Der Gundelitunnel ist zunächst sistiert. Dazu, wie es weitergehen soll mit dem Verkehrskonzept im Quartier war in den vergangenen Wochen nur wenig zu hören.
Die Geschichte der Verkehrsprobleme und der Verkehrsregulierung im Gundeli ist lang: Seit fast 30 Jahren bemüht man sich um Verkehrsentlastung, die bisher nie so richtig griff. Unbestritten ist mittlerweile von allen Seiten, dass durch das Wohnquartier einfach zu viel Verkehr rollt.
Abhilfe versprachen sich die Planer unter anderem von einer kompletten Unterführung des Quartiers: dem Gundelitunnel. Dessen Bau hat der Kanton jedoch Anfang April «in der Planung zurückgestuft». Vorrang hat nun der Autobahnverkehr und damit der Bau des Rheintunnels. Abhängig gemacht wird das Projekt Gundelitunnel neu auch mit der geplanten Stadttangente durch Allschwil. Diese aber fällt in die Zuständigkeit des Landkantons.
Das heisst, die Realisierung des Tunnels und damit das letzte verbliebene Projekt zur Entlastung des Quartiers rückt in weite Ferne; falls der Tunnel überhaupt jemals gebaut wird. Für die nächste Zeit bedeutet das erst einmal Stillstand im Verkehrsverhau Gundeli. Auffallend ruhig blieb es dazu in den vergangenen Wochen sowohl beim Kanton – aber vor allen Dingen auch im Quartier selbst.
Einzig der Vizepräsident des Quartiervereins äussert sich
Eine Wortmeldung erwartet hätte man eventuell vonseiten der Planungsgruppe Gundeli, die sich mit städtebaulichen Themen beschäftigt. Diese hatte das Projekt Gundelitunnel bereits vor drei Jahren kritisiert. Ohne flankierende Massnahmen habe der Tunnel kaum einen Nutzen, liess die Gruppe damals verlauten. Gemeint war damit eine Barriere für den Durchgangsverkehr in der Mitte des Quartiers.
Alain Aschwanden, der derzeitige Leiter der Planungsgruppe, ist jedoch gleichzeitig Verkehrsplaner in Baselland. Er will allein deshalb schon keinen Kommentar zum aktuellen Stand abgeben.
Ruhig blieb es auch vonseiten des Neutralen Quartiervereins Gundeli (NQV), zu dessen Schwerpunkten der Kampf gegen die hohe Verkehrsbelastung im Quartier gehört. Sie könne zum Planungsaufschub «noch nichts schlüssig sagen», sagte Beatrice Isler, Präsidentin des NQV vor einigen Wochen. Dabei bleibt es auch heute.
Immerhin: Claude Wyler, Vizepräsident des NQV und bis vor zwei Jahren Leiter der Planungsgruppe, äusserte auf Nachfrage, er sei «nicht glücklich, dass die Planung zurückgestuft wurde».
Er befürchtet, dass in Sachen Verkehr in Zukunft nur noch auf den Gundelitunnel verwiesen wird, solange die Planung nicht abgeschlossen ist. Am gefürchteten Durchgangsverkehr werde sich dann aus seiner Sicht in den nächsten Jahren wenig ändern.
Immerhin herrscht nach Wylers Ansicht «in der Bevölkerung Konsens darüber, dass das Quartier eine Verkehrsberuhigung braucht und lange genug darauf gewartet hat». Im Moment kann an den Längsachsen des Gundeldingerquartiers von «ruhig» keine Rede sein. Daneben belastet die von den vielen Fahrzeugen verschmutzte Luft das Wohnquartier.
Noch 2013 setzte der «Aktionsplan gesunde Luft in Wohnquartieren» auf den Gundelitunnel als entlastendes Element. Geplante Fertigstellung damals: 2020. Der Umweltbericht für 2014 fiel in Sachen Luftverschmutzung zwar eher erfreulich aus. Aber nicht, weil sich die Verkehrssituation wesentlich verbessert hätte, sondern wegen des eher trüben Wetters im vergangenen Jahr. Wie man im Gundeli mit Stickoxiden, Feinstaub und Ozon in den kommenden Jahren fertig werden will, steht aus.
Kanton prüft nun mehrere neue Tempo-30-Zonen
Neue Ideen gibt es auch beim Kanton wenig. Das Verkehrsdepartement Basel-Stadt lässt zur Lage im Gundeli verlauten, man prüfe derzeit die Einführung mehrerer neuer Tempo-30-Zonen auf den Haupt- und Nebenstrassen im Quartier, auf Verbesserungen für Velofahrer und Fussgänger habe man ein Auge. Mit Vertretern des Gundeldinger-Quartiers sei man in Kontakt und tausche sich aus.
Von Verkehrsreduktion ist vorerst also kaum mehr die Rede. Was bei genauerem Hinsehen einleuchtend ist – ohne wesentliche Massnahmen wäre diese kaum möglich, ohne anstelle des Gundeldinger Quartiers andere Quartiere zu belasten. Zusammen klingt das allerdings fast nach einer Kapitulation vor den Verkehrsströmen. Von der schon vor Jahren geforderten «umgehenden Entlastung» des Gundeldingerquartiers ist man nun jedenfalls wieder weit entfernt.