Pipapo um Pippas Po

Am 29. April 2011 heiratete Prinz William in der Londoner Westminster Abbey seine Kate. Ein pompöses Fest. Schon vor der Trauung staunte das Publikum jedoch über etwas anderes.

Am 29. April 2011 heiratete Prinz William in der Londoner Westminster Abbey seine Kate. Ein pompöses Fest. Schon vor der Trauung staunte das Publikum jedoch über etwas anderes.

Kleine Mädchen kann man mit einer Prinzenhochzeit noch entzücken. Auch wenn sie dann enttäuscht sind, dass der Prinz nicht auf dem Schimmel angeritten kommt, sondern schnöde im Auto vorfährt. Aber das Kleid der Braut! Ja, das Kleid! Hach!

Am 29. April seufzten auf vielen Sofas ­dieser Welt viele Mädchen – vor allem in England. Und viele Frauen, denen die Illusion, es gäbe nichts Schöneres als Prinzessin zu sein, noch nicht von der Realität geraubt wurde. An diesem Frühlingstag, der von der könig­lichen Familie als Hochzeitstag für den ­Prinzen William und seine Kate erkoren ­worden war, seufzten aber auch viele Männer. Sie ­waren verzückt. Nicht ob Prinz Williams schicker Paradeuniform. Oder ob Kate ­Middletons Designerkleid mit langer Schleppe. Nein, es war die Brautjungfer, die diese Schleppe in die Westminster Abbey trug, ­welche die Männer träumen liess. Kates Schwester Pippa. Genauer gesagt: Pippas Po.

Monatelange Vorbereitung

Dabei hatte alles in gewohnter Minne ­begonnen. Monatelang bereitete sich England auf die Traumhochzeit vor. Tassen wurden bedruckt und Taschen und Postkarten und was sich sonst noch zu Geld machen liess. Tage vor dem Event wurde die Hauptstadt quasi abgeriegelt, der «Bank Holiday», der Feiertag, war schon längst verhängt. Dann war er da, der Freitag. Das Wetter wollte nicht so recht, man fragte sich, ob die an die Trauung anschliessende Kutschenfahrt durch London ins Wasser fallen würde. ­Während sich der eine Teil der Bevölkerung einfach über den freien Tag freute, fieberte der andere vor der Flimmerkiste mit, ob die Braut denn auch tatsächlich Ja sagen würde.

Die TV-Stationen schalteten schon Stunden vor der Trauung ein – in dem Moment, als sich ein erstes Auto zur Westminsterabtei auf den Weg machte. Dann stiegen sie aus, die geladenen Gäste von Elton John bis David Beckham. Und sammelten sich in der Kirche, wo auch Könige gekrönt werden. Zu Hause auf dem Sofa sassen die Mädchen und Frauen und ­diskutierten über die Kleider der Eintreffenden. Camilla in zartem Mint und mit einem Wagenrad als Hut, das geht in Ordnung. Die Tochter von Fergie und Prinz Andrew, Beatrice, mit einem Hut, der sich scheinbar von hinten nach vorne aufgeklappt hatte, zu gewagt. Ihre Schwester Eugenie in einem blauen Ungetüm von Vivienne Westwood, das geht gar nicht. Wann kommt endlich die Braut?

Stadtgespräche

Zuerst jedoch kam der Prinz in einem Bentley angefahren, gefolgt von der gelb gewandeten Queen. Gefühlte Stunden später kam endlich der Brautwagen. Die Brautjungfer in einem schmal geschnittenen, fast weissen Kleid verliess die Kirche, um der Braut aus dem Wagen zu helfen. Kate stieg aus, in einem Kleid, wie es sich für eine baldige Prinzessin gehört. Die Brautjungfer klaubte ihre meterlange Schleppe vom roten Teppich. Der Brautvater nahm die Hand der Braut und sie erklommen die Stufen der Kirche. Das Mädchen zu Hause auf dem Sofa seufzte, die Frau neben ihr sagte: «My God, sie sieht wunderschön aus!» Ja, das tut die Braut doch immer. «Nein, Pippa!», korrigierte die Frau. Wer, bitte?

Pippa. Bis zu jenem Moment, als sie der ­Kamera den Hintern – pardon, den Rücken kehrte, kannte sie kaum jemand. Vielleicht noch die regelmäs­sige Leserin der britischen Postillen. Und dann das. Pippa glänzte an diesem Tag fast mehr als ihre Schwester. Sie wagte es, in einem elfenbeinfarbenen Seidenkleid aufzutreten, was einem Affront bedrohlich nahekommt. Hat doch bei der Hochzeit nur die Braut Weiss zu tragen. Und dann noch dieser Po! Jede Frau der Welt wollte so einen knackigen Hintern haben. Die Männer sowieso.

Pippa präsenter als Kate

Mitte Mai redete kein Mensch mehr von der Traumhochzeit. Aber alle Welt redete von Pippas Po. Sogar eine Website erhielten die zwei Backen: pippasass.com. Die wird auch heute noch upgedatet. Und Pippa ist in den Promi-Magazinen dieser Welt mindestens so präsent wie Kate. Wenn nicht präsenter.

Kate schien es nicht zu stören, dass der Po ihrer Schwester ihr die Show stahl. Jedenfalls hörte man nichts von fliegenden Hochzeits­kuchen­­stücken. Was vielleicht aber auch daran lag, dass es am Hochzeitsfest auf Wunsch des Prinzen Schinkensand­wiches gab – zum Schrecken seiner Grossmutter, der Queen. Wer für dieses unstandes­gemässe Essen gesorgt hatte? ­Pippa, die Partymanagerin!

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 30/12/11

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