Sarkozy steigt in die Arena

Früher als geplant muss der französische Staatschef seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen ankündigen. Ob Sarkozys Eintritt in den Wahlkampf die gewünschte Wirkung entfalten wird, steht allerdings in den Sternen. Die Ratingagentur Moody’s macht ihm einen Strich durch die Rechnung.

(Bild: REUTERS/Lionel Bonaventure)

Früher als geplant muss der französische Staatschef seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen ankündigen. Moody’s macht ihm dazu einen Strich durch die Rechnung.

Ein regelrechtes Ja-Wort: Das erwarten die Franzosen von ihrem Präsidenten, wenn dieser zu seiner Wiederwahl antritt. «Oui» sagte François Mitterrand 1988, «oui» sagte Jacques Chirac 2002 auf die entsprechende Journalistenfrage. Dieses republikanische Ritual, bei dem der hohe Staatschef zu einem normalen Bürgerkandidaten wird und aus dem Elysée-Palast in die Wahlkampfarena hinuntersteigen muss, schlägt den Gong zum Präsidentschaftswahlkampf.

Nicolas Sarkozy wird am Mittwochabend am Fernsehsender TF1 in den Ring steigen, wie Elysée-Sprecher bestätigen. Vor wenigen Wochen noch hatten sie durchblicken lassen, Sarkozy wolle wie seinerzeit Mitterrand bis Ende März warten, um möglichst lange von seiner präsidialen Aura zu profitieren. Davon bleibt indessen nicht viel übrig: In den Umfragen ist Sarkozy schlechter platziert als jeder Wiederwahlkandidat vor ihm. Schlechter sogar als Valéry Giscard d’Estaing, der in der Vergleichsphase 1981 auf immerhin 28 Prozent Sympathiestimmen kam, bevor er gegen den Sozialisten Mitterrand unterlag.

Stocken bei 25 Prozent

Sarkozy stockt derzeit bei rund 25 Prozent, deutlich hinter seinem linken Herausforderer François Hollande. Der gaullistische Staatschef hat deshalb gar keine Wahl: Er muss angreifen. Am Wochenende bezog er in seiner Hauszeitung Figaro bereits klare Rechtspositionen, indem er für den Fall seiner Wiederwahl zwei Volksabstimmungen ankündigte – um die Rechte von Arbeitslosen und Ausländern zu beschneiden.

Noch diese Woche will Sarkozy in Annecy und Marseille bereits zwei gross inszenierte Wahlmeetings abhalten. Zugleich überredet er – mit welchen Mitteln, ist unbekannt – kleine Rechtskandidaten zur Aufgabe: Am Montag stellte sich die Christdemokratin Christine Boutin hinter Sarkozy; der Zentrist Hervé Morin dürfte folgen. Unsicher bleibt die Kandidatur des internen Sarkozy-Rivalen Dominique de Villepin.

Umstrittene Wirkung

Politologen bezweifeln, ob der Kampagne-Eintritt des Präsidenten an den Umfragen viel ändern wird. «Möglich, dass Sarkozy ein wenig Auftrieb erhält», meint der Meinungsforscher Jérôme Jaffré. «Ob der Trend kehrt, steht allerdings auf einem anderen Blatt.» Am Dienstag stufte die Ratingagentur Moody’s zudem Frankreichs Wirtschaftsaussichten von «stabil» auf «negativ» herab. Andere Länder erleiden zwar das gleiche Los, doch für Sarkozy ist dies eine persönliche Schlappe: Als die Agentur Standard&Poor’s Frankreich das Triple-A entzog, verteidigte sich Sarkozy noch ausdrücklich mit Moody’s Perspektive.

Neben der dürftigen Wirtschaftsbilanz macht Sarkozy aber auch die verbreitete Zurückweisung seiner Person zu schaffen. Unter den zahllosen Internetreaktionen zu seiner Kandidaturerklärung waren Kommentare zu lesen wie: «Angela Merkel soll ihm einen Job als Strassenwischer finden – Frankreich will diesen Kasper nicht mehr.»

Der aus der Sarkozy-Partei UMP ausgetretene Exminister Philippe Douste-Blazy rechnete am Dienstag präzise vor, dass die Rechte mit dem Zentrumskandidaten François Bayrou bedeutend mehr Wahlchancen als mit dem amtierenden Präsidenten hätte. Dass Sarkozy von sich aus das Handtuch werfen und das Feld gesetzteren Ministern wie François Fillon oder Alain Juppé überlassen würde, hatten insgeheim auch viele UMP-Vertreter gehofft – und Sozialisten befürchtet. Doch Sarkozy will es nochmals wissen.

Nächster Artikel