Das Basler Erziehungsdepartement liess zwei Kommentare von der Facebook-Seite der Schule für Gestaltung verschwinden. In diesen wurde Sicherheitsdirektor Baschi Dürr und die Polizeiaktion auf dem Messeplatz kritisiert. Zuvor hatte sich Dürr bei seinem Amtskollegen Christoph Eymann beschwert.
Auf den sozialen Medien entlud sich nach der Polizeiaktion gegen zwei Dutzend Kunststudenten auf dem Messeplatz das, was auf Neudeutsch «Shitstorm» genannt wird. Auch auf der Facebook-Seite der Schule für Gestaltung (SfG) wurden neben Verweisen auf die Berichterstattung in der TagesWoche und der «Basler Zeitung» zwei kritische Kommentare gepostet.
Sie blieben dort nicht lange. Kaum eingetragen, das zeigen Recherchen der TagesWoche, beschwerte sich Justiz- und Sicherheitsdirektor Baschi Dürr (FDP) bei seinem Amtskollegen Christoph Eymann (LDP) über die Postings. Die Kunstschule fällt in den Zuständigkeitsbereich von Erziehungsdirektor Eymann.
Eymann reichte die Beschwerde an Mittelschul-Leiter Hans Georg Signer weiter und bat ihn, die Facebook-Seite zu überprüfen. Signer bestätigt den Sachverhalt auf Anfrage. Zunächst sei diskutiert worden, sämtliche Einträge zum Polizeieinsatz vom Facebook-Auftritt zu entfernen, sagt Signer. Schliesslich habe er entschieden, zwei Postings löschen zu lassen. «Im einen wurde Baschi Dürr beleidigt, und der andere zog einen Nordkorea-Vergleich», begründet Signer die Zensur.
«Der himmlische Friede ist wieder hergestellt»
Beim ersten Beitrag soll es sich um den Kommentar eines Nutzers unter ein Posting gehandelt haben. Der zweite stammte von Hanspeter Kersten, dem Präsidenten der Schulkommission der SfG. Diese wird vom Regierungsrat bestellt und fungiert als Aufsichtsorgan. An den Wortlaut des Postings könne er sich nicht erinnern, sagt Kersten. Aber an das Fazit: «Der himmlische Frieden ist wieder hergestellt.»
Signer will nicht gewusst haben, dass Kersten der Autor des Beitrags war. Hätte er es gewusst, wäre sein Einschreiten zumindest diskutabel: Die Schulkommission ist von Gesetzes wegen ein unabhängiges Gremium. «Wir sind beim gleichen Arbeitgeber angestellt», rechtfertigt Signer die Löschaktion, «Kritik wird intern und nicht auf Facebook geäussert.»
Es sei ihm auch darum gegangen, den Eindruck zu korrigieren, die Aktion auf dem Messeplatz sei von der Schule ausgegangen. Dass es aus seiner Sicht keine klare Trennung gab, hat Baschi Dürr auch an der grossen Podiumsdiskussion der TagesWoche bemängelt.
Private Aktion
Die meisten der an der Aktion beteiligten Studenten lassen sich an der SfG ausbilden, zudem sind dort zwei Dozenten angestellt, Enrique Fontanilles und Renatus Zürcher, die an der Choreografie mitwirkten. Allerdings, das betont Fontanilles, der auch stellvertretender Leiter der SfG ist, sei das Projekt keines der Schule gewesen, sondern in der Freizeit und im Rahmen des privaten Künstlerkollektivs «diezelle» entwickelt worden.
Konsequenzen für die Schulleitung oder einzelne Angestellte der SfG habe die ganze Affäre keine, bekräftigt Signer.
Baschi Dürr hat auf seiner Facebook-Seite mittlerweile eine Stellungnahme veröffentlicht, in der er den Sachverhalt bestätigt.
Artikelgeschichte
Der Artikel wurde am Freitag, 18. Juli um 16.00 Uhr mit Baschi Dürrs Stellungnahme auf Facebook ergänzt.