Wer schoss schon wieder das letzte Schweizer Tor in einer K.o.-Runde der WM? Gibt es hier endlich auch mal was mit Tieren? Und wer nimmt heute eigentlich Revanche für was? Fragen über Fragen – wir haben die Antworten.
Nur noch einmal schlafen, bis die Schweiz Argentinien schlägt. Wie hiess schon wieder der letzte Schweizer, der in der K.o-Runde einer WM ein Tor geschossen hat?
Das ist auch schon eine Weile her: Seppe Hügi, beim 5:7 gegen Österreich in der Hitzeschlacht von Lausanne an der Heim-WM 1954. Wer erinnert sich nicht?
Wie die Fans ihn liebten: «Goldfüsschen» Josef (Seppe) Hügi im FCB-Dress, voll konzentriert, von Kampfspuren gezeichnet, in klassischer Schussposition 1960. (Bild: Kurt Wyss)
Und damit zum guten Omen, das mit dem Basler «Goldfiessli» verbunden ist. Hügi war nämlich in jenem Spiel auch für lange Zeit der einzige Schweizer, dem in einem WM-Spiel drei Tore gelungen sind. Dieser Rekord wurde erst an dieser Endrunde von Xherdan Shaqiri egalisiert. Da müsste es doch doch möglich sein, dass Shaqiri auch gegen Argentinien ins Gehäuse trifft.
Wie viel Spass versteht der durchschnittliche mexikanische Fussballfan, wenn er gerade von einem fliegenden Holländer aus dem Turnier verabschiedet worden ist?
Eher weniger. Das musste die holländische Fluggesellschaft KLM erleben, die sich in einem kleinen Witzchen versuchte, nachdem eine tief fliegende Robbe den Achtelfinal zwischen Mexiko und Holland entschieden hatte. KLM vertwitterte das Foto eines leicht bearbeiteten Abflugschilds mit dem Zusatz: «Adios Amigos!»
Es folgte, was in diesem Internet immer folgt, wenn jemand lustig sein will: der Shitstorm. Und einer fühlte sich ganz besonders angegriffen: Schauspieler Gael Garcia Bernal, der kein Blatt vor die Tastatur nahm:
Inzwischen sind beide Tweets gelöscht. Bernal hat sich sogar für seine Sprache entschuldigt. Was allerdings nicht bedeutet, dass er seine Tweets, Arjen Robben betreffend, gelöscht hätte. Dort steht immer noch: «Permiso: Chinga tu madre Robben! Gran futbolista, pésimo actor.» (« Entschuldigung: F£¥∫ deine Mutter Robben! Grosser Fussballer, mieser Schauspieler.»)
Erkennen die USA, jetzt da ihre Mannschaft im Achtelfinal steht, welch wundervoller Sport Fussball ist?
Jein. Präsident Barack Obama versucht zwar verzweifelt, seinem Publikum ein paar U-S-A-Rufe zu entlocken. Aber der Fakt, dass sich eine Mannschaft mit einer 0:1-Niederlage im entscheidenden Gruppenspiel für die nächste Runde qualifizieren kann, erscheint seinen Zuhörern offenbar doch etwas zu merkwürdig.
Und dann ist da noch das konservative Amerika. Hier repräsentiert durch Ann Coulter, einer Art weiblicher Verbalrambo, die ihren Lebensunterhalt damit verdient, wie ein Elefant durch sämtliche Porzellanläden des politisch Korrekten zu stampfen.
Auch sie hat sich mit Fussball befasst. Unter dem schönen Titel: «Amerikas beliebtestes Hobby: Fussball hassen.» Das klingt schon mal vielversprechend. Und es wird auch eingelöst. Coulter versteht den Fakt, dass immer mehr Amerikaner Fussball interessant finden als direkte Bedrohung der USA, weil der Sport zutiefst unamerikanisch ist.
Ein Problem (nebst dem, dass sich Fussballer keine ernsthaften Verletzungen zuziehen können): Dieselben Leute, die Fussball gut finden, wollen auch das metrische System in den USA einführen. Und das metrische System ist böse, weil es in Frankreich zur selben Zeit eingeführt wurde wie die Guillotine.
