Sieben Antworten am 20. WM-Spieltag

Warum verschränken die Spieler ihre Arme vor dem Spiel immer so grimmig? Wie geht der perfekte Penalty? Und warum wollte ein Deutscher Goalie einem Franzosen mal Jacket-Kronen kaufen? Fragen über Fragen – wir haben die Antworten.

Brasilien, das ist Fussball, Fussball, Fussball. Und – Gesichtspiercings. (Bild: Reuters/Ivan Alvarado)

Warum verschränken die Spieler ihre Arme vor dem Spiel immer so grimmig? Wie geht der perfekte Penalty? Und warum wollte ein Deutscher Goalie einem Franzosen mal Jacket-Kronen kaufen? Fragen über Fragen – wir haben die Antworten.

Penaltyschiessen sind doch einfach eine Lotterie, oder?

Nicht, wenn es nach Dr. Ken Bray von der Universität von Bath geht. Wenig verwunderlich, dass sich ausgerechnet ein englischer Professor mit der Materie auseinandergesetzt hat, schliesslich haben die Engländer nur gerade 17 Prozent ihrer Elfmeterschiessen an grossen Turnieren gewonnen. Wohingegen die Schweiz … ach lassen wir das.

Dr. Bray jedenfalls ist nach eigenem Werbemail «führender Fussball-Forscher». Und er hat das Wesen der Penalties ergründet. Laut Dr. Bray gibt es einen sogenannten Goalie-Schatten, also einen Bereich, in dem der Keeper die Chance hat, einen Elfmeter abzuwehren.

Schützen, die jene Bereiche ausserhalb dieses Schattens anvisieren (und auch treffen), haben eine riesengrosse Wahrscheinlichkeit, danach jubeln zu dürfen. Wer seinen Schuss innerhalb des Goalie-Schattens ansetzt, kommt nur noch auf 50 Prozent Trefferwahrscheinlichkeit.

Und damit zum Lehrvideo, das sich Franzosen, Brasilianer (sie ganz besonders), Kolumbianer, Belgier und Holländer ganz genau anschauen sollten. Deutsche, Argentinier und Costa-Ricaner (wie man gegen Griechenland gesehen hat), wissen ja schon, wie es geht.

Und nun noch eine kleine Stilstudie des perfekten Elfmeters. Ein Tusch für den Chilenen Charles Aranguiz, der trotz dieser Schönheit vom Penaltypunkt nach Hause reisen musste.

Mit wie vielen «O» schreibt man Goal?

Kommt darauf an, in welchem Land Sie leben. Eine Auswertung der WM-Tweets hat diese wunderprächtige Statistik ergeben, die zeigt, in welcher Nation die meisten «O» eingefügt werden, wenn Tor gemeint ist. Sieger der O’s: Mexiko, wo Goal mit rund 7 zusätzlichen O’s geschrieben wird. Die Schweiz ist wie immer strikt neutral und deswegen auf Rang 17 von 32 Teams.

Wer hat die deutsch-französische Beziehung belastet, obwohl er seinem Gegenspieler doch netterweise die Jacketkronen bezahlen wollte?

Harald «Toni» Schumacher, mit seinem Harakiri-Tritt gegen Patrick Battiston im WM-Halbfinal 1982 zwischen Deutschland und Frankreich. Die Aktion wird für immer als eines der brutalsten Fouls der WM-Geschichte gelten – und es blieb erst noch ungeahndet!

Was in Frankreich für zusätzlichen Unmut sorgte, war eine Aussage, die Schumacher nach dem Schlusspfiff machte. «Wenn es nur die Jacketkronen sind – die bezahle ich ihm gerne», erklärte der deutsche Goalie zu Battiston, der bei der Aktion eine schwere Hirnerschütterung und einen Halswirbelbruch erleidet sowie zwei Zähne verliert.

Schumacher beteuerte später, die Aussage sei nicht despektierlich gemeint gewesen. Um die aufgeregten Gemüter zu beruhigen, gaben aber Frankreichs Präsident François Mitterrand und der deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt eine gemeinsame Erklärung ab.

Dieses Spiel mit all seiner Dramatik inspirierte 27 Jahre später ein paar junge Franzosen dazu, es noch einmal durchzuspielen. «Refait», ein filmisch-fussballerisches Kleinod. Voilà:

Refait from Pied La Biche on Vimeo.

Mit welcher Taktik werden denn die Deutschen gegen Frankreich antreten, nachdem es gegen Algerien doch eher ein mühsames Spiel war?

Eigentlich sollte das ein gut gehütetes Geheimnis sein. Aber eine deutsche Kneipe muss beste Beziehungen zu Jogi Löw haben und hat schon mal die Katze aus dem Sack gelassen.

Welcher Fussballer verschränkt seine Arme vor dem Spiel eigentlich am schönsten?

Vielen Dank für diese Frage. Und vielen Dank «slate.com» für die Antwort. Unten sehen Sie bitte alle Spieler, die an dieser WM die Arme verschränkt haben.

Bei «Slate» finden Sie ausserdem die verschiedenen Armfalt-Variationen in Einzel-Stilkritiken. Von zu schnell bis vieeel zu langsam, von nett lächelnd, bis hoffentlich-frisst-mich-der-nicht.

Und wenn Sie sich fragen: Warum schauen die eigentlich meistens so grimmig? Dann finden Sie die Antwort auf einer weiteren sehr aufschlussreichen Seite. Kleines Muster:

Welche Informationen aus der Fifa-Pressemappe werde ich heute garantiert vom TV-Kommentator meines Vertrauens vorgelesen erhalten?

  • Kolumbien hat letztmals 1991 gegen Brasilien gewonnen, das war ein 2:0 in der Copa America.
  • Brasilien hat 1990 das letzte Mal an einer WM gegen ein südamerikanisches Team verloren. Im Achtelfinal war damals nach einem 0:1 gegen Argentinien Schluss.
  • Brasilien und Costa Rica sind die beiden Teams, die es mit den wenigsten Siegen in den Viertelfinal geschafft haben. Beide gewannen bislang bloss zwei Spiele. Kolumbien hat alle vier Spiele gewonnen.
  • Brasilien gegen Kolumbien ist erst das zweite Südamerika-Duell in einem WM-Viertelfinal. Das erste endete mit einem 4:1-Sieg Brasiliens über Peru im Jahre 1970.
  • Brasiliens Coach Luis Felipe Scolari hat von allen WM-Trainern am zweitmeisten Siege gefeiert. Er steht bei 13 und liegt nur noch hinter Helmut Schön, dem 16 WM-Siege gelangen.
  • Im Spiel um Platz drei zwischen Frankreich und Deutschland an der WM 1958 schoss der Franzose Juste Fontaine drei Tore zum 6:3.
  • 1982 kam es zwischen Deutschland und Frankreich im Halbfinal zum ersten Elfmeterschiessen der WM-Geschichte. Die Deutschen gewannen. Das Spiel war 3:3 nach Verlängerung ausgegangen.

Jetzt aber Butter bei die Fische: Wie gehen die Spiele heute Abend aus?

Das ist einfach: Gemäss unserem Razinger-Index schlägt Deutschland Frankreich knapp. Und Brasilien gewinnt gegen Kolumbien.

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