Nur nackt sind die Drämmli grün

Kaum hat die Basler Bevölkerung über den künftigen Grünton ihrer Drämmli abgestimmt, rollt eines ganz in weiss durch die Stadt.

Das Tram ist auch eine Milchkuh. (Bild: zVg)

Kaum hat die Basler Bevölkerung über den künftigen Grünton ihrer Drämmli abgestimmt, rollt eines ganz in weiss durch die Stadt.

Die Basler, das ist bis nach Zürich gedrungen, schlucken so einige Scheusslichkeiten, was ihre Trams betrifft. Jahrelang nahmen sie in Kauf, dass ein als rosarotes Säuli verkleidetes BLT-Tram auf ihren Schienen rumkurvte. Ebensowenig sorgte das Käsetram, das Bier- oder das Colatram und das totally-sexy-Tram von Tally Wejil in der Stadt am Rheinknie für Aufregung. Das rot-blaue FCB-Tram sowieso nicht, das ist klar.

Ganz anders in Zürich: Als vor zwei Jahren die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) bekanntgaben, dass sie für eine dreijährige Versuchphase fünf ihrer Cobra-Trams für die Werbung freigeben würden, ging ein Aufschrei durch die Bevölkerung. Von einem Tabubruch war die Rede, das gepflegte blau-weiss der Züri Trams werde dem schnöden Mammon geopfert, man sehe ja in Basel, wo das hinführe: zu einem rosaroten Sparschwein beispielsweise.

Das Volk wählt, das Geld regiert

Noch heftiger fielen die Reaktionen aus, als dann anfangs 2012 das erste Werbetram für Sunrise in grellem Rot-Gelb durch die Limmatstadt rollte. Es wurde sofort umbenannt in «Sunkotz-Tram» und die empörten Kommentare führten zu einem regelrechten Shitstorm auf der Facebook-Seite der VBZ – gemäss deren Sprecherin gab es nie zuvor etwas Vergleichbares.

Erstaunlich, denkt man. Immerhin gelten die Zürcher als die grössten Geldsäcke der Schweiz, da müsste es ihnen doch nur recht sein, wenn man jede Vermarktungsmöglichkeit nutzt. Doch vielleicht liegt hier die ErkIärung: Die BVB liessen die Basler über den künftigen Grünton ihrer Drämmli abstimmen, die Zürcher wurden nie gefragt, welches Blau sie gern hätten.

Es mache Sinn, schreibt die BVB dazu, «dass bei einer Neubeschaffung der ideale Auftritt überdacht wird und die Flotte dann einheitlich angepasst wird». Klüger wäre gewesen, die VBZ hätten das auch getan und sich des demokratischen Wegs erinnert: Das Volk wählt, das Geld regiert.

Basel machts vor: Kaum ist der Grünton gewählt, kauft sich Swissmilk ein Drämmli, verkleidet es in eine weisse Milchkuh und niemand stört sich daran.

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