Die Städte Weil, Huningue und Basel haben ein neues Raumkonzept für die trinationale Entwicklung der Region vorgelegt. Damit sollen die letzten Gedanken an die Reizbilder von «Rheinhattan» vertrieben werden.
Während sich draussen die Sonne verdunkelt, zeigt die Urbanistin Vesta Nele Zareh drinnen lichte Zukunftsvisionen. Zareh ist Projektleiterin 3Land beim deutsch-französischen Architekturbüro LIN. Der Beamer wirft Visualisierungen, Pläne, Modelle und Slogans auf die Leinwand: «3Land: drei Städte – eine Zukunft» steht dort etwa, oder «multifunktionale Landschaftsräume». Zwischen Basel und Huningue überragt eine Brücke den Rhein und dort wo jetzt entlang der Klybeckhalbinsel die Hafenbahn verkehrt, befindet sich ein riesiger grüner Park.
Die Planer von LIN legen damit bereits die zweite planerische Vision der Region rund ums Dreiländereck vor. Der letzte, vom niederländischen Büro MVRDV und den Baslern Cabane und Josephy erarbeitete Vorschlag hat sich vielen Beteiligten unter dem Kampfbegriff «Rheinhattan» tief ins empörte Gedächtnis gebrannt.
LIN gehen behutsamer vor. So liegen für die Entwicklung des Kleinhüninger Hafens nun drei «Szenarien» vor. Weil «die Rahmenbedingungen und politischen Zielsetzungen noch nicht geklärt sind», schreiben die Planer in ihrer Broschüre. Die oben erwähnte Variante mit der grossen Grünanlage heisst «Szenario Park». Im «Szenario Altrheinlauf» erstreckt sich statt der Hafenbahn ein Wasserlauf entlang der Klybeckinsel, während das «Szenario Halbinsel» nur eine teilweise Flutung dieser Fläche vorsieht.
Auf dem Modell besonders gut ersichtlich: Wo heute die Gleise der Hafenbahn die Klybeckinsel vom Wohnquartier abtrennen, könnte im «Szenario Park» ein ebensolcher Park als Verbindungsstück fungieren. (Bild: 3Land)
Baudirektor Hans-Peter Wessels gibt sich dennoch Mühe, allfälligen Kritikern sogleich den Wind aus den Segeln zu nehmen. Es handle sich bei diesem Raumkonzept um eine Vision. Ein langfristiges Planspiel, um die Möglichkeiten der trinationalen Sondersituation auszuloten. «Das Einzige, was wir heute schon wissen, ist: Die Region wird mit Sicherheit nie so aussehen wie auf diesen Visualisierungen.»
Weshalb also zusätzlich zu «Rheinhattan» noch eine Vision ausarbeiten, wenn beide Visionen ohnehin nie realisiert werden? Die Visionen dienen gemäss Wessels dazu, eine ständige Debatte um die regionale Weiterentwicklung in Gang zu halten. Und weil sich die Bedürfnisse, Vorstellungen und politischen Rahmenbedingungen laufend verändern, sei es auch wichtig, planerische Aspekte regelmässig zu hinterfragen.
Brücke zwischen Basel und Huningue als zentrales Element
Den grössten Gewinn dieses neuen Raumkonzepts sieht der Baudirektor darin, dass es gewisse Befunde der ersten Version bestätigt. «Dass auch die Planer von LIN in der Brücke zwischen Basel und Huningue ein zentrales Element sehen, beflügelt uns natürlich.» So will Wessels die Vorbereitungsarbeiten für diese Brücke zusammen mit den Partnern aus Frankreich vorantreiben. Sollten sich die Pläne konkretisieren, werde wohl eine binationale Projektorganisation ins Leben gerufen. «Wir haben diesbezüglich in den letzten Jahren viel Erfahrungen sammeln können, etwa mit dem 8er-Tram nach Weil», sagt Wessels.
Der zweite Punkt auf Wessels To-do-Liste ist die Klärung der Situation im Kleinhüninger Hafen. Denn erst wenn feststeht, was mit der Hafenbahn geschehen soll und ob sich das dritte Hafenbecken tatsächlich realisieren lässt, ist die Grundlage für eine weitere Entwicklung gegeben. Einen kleinen Schritt auf dem Weg dorthin hat der Nationalrat diese Woche unternommen. Dank dessen Entscheid, das neue Gütertransportgesetz anzunehmen, darf der Rheinhafen künftig auf Bundesgelder hoffen. Vielleicht gibt es dann auf der Klybeckinsel bald einen «Park», einen «Altrheinlauf» oder eine «Halbinsel». Oder etwas ganz anderes.