betreut hatte, sollen zwölf fast reine Abschriften aus dem Altdeutschen sein, wie die «Rundschau» von SRF aufdeckt. Experten halten das für einer Dissertation unwürdig; Mörgeli selbst spricht einmal mehr von einer politisch motivierten Rufmordkampagne.

In mindestens zwölf Fällen sollen Doktoranden, die Christoph Mörgeli als Professor der Uni Zürich betreute, von ihm als Dissertation die Aufgabe erhalten haben, historische medizinische Texte aus dem Altdeutschen zu übersetzen und faktisch abzuschreiben. Eine solche Dissertation bestand demnach aus knapp zwei Seiten Einleitungstext, 100 Seiten reiner Abschrift und 20 Seiten Kommentar des Doktoranden.

Die Rundschau des Schweizer Fernsehens SRF machte den Sachverhalt am Mittwoch publik und zeigte in Recherchen, dass neben Experten und Wissenschaftern mindestens einer der so zu Doktorwürden gekommenen ehemaligen Studenten die Aufgabe selbst für nicht dissertationswürdig hält. Er habe bis heute ein schlechtes Gewissen und wundere sich, dass Mörgeli der Sache ganz neutral gegenüber stehe, sagte der Mann, der anonym bleiben will.

Kollegen von Mörgeli halten es für undenkbar, dass solche Arbeiten an der Uni Basel oder Bern als Dissertation akzeptiert würden. Mörgeli selbst verteidigte die Übersetzungen in der Rundschau live als wichtige historische Arbeiten, die «viel Zeit und Aufwand» erforderten und für das bis zu seiner Entlassung von ihm geleitete medizinhistorische Institut von grossem Wert seien.

Vor allem aber ging Mörgeli live in der Sendung zum Gegenangriff über und bezeichnete die ganze Angelegenheit als substanzlose Fortsetzung der politischen Hetzjagd linker Wissenschafter, Politiker und namentlich der Journalisten.

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