Neue Kontroverse um U-Abo

Für Tram, Bus und Zug müssen die Passagiere bald auch im Regionalverkehr mehr zahlen. Das steht fest. Umstritten ist dagegen, wie die Mehrkosten verteilt werden sollen – vor allem in der Region Basel.

BVB Ticketautomat (Bild: Michael Würtenberg)

Für Tram, Bus und Zug müssen die Passagiere bald auch im Regionalverkehr mehr zahlen. Das steht fest. Umstritten ist dagegen, wie die Mehrkosten verteilt werden sollen – vor allem in der Region Basel.

Die TagesWoche hat es bereits am Sonntagmorgen geschrieben, nun folgt die offizielle Bestätigung: Der Tarifverbund Nordwestschweiz (TNW) prüft ein neues Abo-Modell, das das Ende des Umweltschutz-Abonnements bedeuten könnte. Im vorgeschlagenen Zonenmodell müssten die Pendler für ihr Abo mehr zahlen als jene Passagiere, die mit dem ÖV meistens nur ein paar wenige Stationen in ihrem engeren Umfeld zurücklegen.

Auf TagesWoche online gibt es schon einige Reaktionen auf die Ankündigung des TNW. Kontroverse Reaktionen. Nun geht die Diskussion auch auf der politischen Ebene los. Ebenso kontrovers. Die Fronten zeichnen sich dabei schon ziemlich deutlich ab: Auf der einen Seite die Basler, die sich für Kostenwahrheit einsetzen – und auf ein möglichst günstiges Stadt-Abo hoffen. «Wer weitere Strecken zurücklegt, soll auch mehr zahlen», schreibt der Grüne Regierungspräsident Guy Morin auf Facebook.

Auf der anderen Seite die Baselbieter, die sich für ein möglichst einfaches System einsetzen – und damit für die Pendler, die Tag für Tag in die Stadt fahren und so am meisten vom bisherigen Einheitstarif profitieren. «Das U-Abo ist dank seines einfachen Prinzips ein Erfolgsmodell. Für Änderungen muss es gute Gründe geben», sagt Baudirektorin Sabine Pegoraro (FDP).

IG Öffentlicher Verkehr kämpft für U-Abo

Unterstützt werden die Baselbieter seit Montag von der IG Öffentlicher Verkehr Nordwestschweiz. «Der beispiellose Verkaufs- und Benützungserfolg sollte Motivation genug sein, das einheitliche U-Abo weiterzuentwickeln, anstatt es unüberlegt zu gefährden», schreibt die IG in einer Mitteilung.

Diese Kontroverse wird TNW-Direktor Andreas Büttiker nicht überraschen. «Selbstverständlich ist uns bewusst, wie heikel das Thema politisch ist», hatte er der TagesWoche bereits am Wochenende gesagt: «Darum werden wir die Vor- und Nachteile der vorhandenen Varianten sehr genau prüfen.»

Bei der «sehr genauen Prüfung» geht es in erster Linie darum aufzuzeigen, inwiefern die einzelnen Kantone und Verkehrsbetriebe von einer Umstellung auf ein neues System profitieren – oder eben nicht. Der Entscheid soll im nächsten Jahr fallen.

Preisanstieg steht fest

Feststeht, dass die ÖV-Passagiere spätestens 2013/2014 mit einem allgemeinen Preisanstieg rechnen müssen, weil das Angebot immer weiter ausgebaut wird. Darum wäre auch ein Stadtabo nach der Zonierung kaum sehr viel günstiger als das heutige U-Abo (70 Franken pro Monat). Mit deutlich höheren Preisen müssten dafür die Passagiere rechnen, die neu ein Mehrzonen-Abo lösen müssten.

Das zeigt ein Blick in andere Schweizer Städte und Agglomerationen, wo es bereits Zonen-Abos gibt.
In Zürich zahlt ein Erwachsener für ein Stadt-Abonnement (1-2 Zonen) 88 Franken pro Monat. Wenn er zehn Kilometer entfernt vom Hauptbahnhof auf dem Land wohnt und regelmässig in die Stadt fährt, muss er sich ein 3-Zonen-Abo für 115 Franken pro Monat leisten.

Ähnlich sind die Unterschiede in Bern (1- und 2-Zonen Abo: 72 Franken, 3 Zonen:  109 Franken). Die Tickets für die gesamten Verbundgebiete kosten 227 Franken in Zürich und 265 Franken in Bern.

Solche Preise wären in der Nordwestschweiz kontraproduktiv – davon ist zumindest die IG Öffentlicher Verkehr überzeugt: «Die Einführung einer Abo-Zonierung dürfte zu einem starken Rückgang bei den Gelegenheitsnutzern und damit zu einem zusätzlichen Einnahmeschwund führen.» Eine attraktive Region brauche einen günstigen ÖV mit einem möglichst einfachen Abo-System.

Nächster Artikel