«Na hallo, du süsser Wähler!»

Ein bisschen Wimperntusche, Lippenstift und kecke Ohrringe, schon verführt das langweilige Plakatporträt zur Stimmabgabe. Wir präsentieren eine fotografische Wahlkampf-Tour zwischen Vandalismus und Ästhetik.

(Bild: Hans-Jörg Walter)

Ein bisschen Wimperntusche, Lippenstift und kecke Ohrringe, schon verführt das langweilige Plakatporträt zur Stimmabgabe. Wir präsentieren eine fotografische Wahlkampf-Tour zwischen Vandalismus und Ästhetik.

Dass Wahlplakate abgehängt, zerrissen oder verunstaltet werden, ist keine neue Erscheinung. Unlängst wurde der Plakatvandalismus in einem Beitrag von SRF als «Armutszeugnis für die Demokratie» gebrandmarkt. Ein Blick auf «verunstaltete» Plakatflächen zeigt aber, dass die Arbeit der «Vandalen» unterschiedliche Qualität hat. Teilweise stellt sich gar die Frage, ob es sich beim beklagten Vandalismus nicht eher um ausgelebte Kreativität, nicht eher um Umgestaltung statt Verunstaltung, handelt. Wir zeigen einige Impressionen aus dem Strassen-Wahlkampf.




(Bild: Hans-Jörg Walter)

In Basel scheinen begeisterte Schminker unterwegs zu sein, wie sich am Beispiel von glp-Kandidat David Wüest-Rudin zeigt. Oder wünschen sich die «Künstler» nur mehr Frauen auf den männerdominierten Listen?




(Bild: Hans-Jörg Walter)

Eine besonders gute Falle macht dabei SVP-Nationalrat Sebastian Frehner, dem die getuschten Wimpern ausgezeichnet stehen, wie wir hier zu behaupten wagen.




(Bild: Hans-Jörg Walter)

Ein besonderes Augenmerk sei hierbei auf den nachträglich applizierten Ohrschmuck von FDP-Kandidat Christophe Haller gerichtet. Man beachte das kecke Ringchen an seinem rechten Ohr: frisch, spritzig, modern.




(Bild: Hans-Jörg Walter)

Nicht alle Plakatkünstler – vulgo: Vandalen – haben allerdings einen ästhetischen Anspruch. Am einfachsten ist es immer noch, die Wahlplakate einfach abzureissen, umzustürzen oder zu bekritzeln. Die gebeutelten Kandidaten grinsen jedoch auch mit nachträglich hinzugefügten Slogans oder eben in horizontaler Lage weiter.




(Bild: Hans-Jörg Walter)

«Mais im Bundeshuus», das war einmal. Wir präsentieren: Daniela Schneeberger, Nationalrätin FDP, in einem «Bett im Kornfeld».




(Bild: Hans-Jörg Walter)

Generell scheinen die Baselbieter Plakatumgestalter eher pragmatisch vorzugehen. Anstatt filigrane Ornamentik anzubringen, wird hier radikal entwurzelt, umgelegt, geknickt.




(Bild: Hans-Jörg Walter)

Und da liegt auch SVP-Nationalrat Thomas de Courten. Nicht einmal das dissuasive Territorialgitter, das dergestalt auch zur wehrhaften Landesverteidigung eingesetzt wird, konnte ihm ausreichend Stand verleihen.




(Bild: Hans-Jörg Walter)

Bereits bekannt ist auch die überführte Vandalin, die im Oberbaselbiet Plakate mit einer Mischung aus Konfitüre und Federn verunstaltet hat. Offensichtlich werden Kandidaten im Baselbiet in entfernter Anlehnung an den Wilden Westen eingekocht und gefedert.




(Bild: Polizei BL)

Und dann ist da noch dieses Rätsel: Wer hatte hier den Mumm, missbeliebige Wahlplakate passgenau mit schwarzem Papier zu überkleben? Das verlangte der Täterschaft immerhin das handwerkliche Geschick einer ausgebildeten Klebefachperson ab, ist also nichts für die üblichen Filzstift-Dilettanten im Grossformatdschungel.




(Bild: Hans-Jörg Walter)

Des Rätsels Lösung: Es handelt sich dabei nicht um eine Störkampagne des Schwarzen Plakatblocks und auch nicht um eine politische Massnahme einer Partei, um die Strahlkraft ihrer Konkurrenz auszuknipsen.

Wie die Allgemeine Plakatgesellschaft (APG) auf Nachfrage mitteilt, seien die schwarzen Plakate Teil einer Teaserkampagne eines «grossen Basler Kulturbetriebs». Was sich also hinter der schwarzen Plakatierung versteckt, soll demnächst aufgelöst werden.

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