Roboter dominierten die «No Billag»-Debatte im Netz

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Hochschule für Wirtschaft FHNW wollen herausfinden, ob Bots in der «No Billag»-Abstimmung eine Rolle spielten. Die Antwort lautet: Ja.

Wer zwitschert am lautesten? Offenbar nicht immer «Vögelchen» aus Fleisch und Blut.

Die «No Billag»-Debatte wurde heftig geführt – auch oder gerade in sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter. Doch hinter den Profilen stecken nicht immer Menschen aus Fleisch und Blut: Es können auch «Social Bots» sein, die ihre Kommentare abgeben. Wenn diese Programme, die von aussen nicht leicht als solche erkennbar sind, im Internet Meinungen verbreiten – respektive Meinungen beeinflussen sollen –, werden sie auch Meinungsroboter genannt.

Solche Meinungsroboter waren bei der Schweizer «No Billag»-Debatte im Einsatz, wie die Hochschule für Wirtschaft Nordwestschweiz (FHNW) am Mittwoch bei der Bekanntgabe ihrer Ergebnisse vermeldete. Die Ergebnisse sind Teil einer umfangreichen, von der Hasler-Stiftung finanzierten Studie unter der Leitung von Professor Stefan Gürtler (Medien- und Kommunikation) und Professor Oliver Bendel (Informations- und Maschinenethik). Die Arbeit ist noch nicht abgeschlossen: Der definitive Bericht soll im Juli vorliegen.

Fleissige «Ja»-Sager-Bots

Die Wissenschaftler haben sich auf die Diskussion auf Twitter fokussiert. Dabei haben sie in der heissen Phase des Abstimmungskampfs (7. Januar bis 4. März) knapp 200’000 Meldungen von 26’000 Accounts zum Thema «No Billag» verzeichnet.

19,5 Prozent der Accounts stammten von Befürwortern, 80,5 von Gegnern der Initiative. Doch interessanterweise bildeten Pro- und Kontra-«No Billag»-Tweets dieses Verhältnis nicht ab: Sie traten «im Verhältnis 35:65 auf», heisst es in der Mitteilung.

«Manipulative Tätigkeiten» haben die Forscher bei rund einem Prozent aller Accounts festgestellt. Und hier herausgefunden: Die 50 aktivsten Accounts erzeugten gemeinsam über 50 Prozent der Twitter-Kommunikation zur Abstimmung – jedenfalls rein mengenmässig. Identifiziert wurden sowohl Pro- als auch Kontra-«No Billag»-Bots, die Pro-Billag-Bots seien etwas aktiver gewesen, was die Menge des Outputs anbelangt.

Genauere Zahlen liegen derzeit noch nicht vor. Was sich sicher sagen lässt: Mit einem Verhältnis von 35:65 mögen die Botschaften zugunsten der Initiative zwar rein zahlenmässig auf Twitter dominiert haben. Doch – Stand heute – gewinnt man damit in der Schweiz noch keine Abstimmung. Das Resultat an der Urne war mehr als umgekehrt: 28,4 pro «No Billag», 71,6 Prozent pro No «No Billag».

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