Muss Mörgeli am Freitag gehen?

Nationalrat Christoph Mörgeli wusste laut «Rundschau» schon fast ein Jahr lang von der Kritik an seiner beruflichen Leistung. Dennoch macht er nach wie vor «politische Gründe» dafür verantwortlich, dass er «weggemobbt» werden soll. Die Entscheidung über eine allfällige Entlassung fällt am Freitag.

Muss er gehen? Nationalrat Christoph Mörgeli am Montag, 17. September beim Verlassen des Parlamentgebäudes waehrend der Herbstsession. (Bild: keystone/Alessandro della Valle)

Nationalrat Christoph Mörgeli wusste laut «Rundschau» schon fast ein Jahr lang von der Kritik an seiner beruflichen Leistung. Dennoch macht er nach wie vor «politische Gründe» dafür verantwortlich, dass er «weggemobbt» werden soll. Die Entscheidung über eine allfällige Entlassung fällt am Freitag. 

Am Montag noch zeigte sich SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli in einem «Tagesschau»-Interview «überrascht» über die Kritik an seiner Arbeit am medizinhistorischen Museum der Universität Zürich: Die Vorwürfe seien ihm neu. «Mörgeli muss alles aus der Presse erfahren», kritisierte überdies Mörgelis Anwalt Valentin Landmann gestern die aufgetauchten Vorwürfe über Mörgelis berufliche Leistungen als Konservator. Konkret lauten diese: Das Museum sei veraltet, fehlerhaft und tausende Objekte würden im Keller verstauben. (Hier finden Sie eine Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse)

Ein «Rundschau»-Bericht (heute ab 20.55 Uhr auf SF1) wirft nun ein anderes Licht auf den Fall: Demnach erfuhr SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli die Kritik an seiner Arbeit nicht vor wenigen Tagen aus der Zeitung, sondern bereits vor fast einem Jahr. Diese Darstellung stützt auch die Zürcher Regierungsrätin Regine Aeppli: «Es ist nicht ganz richtig, dass Herr Mörgeli die Kritik aus der Zeitung erfahren hat. Im November 2011 wurde er mit Kritik aus dem Bericht konfrontiert. Er konnte dazu Stellung nehmen.» Im Februar 2012 habe überdies eine ausserordentliche Mitarbeiterbeurteilung mit einem weiteren Gespräch zu kritischen Punkten stattgefunden.

«Bewährungsfrist» läuft dieser Tage ab

«Darauf ist eine Bewährungsfrist von sechs Monaten angesetzt worden und die läuft dieser Tage ab», betont Aeppli. Mörgeli habe im Februar 2012 überdies einen schriftlichen, kritischen Bericht erhalten, den die Universität von externen Fachleuten erstellen liess. Sie bedaure, dass der interne Bericht öffentlich geworden sei. Die Universität Zürich prüfe deshalb zurzeit, wegen Amtsgeheimnisverletzung eine Strafanzeige einzureichen.

Verliert SVP-Nationalrat Mörgeli nun also höchstwahrscheinlich seinen 80-Prozent-Job an der Universität? Aeppli verneint dies: «Diesen Freitag findet eine weitere, zweite ausserordentliche Mitarbeiterbeurteilung mit Herrn Mörgeli statt.» Am Mitarbeitergespräch mit Christoph Mörgeli dabei seien Universitäts-Rektor Andreas Fischer, Mörgelis Chef Flurin Condrau und ein Mitarbeiter des Personalbüros. Bildungsdirektorin Aeppli betont, dass erst die Beurteilung dieses zweiten Mitarbeitergesprächs konkrete Folgen haben werde – sie entscheide über Mörgelis Zukunft an der Universität Zürich. Und wenn diese Entscheidung negativ ausfällt? «Dann wird die Kündigung ausgesprochen und Christoph Mörgeli der Lohn weitere sechs Monate gezahlt.»

Mörgeli: «politische Gründe» für Mobbing

Christoph Mörgeli bestätigte inzwischen der «Rundschau», dass es im November 2011 zu einem Treffen mit dem Dekan und im Februar 2012 zu einer ungenügenden Beurteilung kam. Er stellt sich jedoch auf den Standpunkt, dass es am Freitag nicht zu einer Entlassung kommen darf. Er gehe davon aus, dass es bei einer negativen Personalbeurteilung erneut eine halbjährige Frist zur Zielerfüllung gebe.

Demgegenüber hält Christoph Mörgeli im Interview mit der «Rundschau» fest, er werde aus «politischen Gründen» von der Universität Zürich «weggemobbt»: «Ich rechne nie mit einer Entlassung, aber man weiss es nie.  Ich kämpfe, denn sonst heisst es: wer in der SVP ist, der wird von solchen Stellen entfernt.»

  • Rundschau zum Thema: Mittwoch, 19. September 2012, 20.55 Uhr, SF 1.

Quellen

Siehe Communiqué der «Rundschau»/SRF

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