Ein schöneres Argument gegen den Fussball lässt sich in der Tat kaum mehr finden. Schliesslich ist kaum eine Sportart dem metrischen System mehr verschrieben. Davon erzählen allein schon die Masse eines Tores: 7,32 Meter mal 2,44 Meter. Oder ganz metrisch ausgedrückt: 8 feet mal 8 yard.
Gibt es hier eigentlich auch mal was mit Tieren?
Bitte, gerne! Wir präsentieren Severa, die portugiesische Labradorhündin, die mit Cristiano© Ronaldo™ und Co. mitfiebert. So reagiert Severa, wenn die Portugiesen erfolgreich sind:
Und wer im Erfolgsfall so mitjubelt, ist nach dem Ausscheiden natürlich zu Tode betrübt:
Wer will heute Revanche nehmen?
Die Algerier, wenn man deren Trainer Vahid Halilhodzic glauben darf, der gleich nach der Achtelfinalqualifikation seiner Mannschaft davon gefaselt hat, nun sei die Zeit gekommen, Revanche zu nehmen für 1982. Damals schieden die Algerier in der Gruppenphase trotz eines 2:1-Siegs gegen Deutschland aus, weil sich Österreich und die Deutschen zur «Schande von Gijon» verbündeten, die wir an dieser Stelle schon gebührend gewürdigt haben.
Fragt man allerdings Ali Fergani, wer denn nun Revanchegelüste haben sollte, kommt eine ganz andere Antwort heraus. «Wenn hier einer Revanche will, dann Deutschland. Denn Deutschland hat uns noch nie besiegt», sagt der algerische Captain von 1982 der «taz». Tatsächlich sieht die Länderspielbilanz der Deutschen gegen Algerien düster aus: in zwei Spielen gab es zwei Niederlagen.
1982 übrigens hatte der damalige Nationaltrainer Jupp Derwall vor dem Gruppenspiel gegen die Wüstenfüchse noch getönt: «Meine Spieler würden mich für doof erklären, wenn ich ihnen etwas über den Fussball der Algerier erzählen wollte.» Und: «Wenn wir gegen die verlieren, fahre ich mit dem Zug heim.» Tat er dann aber nicht. Stattdessen blieb er mit seiner Mannschaft bis zum Finalspiel, das die Deutschen gegen Italien mit 1:3 verloren.
«Alles hätte ich geglaubt, nur das nicht.» Der deutsche TV-Kommentar zum Spiel Deutschland–Algerien 1982 (1:2).
Welche Informationen aus der Fifa-Pressemappe werde ich heute garantiert vom TV-Kommentator meines Vertrauens vorgelesen erhalten?
- Frankreich hat erst einmal gegen Nigeria gespielt und 2009 mit 0:1 verloren.
- Nigeria ist zum ersten Mal seit 1998 wieder in einer K.o-Runde einer WM.
- Nigeria ist die erste Mannschaft aus Afrika, die sich zum dritten Mal für die K.o-Runde einer WM qualifiziert hat (1994, 1998) – ein Sieg in der K.o.-Phase steht bislang noch aus.
- Wird Joseph Yobo gegen Frankreich eingesetzt, wird er mit zehn WM-Spielen zum alleinigen Rekordhalter Nigerias.
- Nigerias Trainer Stephen Keshi bestritt das einzige WM-Spiel als Fussballer vor exakt zwanzig Jahren, bei einem 2:0-Sieg Nigerias über Griechenland.
- Deutschland hat seit 1986 alle seine sieben Achtelfinals an einer WM gewonnen.
- Deutschland–Algerien ist das 80. WM-Spiel zwischen Europäern und Afrikanern. Bislang führt Europa mit 40 zu 16 Siegen bei 22 Unentschieden. Es fehlt in der Statistik noch das Resultat von Frankreich–Nigeria.
Jetzt aber Butter bei die Fische: Wie gehen die Spiele heute Abend aus?
Das ist einfach: Gemäss unserem Razinger-Index gewinnt Frankreich gegen Nigeria mit 2:1, Deutschland besiegt Algerien 3:1.