Pappdeckel-Affäre: Wie die Polizei vorging

Liliane Affolter ist angehende Primarlehrerin und war am letzten Wochenende für Art-Besuche bei der Messe Basel. Weil sie dort einen Pappdeckel entgegennahm und schwarze Kleider trug, führte die Polizei sie ab. Im Videointerview spricht sie über die «Erniedrigung».

Wurde stundenlang festgehalten, obschon sie nichts mit der Kunstaktion zu tun hatte: Liliane Affolter (22), angehende Primarlehrerin. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Liliane Affolter ist angehende Primarlehrerin und war am letzten Wochenende für Art-Besuche bei der Messe Basel. Weil sie dort einen Pappdeckel entgegennahm und schwarze Kleider trug, führte die Polizei sie ab. Im Videointerview spricht sie über die «Erniedrigung».

Die Pädagogik-Studentin Liliane Affolter (22) war am 20. Juni zur falschen Zeit am falschen Ort: auf dem Basler Messeplatz. Dort sollte eine Art Performance stattfinden. Affolter war neugierig, schaute sich das Treiben vor der Art Basel an. «Ich wunderte mich noch über die Polizeipräsenz. Ein Paar, das neben mir sass, dachte, die gehöre wohl zu dieser Per­formance.»

Nachdem ihr eine Bekannte einen Pappdeckel in die Hand gedrückt hatte, kamen Polizisten auf Affolter zu und führten sie ab. «Ich fragte, warum? Da sagte man mir, wegen des Papptellers und weil ich schwarze Kleider tragen würde.»

Affolter war baff, irritiert auch, wehrte sich aber nicht. 

Ihre Tasche wurde durchsucht, «ich selber gefilzt». Affolter betonte, dass sie nichts mit dieser Aktion zu tun hatte. Niemand war bereit, ihr Gehör zu schenken. Man steckte sie in einen Kastenwagen, brachte sie ins Untersuchungsgefängnis Waaghof, fotografierte sie. Sie musste sich nackt ausziehen, wurde erneut durchsucht. «In diesem Moment fühlte ich mich erniedrigt», erzählt sie im Videointerview. «Ich meine, das ist meine Intimsphäre …»

Affolter wurde in eine Sammelzelle gesteckt und erst nach zweieinhalb Stunden entlassen. Eine Begründung für all diese Massnahmen erhielt sie zu keiner Zeit. «Ich fühlte mich im falschen Film», sagt die angehende Primarlehrerin, die in Bern wohnt.

Weil sie mit ihrer Bachelor-Arbeit beschäftigt sei, habe sie noch keine Zeit gehabt abzuklären, ob dieser Polizeieinsatz rechtmässig war. Sie fühlt sich ungerecht behandelt, will jetzt zusammen mit anderen Betroffenen prüfen, ob dies rechtens war – und je nach Ergebnis juristisch gegen die Basler Polizei vorgehen.

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