Red Bull vs. Red Bull: Der Kick aus der Dose

Es musste irgendwann so weit kommen: Im österreichischen Fussball-Cup trifft Red Bull Salzburg auf ein Farmteam aus dem Hause Red Bull. Ist schon zum Voraus klar, wer gewinnen wird? Der Sport an sich wohl kaum.

Jubelnde Spieler von Red Bull Salzburg nach dem 1:0-Sieg gegen Levski Sofia in der Europa League. (Bild: Keystone/Daniel Krug)

Es musste irgendwann so weit kommen: Im österreichischen Fussball-Cup trifft Red Bull Salzburg auf ein Farmteam aus dem Hause Red Bull. Ist schon zum Voraus klar, wer gewinnen wird? Der Sport an sich wohl kaum.

Es hat ja irgendwann einmal so weit kommen müssen. Bei dieser aussergewöhnlichen Konstellation war der Familienzwist im Hause Red Bull schon programmiert. Wo der österreichische Konzern mit seinen Fussballteams mittlerweile ja bereits fast eine halbe Liga füllen könnte. Selbst den fanatischsten Fussballanhängern fällt es inzwischen schwer, in der Welt von Red Bull am Ball zu bleiben.

Knapp acht Jahre, nachdem Gründer und Milliardär Didi Mateschitz seine Liebe für den Fussball entdeckt hat, leistet sich das Unternehmen Teams in Leipzig und New York und betreibt Nachwuchsakademien in Ghana und in Brasilien. In der Heimat Österreich verleiht Red Bull derzeit gleich vier Mannschaften finanziell Flügel. Neben dem Haus- und Hofverein Salzburg sind die Bullen auch noch bei den drei Drittligisten Liefering, Anif und Pasching engagiert. 

Stallorder bei den roten Bullen?

Diese Tatsache allein wäre noch lange nicht problematisch, brisant wird es dann, wenn plötzlich Red Bull auf Red Bull trifft – wie nun im österreichischen Cup-Semifinal am Dienstag. Meister Salzburg trifft da auf sein drittklassiges Farmteam aus Pasching und es ist scheint schon jetzt klar, wer dieses interne Duell für sich entscheiden wird (müssen).

Pasching, der Klub aus dem kleinen Linzer Vorort (6000 Einwohner) spielte vor Jahren sogar schon im Europacup (Triumph gegen Werder Bremen), ehe der Präsident die Lizenz verkaufte und der FC Pasching in den Niederungen des österreichischen Fussballs verschwand. Da traf es sich gut, dass Red Bull Salzburg Farmteams benötigt, um die Statuten in der österreichischen Bundesliga zu umgehen. Die untersagen nämlich den Bundesliga-Amateurteams seit zwei Jahren die Teilnahme in der zweithöchsten Spielklasse. Deshalb versucht Salzburg nun mit dem FC Pasching bzw. dem FC Liefering eine zweite Mannschaft in die zweite Liga zu bringen, und so seinen Talenten im Profifussball zu Spielpraxis zu verhelfen.

Energie aus der Dose

Auch im österreichischen Cup sind die Amateurteams mittlerweile eigentlich ausgeschlossen. Für Partnervereine bzw. Farmteams gilt das Teilnahmeverbot allerdings (noch) nicht. Zumal Red Bull auch äusserst geschickt und bewusst im Hintergrund agiert. Der FC Pasching wird immer noch als eigenständiger Klub geführt, auch den Roten Bullen sucht man auf den Trikots vergeblich. Trotzdem kommt die Energie des Vereins aus der Dose. Der Paschinger Trainer? Der ehemalige Coach der Red Bull-Amateure. Der Geschäftsführer? Ehemals tätig beim anderen Red Bull Farmteam Anif. Das Gros der Gelder für die mit Stars gespickte Mannschaft? Überwiesen aus Salzburg.

Das interne Cup-Semifinal ist freilich nicht das einzige Kuriosum im österreichischen Fussball. Noch brisanter wird es im Kampf um den Aufstieg in die zweithöchste Spielklasse, der traditionell durch Relegationsspiele entschieden wird. Und da zeichnet sich nun wenige Runden vor Schluss ausgerechnet eine Barrage zwischen den Red Bull-Farmteams FC Pasching, Tabellenführer in der Regionalliga Mitte, und FC Liefering, Tabellenführer in der Regionalliga West, ab. Diese eigenartige Konstellation, bei der die Interessenskonflikte programmiert sind, hat längst die Kritiker auf den Plan geworfen. Die Initiative «FairnessimFussball» forderte deshalb bereits eine Lizenverweigerung für die beiden Klubs. Vergeblich.

Zu viel Kommerz, zu wenig Herz

Die Salzburger Fussball-Fans können und wollen sich für den Kick aus der Dose freilich nicht so recht erwärmen. Zu viel Kommerz, zu wenig Herz – so lautet der Kritikpunkt. Als Austria Salzburg, ein Klub, der 2005 von enttäuschten Anhängern als Gegenentwurf zu Red Bull gegründet worden war, vergangene Woche in der dritten Liga zum Schlagerspiel gegen Liefering bat, strömten 10’000 Fans ins Stadion. Als die Bundesliga-Mannschaft von Red Bull Salzburg, die sich immer noch im Titelrennen befindet, drei Tage später gegen Admira/Mödling aufspielte, waren dann nur mehr 6700 Zuschauer im Stadion.

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