Griechenland hat gewählt, die konservative Neo Dimokratia hat gewonnen. Was nun? Ein Kommentar.
Das griechische Volk hat gesprochen. Aber was hat es gesagt? Die Antwort fällt unterschiedlich aus, je nach Parteibrille. Die Konservativen werten ihren Wahlsieg als ein Votum für den schmerzhaften Sparkurs und wünschen sich eine „Regierung der nationalen Rettung“, aber nur unter ihrer Führung. Die immer stärker werdende Linkspartei spricht dagegen von einer Ohrfeige für Traditionsparteien und lehnt Koalitionsverhandlungen ab. Die einst machtverwöhnten, aber mittlerweile drittplazierten Sozialisten empfinden sich als Sieger, da sie immerhin drittplatziert sind (es hätte ja schlimmer kommen können) und stellen gleich Bedingungen für eine Koalitionsbeteiligung. Und die Rechtsradikalen sehen das Wahlergebnis ohnehin als Bestätigung ihrer schlagenden Argumente- im wahrsten Sinne des Wortes.
Kurzes Vergnügen
Dadurch scheinen die griechischen Politiker wieder einmal zu bestätigen, dass ihr Horizont nicht viel weiter reicht als ihr Blickfeld. Zu einem Zeitpunkt, als ganz Europa nach Hellas blickt und auf ein Zeichen parteiübergreifender Krisenbewältigung hofft, machen viele von ihnen nur das, was sie am besten können: Wahlkampf. Entweder weil sie nur im Zustand des permanenten Wahlkampfs so richtig aufblühen oder weil sie heute schon gezielt auf den nächsten Urnengang hinarbeiten, um die Wähler in Richtung stabiler Verhältnisse (sprich: Ein-Parteien-Regierungen) zu drängen.
Gewiss, vieles spricht dafür, dass unter dem Druck der Ereignisse die führenden Politiker Griechenlands sich doch noch zur Zusammenarbeit aufraffen. Aber dieses Vergnügen könnte von kurzer Dauer sein. Ältere Semester erinnern sich noch an die späten achtziger Jahre in Griechenland, als das Land von Korruptionsskandalen erschüttert und vom Dauerwahlkampf gelähmt wurde. Damals bedurfte es drei Wahlgänge an drei aufeinander folgenden Terminen, bis der nach Höherem strebende konservative Parteichef Konstantin Mitsotakis eine knappe Mehrheit im Parlament erringen konnte- die er drei Jahre später wieder verlor. Der Abweichler hieß Antonis Samaras und ist heute Chef der Konservativen.