Der Schwyzer Finanzdirektor und Verwaltungsrat der Rheinsalinen, Kaspar Michel, muss jetzt im Kantonsrat erklären, weshalb er zuliess, dass die Rheinsalinen die Arbeitsplätze einer kleinen Firma in seinem Kanton aufs Spiel setzen.
Vielleicht wäre Felix Matter damals doch besser Anwalt geblieben, statt seiner Leidenschaft zu folgen und die Kosmetikfirma seiner Familie zu übernehmen. Der 64-Jährige könnte seine Pensionierung heute wohl ruhiger angehen. Doch Matters Herz schlug nicht für Paragraphen & Plädoyers, sondern für Puder & Pulver. Deshalb überlässt der Verwaltungsratspräsident der Powder Company in Einsiedeln seinen Betrieb auch nicht einfach seinem Schicksal: Er kämpft um die Arbeitsplätze für seine fünfzig Teilzeit-Angestellten und um den Standort Schweiz.
Kämpfen muss er, weil ihm die Schweizer Rheinsalinen seit Oktober plötzlich verbieten, Meersalz selbst zu importieren. Jetzt muss der Badesalzhersteller den Bedarf von rund 200 Tonnen Meersalz bis zu 53 Prozent teurer vom Salzmonopolisten in Pratteln importieren lassen. Deshalb und wegen des tiefen Eurokurses kämpft die Firma, die 95 Prozent ihrer Produkte exportiert, jetzt ums Überleben, wie die TagesWoche in der gedruckten Ausgabe vom 9. Dezember 2011 publik machte.
Das Honorar der Rheinsalinen darf der Finanzdirektor behalten
Jetzt wollen die beiden Schwyzer SP-Kantonsräte Patrick Notter und Sepp Oechslin vom Finanzdirektor wissen, wie er dies zulassen konnte. Die Kantonsräte haben einen entsprechenden Vorstoss eingereicht. Der Schwyzer Finanzdirektor ist von Amtes wegen Mitglied des Verwaltungsrates der Schweizer Rheinsalinen wie fast alle seiner Kollegen auch. Als einer der wenigen Verwaltungsräte darf der Schwyzer Finanzdirektor die knapp 5000 Franken Honorar als Bonus behalten und muss das Geld nicht wie fast alle anderen Kollegen der Staatskasse abliefern. Dies deckte die TagesWoche in der gedruckten Ausgabe vom 25. November auf.
Ausser für die Waadt verwalten die Rheinsalinen im Auftrag aller Kantone das Salzmonopol. In dieser Funktion können sie Bewilligungen für den Import von Salz ausstellen, wie dies das Unternehmen auch sechs Jahre hintereinander für die Badesalzfirma tat.
Keine Stellungnahme
Von der TagesWoche mit den Vorwürfen konfrontiert, hatte der Schwyzer Finanzdirektor noch Anfang Dezember geantwortet, er habe sich beim CEO der Powder Company erkundigt. «Allerdings wurde mir die Auswirkung der Preisänderung auf die Firmenexistenz anders geschildert. Abklärungen sind im Gang. Eine Stellungnahme kann ich aufgrund dessen dazu nicht abgeben», antwortete Kaspar Michel. Jetzt wird der Regierungsrat auf den Vorstoss der beiden SP-Kantonsräte Stellung nehmen müssen. Diese schreiben: Es könne doch nicht im Interesse der Schweiz liegen, dass Vertreter der öffentlichen Hand exportorientierte Firmen mit Sondersteuern derart behindern, dass diese im schlimmsten Fall ihre Produktion ins Ausland verlegen müssten.