Mit viel Politprominenz inszenierten die beiden Basel die Grundsteinlegung zum neuen Biozentrum der Universität auf dem «Schällemätteli». Der Akt war in vielerlei Hinsicht ein symbolischer – gebaut werden kann bis auf Weiteres nicht.
Der Bauherr hatte für den symbolischen Akt eigens einen grossen Kranwagen in die Baugrube am «Schällemätteli» bestellt. Dieser hob die Metallurne in das Loch im Fundament, um die Grundsteinlegung zu besiegeln – und erweckte so den Eindruck, am neuen Biozentrum würde demnächst mit Hochdruck gearbeitet. Dabei blockiert noch immer ein Rekurs das Bauvorhaben. Die Verwaltung rechnet aktuell mit einer Verzögerung um mehrere Monate.
Die Grundsteinlegung konnte offenbar nicht mehr verschoben werden, schliesslich war eigens Bundesrat Johann Schneider-Ammann aus Bern einbestellt worden, um ein paar salbungsvolle Worte für den Forschungsstandort Basel zu finden, wo unternehmerische und wissenschaftliche Ansprüche so vorbildlich verschmelzen würden. Will heissen: Das neue Biozentrum bindet die Uni noch stärker an die Pharmaindustrie. Der Bund beteiligt sich mit 69 Millionen Franken am Neubau, die beiden Basel mit je 130 Millionen.
Blick von oben auf die Baugrube im «Schällemätteli» (Bild: Hans-Joerg Walter)
Die weiteren Fakten des Projekts: Das neue Biozentrum auf dem Areal «Schällemätteli», wo früher ein Gefängnis stand und noch früher der erste Bahnhof der Schweiz, ersetzt ein Bildungs- und Forschungsgebäude aus dem Jahre 1971. Geplant ist ein 73 Meter hoher Neubau. Im Neubau werden neben dem Biozentrum auch das Universitätsrechenzentrum, Hörsäle und eine öffentliche Cafeteria untergebracht. 600 Mitarbeitende und rund 800 Studierende werden im Gebäude tätig sein. Im Herbst 2017 soll das Biozentrum den Betrieb im Neubau aufnehmen.
Die Grundsteinlegung hatte vor allem symbolischen Gehalt. Die Basler Regierung hatte beschlossen, den Amtskollegen von der Landschaft die Bühne zu überlassen. So durfte die Baselbieter Baudirektorin Sabine Pegoraro über den «städtebaulichen Beitrag» des Neubaus und die Auswirkungen auf die Basler Skyline referieren und Bildungsdirektor Urs Wüthrich über den internationalen Wettbewerb, der eine derart grosse Investition nötig mache.
Posieren nach getaner Arbeit: Die Regierungsräte Eymann (links), Wüthrich, Pegoraro (4.von links), Wessels (5. von links) Schneider-Ammann (Mitte) und Rektor Loprieno (rechts)
Die beiden städtischen Vertreter Hans-Peter Wessels und Christoph Eymann schwiegen dagegen vornehm. «Schön, dass Ihnen das aufgefallen ist», sagte Wessels nach der Zeremonie. «Wir haben beschlossen zurückzustehen, um damit das grosse Engagement der Baselbieter zu würdigen, das alles andere als selbstverständlich ist.»
Im Hinblick auf die Fusionsinitiative hat sich die Basler Regierung vorgenommen, das Ego der Baselbieter bei sich bietender Gelegenheit zu streicheln und jeden Eindruck zu vermeiden, man fühle sich dem Landkanton überlegen.
Was nicht immer einfach ist. Als SP-Mann Urs Wüthrich im Trenchcoat mit hochgeklappten Kragen in die Grube stieg und seine Beigabe in die Urne legte, die später im Fundament eingegossen wird, rätselte man als Beobachter über den symbolischen Gehalt dieser Gabe: Während die Kollegen Erinnerungsobjekte der vergangenen Nutzungen, Pläne und Verträge beilegten, hatte sich Wüthrich für eine Petrischale entschieden. In dieser enthalten waren ein Schlüssel mit einem Baselbieterstab und aus unerfindlichen Gründen eine Oris-Uhr – und ein Ricola-Kräuterzucker, die Perle der biomedizinischen Forschung im Landkanton.
Wettschaufeln: gegen Schneider-Ammann hatten sie keinen Stich.
Tagessieger wurde indes keiner der regionalen Regenten. Den besten Eindruck hinterliess Schneider-Ammann. Als die Politiker gemeinsam mit Uni-Rektor Antonio Loprieno die Urne mit frischem Zement bedeckten, überzeugte der Bundesrat mit seiner Schaufeltechnik: Schaufel ansetzen und rückenschonend mit dem Fuss in den Zement stossen. Hopp und weg, hopp und weg. Eine Fuhre nach der anderen.
Der Bundesrat strebe deshalb eine frühestmögliche vollständige Assoziierung der Schweiz an das EU-Forschungsprogramm Horizon 2020 an. Intensive Verhandlungen seien im Gang. Die Zusammenarbeit Schweiz-EU sei in beidseitigem Interesse.
Bis dieses Ziel erreicht sei, wolle der Bundesrat zur Unterstützung von Forschenden in der Schweiz Ersatzmassnahmen erlassen. Damit sollen Lücken geschlossen werden, die sich seit der Sistierung der Verhandlungen mit der EU über Horizon 2020 geöffnet haben.