Als Chef des Bundesamts für Strassen nervte sich Rudolf Dieterle über Basel. Heute hilft er dem Kanton Basel-Stadt, den Verkehr unter den Boden zu bringen.
Noch vor wenigen Jahren fluchte Rudolf Dieterle über das Basler Bau- und Verkehrsdepartement. Der damalige Chef des Bundesamts für Strassen (Astra) war mit den Nerven am Ende. Das Departement von Vorsteher Hans-Peter Wessels (SP) hatte einen Sinneswandel vollzogen, der bei Dieterle einen Scherbenhaufen hinterliess. Noch immer wird er schnell emotional, wenn er über diese Zeit spricht. «Dieser plötzliche Meinungswechsel von Basel-Stadt hat mich sehr beschäftigt», sagt er.
Grund für Dieterles Ärger damals: Im Jahr 2009/2010 wollte der Bund die überlastete Osttangente oberirdisch um zwei Spuren erweitern. Basel-Stadt wehrte sich allerdings vehement dagegen – obwohl die Idee für das Projekt ursprünglich vom Stadtkanton stammte. Es folgte eine Zeit voller gegenseitiger Vorwürfe – bis das Astra sich auf Druck von Basel-Stadt doch noch dazu bewegen liess, eine unterirdische Lösung für die Erweiterung der Osttangente zu prüfen.
«Das war schon heftig, wir befanden uns in einer Sackgasse: Plötzlich wollte Basel-Stadt das ursprünglich von ihm selbst aufgegleiste und dann vom Bund übernommene Projekt nicht mehr. Wir mussten intensiv schauen, wie wir aus dieser zerfahrenen Situation rauskommen», sagt der 66-Jährige heute. Sie schafften es: Im Juli 2014 war die Welt zwischen Basel-Stadt und dem Bund wieder in Ordnung. Bestens gelaunt präsentierten sich Dieterle und Wessels hoch über der Autobahn, im St.-Jakob-Turm, und stellten den Rheintunnel vor.
Ein eigenes Büro hat Dieterle nicht beim Bau- und Verkehrsdepartement. Er arbeitet dort, «wo und wann es ihn gerade braucht» oder von zu Hause aus. Dass das Departement und Hans-Peter Wessels nicht gerade als autofreundlich gelten, sei auch ihm schon aufgefallen. «Ich müsste als ehemaliger Astra-Direktor ja taub oder blind sein, wenn ich das nicht mitbekommen würde», sagt er lachend.
Für das Projekt Rheintunnel sei im Departement jedoch eine breite Akzeptanz vorhanden. «Es ist allen klar, dass es eine funktionierende Hauptschlagader braucht, damit das untergeordnete Netz funktioniert. Für meinen Job ist das die ideale Voraussetzung.» Zudem müsse er nicht die gleiche politische Grundhaltung haben wie Wessels, um mit ihm zusammenarbeiten zu können.
Dieterle, wohnhaft in Biel-Benken, ist Mitglied der Baselbieter CVP. Letztes Jahr kandidierte er für den Landrat, wurde allerdings nicht gewählt. Der vierfache Vater scheint froh darüber zu sein. Seine Kandidatur sei keine Herzensangelegenheit, sondern mehr eine Gefälligkeit für die Partei gewesen, sagt er. Über den Zustand seines Wohnkantons macht er sich Sorgen: «Baselland hat an vielen Orten noch Hausaufgaben zu erledigen. Die Situation mit dem Verkehr, den Finanzen, dem Gesundheitswesen und den Schulen gibt Anlass zur Beunruhigung.»
Auf die Frage, ob die Baselbieter gute Arbeit machen, zuckt er mit den Schultern und sagt: «Es ist nicht an mir, Noten zu verteilen. Angesichts der Tatsache, dass die Probleme eher mehr als weniger geworden sind, scheint dies aber weniger der Fall zu sein.»