Auf der Baustelle des neuen Roche-Turms ist es zu massivem Lohndumping gekommen. Der Pharmakonzern will Ausgleichszahlungen eingeleitet haben. Die Gewerkschaft Unia erhöht gleichwohl den Druck.
Mit gefälschten Arbeitsverträgen und Abrechnungen soll ein polnischer Subunternehmer Fassadenbauer zum Billigtarif auf die Baustelle des neuen Roche-Turms geschickt haben. Das hat die Gewerkschaft Unia am Dienstag publik gemacht. Die Unia schaltete die entsprechenden Dokumente auf ihrer Website auf. Daraus geht hervor, dass die Firma POKO-A ihren Arbeitern nur 12 Franken pro Stunde ausbezahlt hat, um die Gesamtarbeitsverträge zu umgehen – von den Behörden verlangt waren indes 26,15 Franken.
Heute sollen die betroffenen Arbeiter Strafanzeige gestellt haben. Das teilt die Unia mit. Seitdem die Missstände publik gemacht wurden, seien die betroffenen Fassadenbauer sowie deren Familien massiv telefonisch unter Druck gesetzt worden, begründet die Gewerkschaft den neusten Schritt. Die Vorwürfe richten sich auch an den Pharmamulti: «Die Roche spielt auf Zeit und versucht ständig, neue Bauarbeiter des gleichen Unternehmens auf die Baustelle zu bringen, damit weitergearbeitet werden kann.» Gespräche mit der Unia habe Roche einseitig abgebrochen.
Roche widerspricht Unia
Der Pharmakonzern weist diese Darstellung zurück. Man habe «umgehend reagiert», nachdem die Vorwürfe laut geworden seien. In den Abklärungen habe sich der Verdacht des Lohndumpings bestätigt, teilt Roche mit. Mit in die Verantwortung nimmt das Unternehmen die deutsche Firma Gartner GmbH, welche für den Fassadenbau zuständig ist. Gartner hatte den Auftrag an den polnischen Subunternehmer weitergegeben.
Roche habe Gartner veranlasst, die Differenz zum vereinbarten Lohn zu begleichen. Zudem würden die Monteure nun nicht mehr von den Polen angestellt, sondern von Gartner «gemäss den geltenden Lohnbestimmungen».
Die Unia begrüsst das Vorgehen der Roche in einer Stellungnahme, fordert aber weitere Massnahmen. Es brauche eine schriftliche Vereinbarung, die die Nachzahlung aller Löhne gemäss geltenden Gesamtarbeitsverträgen sicherstelle. Solange diese Forderung nicht erfüllt sei, würden die polnischen Fassadenbauer ihre Arbeit auf der Grossbaustelle ruhen lassen.