Noch nie landeten im Juli so viele Flugzeuge von Süden her auf dem EuroAirport wie in diesem Jahr. Schuld am Lärmrekord ist der Nordwind.
Sommerzeit ist Fluglärmzeit. Zu keiner anderen Jahreszeit ist der Betrieb am EuroAirport grösser als in den Ferienmonaten Juli und August. Dieses Jahr leiden darunter vor allem die Gemeinden unterhalb der Südanflugschneise.
Der Flugbetrieb wird in diesem Juli sogar einen Rekord brechen: Noch nie gab es zu dieser Jahreszeit so viele Südanflüge wie in diesem Jahr. Der bisherige Juli-Höchststand stammt aus dem Jahr 2008 mit 196 Überflügen; der absolute Rekord stammt aus dem Mai 2010, als 664 Flugzeuge von Süden her landeten.
Weil in diesem Monat oft Nordwind wehte, mussten die Landeanflüge zum EuroAirport an 14 von bislang 24 Tagen von Süden her über die Gemeinden Dornach, Reinach, Bottmingen, Binningen und Allschwil geführt werden. An einzelnen Tagen waren es sogar bis zu 70 Prozent aller Landungen.
Gemäss einem Abkommen zwischen den Luftfahrtbehörden Frankreichs und der Schweiz dürften höchstens zehn Prozent aller Landeanflüge pro Jahr von Süden her erfolgen.
Nordwind bedeutet Lärm
In den Gemeinden von Gempen bis Allschwil weiss man seit bald sechs Jahren ganz genau, ob der Wind von Norden oder von einer anderen Richtung bläst – man muss nur genau hinhören: Nordwind bedeutet Fluglärm im Viertelstundentakt.
Verantwortlich für die Lärmimmissionen ist das Instrumentenlandesystem ILS 33, das am 20. Dezember 2007 in Betrieb genommen wurde und das bis dahin angewandte Sichtanflugsverfahren ablöste. Bläst Nordwind, muss jeweils von Süden her auf der Piste 33 gelandet werden.
Mit Beginn des neuen Anflugregimes über das Baselbiet ging die Zahl der Elsässer Beschwerden innert zwei Jahren um die Hälfte zurück. Dafür vervielfachten sich jene aus der Schweiz in der gleichen Zeit von 579 auf über 23’000 (siehe Grafik).
Punkto Lärmklagen federführend auf Schweizer Seite ist der «Schutzverband der Bevölkerung um den Flughafen Basel-Mulhouse». Vehement wehrt sich der Verband auch gegen die geplante Bahnverbindung zum EuroAirport: Der Lärm werde weiter zunehmen, wenn man leichter zum Flughafen gelange, argumentieren die Flughafengegner.
Artikelgeschichte
In der ersten Version dieses Artikels stand: «Nordwind bedeutet Fluglärm im Minutentakt.» Das ist übertrieben. Korrekt ist, dass an Spitzentagen im Zehnminuten- bis Viertelstundentakt Flugzeuge von Süden anfliegen. Wir haben den Artikel entsprechend angepasst.