Rechts gegen Links – warum SVP-Mann Nägelin so stark abschneidet

SVP-Kandidat Lorenz Nägelin geht überraschend stark in die Endphase des Basler Regierungswahlkampfs, die Grüne Elisabeth Ackermann schwächelt. Trotzdem liegt der Vorteil noch auf ihrer Seite.

Versucht es noch einmal: Lorenz Nägelin, SVP-Grossrat und Kadidat für die Regierung.

(Bild: Roland Schmid)

SVP-Kandidat Lorenz Nägelin geht überraschend stark in die Endphase des Basler Regierungswahlkampfs, die Grüne Elisabeth Ackermann schwächelt. Trotzdem liegt der Vorteil noch auf ihrer Seite.

Wahlen BS Basel-Stadt Logo Icon 2016

Wer hätte das gedacht – vermutlich nicht mal er selber. Lorenz Nägelin, SVP-Politiker und Kandidat fürs Regierungsamt, liegt Kopf an Kopf mit seiner grünen Widersacherin Elisabeth Ackermann.

Vor vier Jahren noch blieb Nägelin in der Regierungswahl meilenweit hinter dem absoluten Mehr zurück, jetzt liegt der Erfolg in Griffweite. An der Parlamentarierreise vor ein paar Wochen witzelte Nägelin im Zug noch, Bern sei eine so schöne Stadt, er könne sich vorstellen, nach dem 23. Oktober dorthin zu übersiedeln.

Jetzt ist es plötzlich gar nicht so unwahrscheinlich, dass Nägelin nach dem Wahltag in Basel noch gebraucht wird. 40 Prozent der Basler Wähler würden ihm – Stand Anfang September – ihre Stimme geben. Der linientreue SVP-Politiker ist akzeptierter Teil des bürgerlichen Vierertickets.

Die Strategie von Wahlkampfmanager Joël Thüring, Nägelin als freundlichen, politisch harmlosen Zeitgenossen bei jeder sich bietenden Gelegenheit neben den etablierten Cramer, Dürr, Engelberger antreten zu lassen, ist bislang aufgegangen: Die bürgerlichen Wähler akzeptieren den SVPler grossmehrheitlich als einen der ihren.

«Viererticket funktioniert»

Entsprechend zufrieden ist Thüring mit dem Resultat: «Die Umfrage zeigt, dass das Viererticket tatsächlich funktioniert.» Jetzt müsse noch stärker an der Geschlossenheit des Päckchens gearbeitet werden. «Wir müssen allen Wählern, vor allem jenen der CVP, klar machen, dass nur eine Stimme für Nägelin die linke Elisabeth Ackermann verhindern kann.»

Bei drei von vier Anhängern der LDP und FDP verfängt die Person Nägelin – oder zumindest der taktische Plan dahinter, dass nur mit dem SVP-Mann ein Machtwechsel nach rechts gelingen kann. Schlechter schneidet der 49-Jährige bei der CVP ab: Nur jeder zweite Wähler der Mittepartei wünscht sich Nägelin ins Amt, hier steckt noch Potenzial. 

Andrea Strahm, Präsidentin der Basler CVP, trifft eine andere Einschätzung: «Wir sind auf dem richtigen Weg. Man darf nicht vergessen, dass die CVP eine linkere Wählerschaft hat als LDP oder FDP.» 

Mit gravierenderen Akzeptanzproblemen hat Nägelins Kontrahentin Elisabeth Ackermann zu kämpfen. Jeder vierte Sozialdemokrat verweigert ihr die Stimme – und selbst auf dem ureigenen Terrain ist sie nicht unumstritten. Hier dürften ihr vor allem Anhänger der linken Partnerpartei BastA! den Zuspruch verweigern. Gelingt es Ackermann nicht, wenigstens die eigenen Reihen hinter sich zu schliessen, wird sie die Wahl nicht schaffen.

Schwächelnder Support der SP

Ackermann ist bislang verhalten in diesem Wahlkampf unterwegs. Ähnlich wie Nägelin mit durchschnittlichen rhetorischen Fähigkeiten ausgestattet, war ihr wichtigstes Argument für eine Wahl, dass es eine grüne Stimme in der Regierung brauche. Angesichts des fortschreitenden Niedergangs der Mutterpartei eine zweifelhafte Taktik. Mit zunehmender Dauer des Wahlkampfs dürfte die Botschaft wechseln: Ackermann wählen, SVP verhindern. 

Ackermann stellt mit Blick auf den schwächelnden Support der Sozialdemokraten eine deutliche Forderung auf: «Jetzt muss allen klar sein, was es geschlagen hat. Jetzt brauchen wir jede Stimme, um den Einzug der SVP in die Regierung zu verhindern und die rot-grüne Mehrheit zu sichern.»

Was sich schon jetzt voraussagen lässt: Der siebte Sitz in der Basler Regierung wird erst im zweiten Wahlgang vergeben. Dann gewinnt im Kopf-an-Kopf-Rennen, wer stärker mobilisieren kann. Hier liegt der Vorteil derzeit eher bei Elisabeth Ackermann. Nägelin muss dann die Wähler von FDP, CVP und LDP, die ihre Leute bereits im Ziel haben, überzeugen, nochmals an die Urne zu gehen. Bei Rot-Grün dürfte der drohende Machtverlust den benötigten Schrecken verbreiten.

Zumal in der zweiten Runde womöglich ein SP-Mann nochmals ran muss: Bau- und Verkehrsdirektor Hans-Peter Wessels schafft die Wahl derzeit nicht. Für Wessels und Rot-Grün ein wenig peinlich – für die grüne Elisabeth Ackermann aber vielleicht die Rettung in der Not.

Nächster Artikel