Schliessung der Skulpturhalle ist für Direktor Bignasca «keine Option»

Der Ärger um das Basler Entlastungspaket reisst nicht ab. 200’000 Franken soll der Direktor des Antikenmuseums, Andrea Bignasca, ab 2017 sparen. Dazu soll er die Skulpturhalle schliessen, meint die Regierung. Doch diese Massnahme birgt gar kein Sparpotenzial.

Blicken einer ungewissen Zukunft entgegen: Die Gipsbüsten in der Skulpturhalle. (Bild: Kevin Struett)

Der Ärger um das Basler Entlastungspaket reisst nicht ab. 200’000 Franken soll der Direktor des Antikenmuseums, Andrea Bignasca, ab 2017 sparen. Dazu soll er die Skulpturhalle schliessen, meint die Regierung. Doch diese Massnahme birgt gar kein Sparpotenzial.

Vor zwei Wochen war Andrea Bignasca noch ungetrübt glücklich. Der Direktor des Antikenmuseums konnte für 2014 zum zweiten Mal in Folge ein ausgeglichenes Budget präsentieren. Wenige Tage später teilte ihm die Abteilung Kultur mit, dass er ab 2017 sparen müsse. Die Subventionen würden um 200’000 Franken gekappt.

An der Medienkonferenz zum städtischen Entlastungspaket vergangenen Montag präsentierte die Regierung diese Sparmassnahme unter dem Vorschlag «Schliessung der Skulpturhalle». Die Gipsabgüsse sollten vorübergehend ins Depot wandern, bis das Antikenmuseum wie geplant im Jahr 2023 die neuen Räumlichkeiten im heutigen Naturhistorischen Museum bezieht. Klingt einfach, ist es jedoch nicht.

Denn die Skulpturhalle verfügt über kein eigenes Budget, sondern ist in den Betrieb des Antikenmuseums integriert. Ein klarer Schnitt ist somit nicht möglich, erklärt Bignasca. «Für mich ist das eine Sparmassnahme, die ich auf das Globalbudget des Museums anwenden muss.» Die Schliessung der Skulpturhalle sieht er zudem nicht wirklich als Option – aus verschiedenen Gründen.

Keine Betriebskosten

Erstens befindet sich das Antikenmuseum in Bezug auf die Skulpturhalle in einer komfortablen Situation: Es bezahlt für die Räumlichkeiten an der Mittleren Strasse keine Miete, sondern erhält diese im Nutzungsrecht von der Adullam Stiftung.

Man würde im Falle einer Schliessung somit kaum Betriebskosten sparen. Im Gegenteil: Müssten die Gipsabgüsse für die Jahre, bis das Antikenmuseum in den Berri-Bau umzieht, in einem Depot untergebracht werden, ergäben sich wohl sogar Mehrkosten. Sparen könnte man somit nur durch Leistungs- und Stellenabbau, wobei Bignasca vor allem Letzteres verhindern möchte.

Müssten die Gipsabgüsse in einem Depot untergebracht werden, ergäben sich wohl sogar Mehrkosten.

Zweitens weist die Skulpturhalle zwar eine tiefe Besucherrate aus – rund 10’000 Menschen sehen sich im Jahr die Ausstellungen und die Sammlung von Gipsabgüssen an. Doch rund 200 Schul- und Zeichnungsklassen finden sich jährlich ein, und auch das Institut für Altertumswissenschaften der Universität Basel hält dort regelmässig Seminare ab.

Die Skulpturhalle – so unscheinbar sie in der Stadt platziert sein mag – ist international bekannt. Ihre Sammlung zählt inzwischen rund 2200 Gipsabgüsse, darunter und weltweit einmalig die berühmten Bauskulpturen des gesamten Parthenon in Athen. Was sich sonst in Museen rund um die Welt verstreut findet, kann man hier an einem Ort vergleichend betrachten. Für die Lehre ist dies unverzichtbar.

Beeinträchtigungen durch Parking-Bau

Ein weiterer und dringender Grund, eine Schliessung der Skulpturhalle zu verhindern, liegt laut Bignasca darin, dass ab 2017 das Kunstmuseums-Parking gebaut werden soll, direkt vor dem Eingang des Antikenmuseums unter dem St. Alban-Graben. Die Einfahrt zum Parking wäre im Luftgässlein geplant und läge somit hinter dem Museum.

Für das Antikenmuseum hiesse dies: vorne und hinten zwei riesige Baugruben, die nicht nur den Zugang zum Museum erschweren, sondern zudem dessen Ausstellungen und Objekte beispielsweise durch Erschütterungen gefährden. Schlimmstenfalls müsste das Antikenmuseum sogar erwägen, den Betrieb während gewissen Bauphasen einzustellen.

Für Bignasca ist deshalb klar: «Ich wäre froh, wenn ich die Skulpturhalle während dieser Zeit notfalls als Ausweichort nutzen könnte.»

Vorwärts in die Zukunft

Im Moment arbeitet das Museum zudem zusammen mit Architekten an einer Vorstudie betreffend einer möglichen Zukunft im Berri-Bau. Bignasca ist von dieser Idee begeistert und sieht darin den Durchstart für Antikenmuseum und Skulpturhalle. Zusätzlich zu den Räumen für die Dauersammlung sind an der Augustinergasse 1000 Quadratmeter für Sonderausstellungen sowie dank einer Überdachung des Innenhofes eine zeitgemässe Infrastruktur für Events und ein Bistro geplant.

Die vergangenen zwei Jahre hat Bignasca bereits gekürzt, was kürzbar war.

In diese Phase hinein fällt nun also der Sparentscheid der Regierung. Er erschwert laut Bignasca die Planung und führt zu Unsicherheiten im Betrieb. «Die Museen waren schon bei der letzten Sparrunde Mitte der Neunzigerjahre betroffen», sagt Bignasca. «Wir haben uns gerade erst einigermassen aufgerappelt. Doch die Reserven sind weg.» Die vergangenen zwei Jahre habe er bereits gekürzt, was kürzbar war, woraus folgt: «Ich habe im Sachmittelbudget keine Manövriermasse mehr.»

Dass das Antikenmuseum nun zum zweiten Mal ein ausgeglichenes Budget vorweisen kann, ist diesen jüngsten Einsparungen zu verdanken und der Akquisition von Drittmitteln. Auch der glückliche Umstand, dass die «Petra»-Ausstellung in die Niederlande, nach Leiden, verkauft werden konnte, trug dazu bei.

Weitere Drittmittel zu aquirieren, ist laut Bignasca eine Option, um diese neuerliche Sparvorgabe zu verkraften. Um weiterhin ein ausgeglichenes Budget vorweisen zu können und die hohe, internationale Qualität des Angebots aufrechtzuhalten. Und um die Schliessung der Skulpturhalle zu verhindern.

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