Der Wahlkampf im Baselbiet nimmt wieder Fahrt auf: Der Verein KMU Liestal und die Wirtschaftskammer Baselland luden am Mittwoch zum Lunch mit einem prominenten Gast: SVP-Regierungsratskandidat Thomas Weber. Eric Nussbaumer wurde nicht eingeladen. Als Reaktion darauf haben sich KMU-Betriebe zu einem Unterstützungskomitee für den SP-Kandidaten zusammengeschlossen.
Für einen Moment sah Eric Nussbaumer an der ausserordentlichen Parteiversammlung der Grünliberalen Baselland so aus, als ob er die Contenance verlieren würde. Sein Kontrahent um den Posten als Finanzdirektor hatte zwei Sätze gesagt, die den SP-Regierungsratskandidaten in Rage brachten. «Atomenergie», sagte SVP-Kandidat Thomas Weber, «ist eine Übergangsenergie. Ich bin für einen Ausstieg so schnell wie möglich – aber nicht schneller.»
Nussbaumer schüttelte den Kopf, aber er unterbrach sein Gegenüber nicht. Er wartete die Ausführungen ab, dann reagierte aber umso heftiger auf die Aussage: «Herr Weber ist da nicht auf der Linie seiner Partei. Diese fordert als einzige – einzige! – Partei den Bau eines Atomkraftwerks.»
Wandel aus Opportunismus?
Der Vorwurf des SP-Nationalrats an seinen Gegner war klar: Hier wandelt sich einer zum AKW-Gegner aus opportunistischen Gründen. Taktieren ist in einem Wahlkampf grundsätzlich nicht verboten, aber Nussbaumer scheint sich mit dem Wandel seines Gegenübers nicht einfach so abzufinden.
Nicht nur in Liestal sollte Thomas Weber die Gelegenheit erhalten, seine Positionen den regionalen Unternehmern schmackhaft zu machen. Die Wirtschaftskammer Baselland hat auch den Gewerbeverein Oberwil/Biel-Benken (GVOB) gebeten ein Hearing für den SVP-Kandidaten zu organisieren und die Nachbar-Vereine einzuladen, sagt Lucas Wyss. Der Oberwiler Informatik-Ingenieur und Vorstandsmitglied des GVOB machte sich allerdings dafür stark auch Eric Nussbaumer einzuladen. «Wenn schon sollten sich die Leute von beiden Kandidaten ein Bild machen können.» Und er erhielt von «einigen Vorstandskollegen» Rückendeckung, wie er sagt. Was folgte war allerdings nicht die Einladung für beide, sondern eine E–Mail des Vereinspräsidenten: Wenn es einen Anlass gebe, dann nur mit Weber. «So wie die E-Mail klang, findet der Anlass wohl nun nicht statt», sagt Wyss. Die Anfrage kam vor zwei Wochen, stattfinden hätte das Hearing noch im März sollen.
Dass Nussbaumer so gereizt darauf reagiert, hat aber noch einen anderen Grund: Thomas Weber wird nun auch als Vertreter der KMU positioniert. Die Wirtschaftskammer Baselland sowie die Handelskammer beider Basel unterstützen seinen Wahlkampf finanziell, nun hat auch der Verein «KMU Liestal» den SVPler zum Lunch geladen. «Wir haben Herrn Weber eine Plattform für seine Wahlpropaganda gegeben», bestätigt KMU-Liestal-Präsident Andreas Zbinden. Nussbaumer hingegen musste dem Anlass von KMU Liestal und Wirtschaftskammer fernbleiben – zu seinem Ärger.
Neues Komitee gegründet
«Ich habe mir nicht eine Solidaritätsbekundung erhofft», sagt Nussbaumer, «aber Fairness wäre möglich.» Der Unternehmer stört sich daran, dass der Bundesangestellte Weber die Gelegenheit kriege, sich zu präsentieren. Er aber nicht mal angehört werde, obwohl er «als Mitinhaber eines lokalen Elektroinstallationsunternehmens in Liestal auch Mitglied des lokalen KMU-Vereins ist», wie es in einer Medienmitteilung des Unterstützungskomitees «Eric Nussbaumer ist der KMU-Vertreter» zu lesen ist.
Wer von diesem Komitee noch nichts gehört hat, muss sich nicht wundern: Das Komitee wurde nach der Nicht-Einladung zum KMU-Lunch als Reaktion auf die Beine gestellt, sagt Nussbaumer. Unterzeichnet haben die Medienmitteilung rund 30 Inhaber von KMU aus der Region, die die Meinung teilen, dass Nussbaumer «der KMU-Vertreter ist, der für einen Regierungssitz kandidiert».
Wie der SP-Kandidat sagt, gehe es dabei darum zu zeigen, dass die KMU-Vereine «nicht wie ein Herz und eine Seele hinter Thomas Weber stehen». Die Portierung des SVP-Kandidaten sei aus dem Interesse der Verbands- und Vereinsvertreter (gemeint sind Wirtschaftskammer und KMU Liestal) gewachsen, nicht aber aus echter KMU-Freundlichkeit.
Weber «näher» als Nussbaumer
Dass Eric Nussbaumer nicht eingeladen wurde, streitet KMU-Liestal-Präsident Zbinden gar nicht ab. «Als bürgerlicher Kandidat steht Thomas Weber den KMU näher, die SP ist nicht als KMU-freundliche Partei in Erscheinung getreten.» Die Wahl ist für Zbinden deshalb nur logisch. Er habe Nussbaumer – KMU-Eigentümer hin oder her – noch nie in dieser Funktion wahrgenommen.
Die Frage, ob denn Thomas Weber in solcher Funktion in Erscheinung getreten sei, nimmt Zbinden gleich vorweg: «Wenn Sie mich das fragen, nein, Herr Weber ist das auch nicht. Als Bürgerlicher steht er uns aber näher.» Kurz lässt sich sagen: Sorry Eric Nussbaumer, falsche Partei – Unternehmer hin oder her.