Rexhep Berisha, Bierkönig

Rexhep Berisha (52) sorgt nicht nur für das Wohl der Gäste im Restaurant Sängerstübli in Riehen, sondern beglückt als Importeur auch die Liebhaber von «Birra Peja», der Biermarke aus dem Kosovo.

Reixhep Berisha ist heute ein erfolgreicher Unternehmer. (Bild: Basile Bornand)

Rexhep Berisha (52) sorgt nicht nur für das Wohl der Gäste im Restaurant Sängerstübli in Riehen, sondern beglückt als Importeur auch die Liebhaber von «Birra Peja», der Biermarke aus dem Kosovo.

Das erste Mal war Rexhep Berisha 1987 in der Schweiz. Als er sie nach drei Monaten wieder verliess, hatte er das ganze Inventar einer Schreinerwerkstatt aufgekauft und einen Sattelschlepper organisiert, um es nach dem Kosovo zu transportieren. Sein Vater hatte in Peja eine kleine Schreinerei und eine grosse Familie. «Wir waren sieben Kinder», sagt Berisha.

Die Maschinen aus der Schweiz sollten, so die Idee, das väterliche Kleinunternehmen in Schwung bringen und auch den Jungen eine Existenz ermöglichen. «Es hat trotzdem nicht gereicht.» Berisha, der die Matura gemacht und zwei Jahre Jura studiert hatte, versuchte sein Glück erneut in der Schweiz. Inzwischen war er verheiratet und Vater eines kleinen Sohns.

Die Familie wächst

Alles in allem verlief der Start hier für Berisha und seine Familie so, wie man es die letzten Jahrzehnte von Tausenden von Migrantenfamilien kennt: Er kellnerte in einem Basler Restaurant, zunächst noch als Saisonnier. Und mit dem Erhalt des Jahresaufenthalter-Status durfte er Frau und Kind zu sich holen.

Die Familie wurde grösser, drei weitere Söhne kamen zur Welt. Alles war gut. Dann brach im Kosovo der Krieg aus, die Schweiz wurde zum Fluchtort Tausender Kosovaren. Berishas Eltern und Geschwister waren nach Montenegro geflüchtet. Dass er nichts für sie tun konnte, war für Berisha nur schwer zu ertragen.

Ein Mann mit Herz

Ein Restaurantgast, «ein einflussreicher Mann in Basel», versprach zu helfen. Er hielt sein Versprechen, «der Mann hatte ein gutes Herz». Die Familie kam in die Schweiz, war in Sicherheit. Ausser einem Bruder kehrten nach dem Krieg jedoch alle wieder in den Kosovo zurück. Der Kontakt zu dem gutherzigen Mann blieb, «es wurde eine Freundschaft daraus».

Eines Tages fragte er Berisha, ob er nicht Interesse hätte, als Logistik-Chef bei seinem Hilfswerk für Rumänien einzusteigen. Der jetzige werde pensioniert. Berisha wurde zu einem Speditionsfachmann. Mit diesen Kenntnissen und einem Kredit seines einflussreichen Freundes machte er sich fünf Jahre später selbstständig. Als Import-Export-Unternehmer. Er importierte Lebensmittel, vor allem Getränke, aus dem Kosovo in die Schweiz und exportierte Textilien und Kosmetika aus der Schweiz in den Kosovo.

«Birra Peja», ab März im Coop

Doch die Hürden, eine davon nennt er die immer noch grassierende Korruption im Kosovo, seien zu hoch gewesen. Die Sache mit dem Export klappte nicht, mit dem Import war er erfolgreicher: besonders mit dem kosovarischen Bier, «Birra Peja», das Bier, das in ganz Ex-Jugoslawien getrunken wird, wie Berisha sagt.

Demnächst wird ein Traum wahr, den Rexhep Berisha schon seit einiger Zeit träumt: Ab 19. März wird das «Birra Peja» in 460 Coop-Filialen in der Schweiz erhältlich sein. «Es ist das erste Produkt aus dem Kosovo, das ein Grossverteiler ins Sortiment aufgenommen hat.» Weitere sollen folgen.

Die Arbeit geht Rexhep Berisha nicht aus. Will er auch nicht, sein erklärtes Ziel ist eine gute Zukunft für seine Kinder. «Sie sollen aber wissen, dass sie arbeiten müssen, um ein gutes Leben zu haben.» Und das tun sie.

Gutbürgerlich-schweizerisch

Der Vater ist stolz auf seine Söhne; der eine studiert Betriebswirtschaft, ein anderer hat gerade die Matura gemacht und möchte in der Armee Karriere machen – in der schweizerischen wohlgemerkt, denn die Familie Berisha hat das Schweizer Bürgerrecht. Der jüngste geht noch zur Schule und der zweitälteste hat die Ausbildung als Detailhandelsangestellter abgeschlossen und arbeitet nun im Restaurant der Familie.

Ja, neben seinem Import-Geschäft betreibt Rexhep Berisha zusammen mit seinem Bruder seit drei Jahren noch das «Sängerstübli» in Riehen. Ein gutbürgerliches Restaurant in einem gutbürgerlichen Quartier mit einer gutbürgerlich-schweizerischen Küche. Es laufe gut, sagt Berisha, «und wir haben sehr nette Gäste».

Das Restaurant ist an diesem Montagmittag tatsächlich bis fast auf den letzten Tisch besetzt. Einer der Stammgäste, und davon scheint das «Sängerstübli» einige zu haben, will unbedingt etwas loswerden. Nämlich das: «Seit die Berishas wirten, ist das der beste Ort in Riehen.»

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 17.02.12

Nächster Artikel