PR-Profi über die Kampagnen: «Beide Slogans sind inhaltsleer»

In drei Monaten wählt Basel-Stadt eine neue Regierung. Rot-Grün und die Bürgerlichen haben ihre Kampagnen gestartet. Werber David Schärer vermisst bei beiden eine eigenständige Botschaft.

«Gemeinsam aufbrechen» oder «Basel machts besser»? Am 23. Oktober wählt der Kanton Basel-Stadt, ob er weiterhin eine linke Regierung will oder eine bürgerliche.

(Bild: Nils Fisch)

In drei Monaten wählt Basel-Stadt eine neue Regierung. Rot-Grün und die Bürgerlichen haben ihre Kampagnen gestartet. Werber David Schärer vermisst bei beiden eine eigenständige Botschaft.

Mitten in den Sommerferien haben Rot-Grün und die Bürgerlichen ihre Kampagnen für die Regierungsratswahlen vom 23. Oktober lanciert. «Basel machts besser», meinen die Linken und listen das unter ihrer Herrschaft Erreichte auf. So seien die Staatsschulden halbiert, der gemeinnützige Wohnungsbau gefördert und 20’000 neue Arbeitsplätze geschaffen worden. Die Kernaussage von Eva Herzog (SP), Elisabeth Ackermann (Grüne), Heidi Mück (BastA!), Hans-Peter Wessels (SP) und Christoph Brutschin (SP): Wählt uns und alles bleibt gut.

«Das Bestehende verwalten reicht nicht», kontern die Bürgerlichen. Ihr Motto: «Gemeinsam aufbrechen». Das grosses Thema von Baschi Dürr (FDP), Lukas Engelberger (CVP), Lorenz Nägelin (SVP) und Conradin Cramer (LDP), die gemeinsam die Mehrheit zurückerobern wollen: die «Regulierungswut» in Basel unter Rot-Grün. So müsse etwa bei einem Neu- und Umbau nicht nur Platz für Velos und Kinderwagen geschaffen werden, sondern sogar für Trottinetts und Bobby-Cars. Auch an den Parkgebühren für Motorroller stört sich das bürgerliche Quartett. 




Das bürgerliche Quartett will gegen die «Regulierungswut» antreten: Conradin Cramer, Baschi Dürr, Lorenz Nägelin und Lukas Engelberger (von links).

Der Basler David Schärer gilt als einer der erfolgreichsten Werber der Schweiz, mal kümmert sich seine Agentur Rod in Zürich um das Image der SBB, mal brüskiert er christliche Kreise mit TV-Spots für die HIV-Prävention. Der 41-jährige PR-Profi hat sich die Kampagnen beider Lager angeschaut. Ihm fehlt bei beiden eine unverwechselbare Aussage.

«Das Problem ist, dass Politiker allen gefallen wollen»

«Das rot-grüne ‹Basel machts besser› ist genauso inhaltsleer wie das bürgerliche ‹Gemeinsam aufbrechen›. Der Spruch der Linken würde genauso gut zu den Bürgerlichen passen – und umgekehrt», sagt Schärer. Niemand sei gegen einen Aufbruch oder dagegen, wenn Basel es besser mache. «Sobald jeder eine Aussage für sich in Anspruch nehmen kann, ist das ein schlechtes Zeichen. Das Problem von Politikern ist, dass sie allen gefallen wollen – das merkt man auch bei diesen beiden Kampagnen.»

Grundsätzlich findet Schärer, der 2004 für die SP für den Grossen Rat kandidierte, die beiden Kampagnen-Websites jedoch «nicht schlecht». Die Art und Weise, wie sich die Kandidaten beider Lager präsentieren würden, sei «sympathisch».

Links-Grün will das Rathaus mit Heidi Mück, Elisabeth Ackermann, Christoph Brutschin, Hans-Peter Wessels und Eva Herzog (von links) verteidigen.

«Beide geben sich zugänglich. Das gefällt mir.» Der Auftritt der Bürgerlichen mit den Schnappschüssen sei ansprechend, die Positionen seien griffig formuliert («Ermöglichen statt bevormunden»). Auf dem Smartphone wirke die Site jedoch textlich überladen. Die selfieartigen Bilder der Linken hält er zwar für ungewöhnlich – aber genau deshalb ansprechend. «Es hat etwas Spontanes, das schafft Nähe.» 

Und welche Kampagne bevorzugt er? «Ungeachtet von der politischen Präferenz finde ich die von Rot-Grün besser – sie spricht mich mehr an. Ich bin aber von beiden Kampagnen positiv überrascht.» Schade sei allerdings, dass beide es verpasst hätten, eine eigenständige Botschaft zu formulieren.

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