Sieben Antworten vor dem 5. WM-Spieltag

Warum will Portugal, dass es heute tote Blätter regnet? Was ist von Witzen über die Schiedsrichter und ihren Schaumbläser zu halten? Und wo treibt sich Sammy Inkoom herum? Fragen über Fragen – wir haben die Antworten!

Welche Seite von Brasilien hätten Sie denn gern? Die eher so lebensnahe Favela-Variante links oder doch die Fifa-Abbildung rechts? (Bild: Reuters/Stringer/Brazil/Marco Bello)

Warum will Portugal, dass es heute tote Blätter regnet? Was ist von Witzen über die Schiedsrichter und ihren Schaumbläser zu halten? Und wo treibt sich Sammy Inkoom herum? Fragen über Fragen – wir haben die Antworten!

Wer will heute möglichst viele tote Blätter herunter flattern lassen?

Cristiano Ronaldo. Schliesslich gehören die toten Blätter zu seinen Spezialitäten. Gemeint sind seine Schüsse, die sich in der Luft so unberechenbar verhalten, dass sie hinter dem chancenlosen Torwart ins Tor fallen. «Folha seca» heisst das auf Portugiesisch. Eben: ein totes Blatt im Wind.

Die Geschichte will es, dass Ronaldo diese Technik beim Tischtennis-Spiel mit seinen Kumpels entdeckt und auf den Fussball übertragen hat. Doch Ronaldo war nicht der Erfinder dieser Schüsse. Der Ausdruck «folha seca» stammt aus Brasilien, wo der famose Didi schon in den 40er-Jahren seinen Freistössen diese für Torhüter unberechenbare Flugkurve gab. Der «äthiopische Prinz» führte Brasilien 1958 als bester Spieler des Turniers zum Weltmeistertitel und verteidigte den WM-Titel mit Brasilien 1962. 12 seiner 20 Tore für das Nationalteam erzielte er durch seine grandiosen Freistösse.

Der Erfinder des toten Blattes, der Brasilianer Didi (l.), hier an der WM 1958 mit dem ebenfalls famosen Franzosen Raymond Kopa.

Der Erfinder des toten Blattes, der Brasilianer Didi (l.), hier an der WM 1958 mit dem ebenfalls famosen Franzosen Raymond Kopa.

Für die Deutschen bleibt die Aufgabe heute Abend gegen Portugal die selbe: Möglichst wenig Freistösse rund um den eigenen Strafraum zulassen. Sonst flattert womöglich eines dieser toten Blätter hinter Goalie Manuel Neuer ins Netz.

Darf man Witze über die Schiedsrichter machen, die Linien auf Gras ziehen?

Ja, es sieht lustig aus, wenn die Referees mit ihren Rasierschaum-Dosen (oder ist es Schlagrahm?) hantieren. Trotzdem, geben wir die Frage weiter an unser humoristisches Gewissen, den Slampoeten, Theaterschreiber und Güsel-Fachmann Gabriel Vetter:

Vielen Dank, Herr Vetter. Wir halten also zur Frage fest: Nein, darf man nicht.

P. S. Restaurants, die diesen Schlagrahm aus Fertigdosen verwenden, sollten Sie echt meiden.

Werden die Tweets des Sohnes des US-Trainers gelesen?

Ja, und wie! Das heisst, sie wurden gelesen, solange der Twitter-Account von Jonathan Klinsmann noch aktiv war. Das ist er inzwischen nicht mehr, und das ist einigermassen verständlich. Als Papa Jürgen nämlich sein Kader für die WM bekannt gegeben hatte, fehlte der Name des bekanntesten US-Fussballers. Worauf Klinsmann-Junior (18) via Twitter verlauten liess: «HAHAHAHAHAHAH DONAVAN HAHAHAHAA I DIDNT EVEN NOTICE UNTIL MY PHONE NOTIFIED ME».

Das sind einerseits sehr viele Grossbuchstaben vereint mit sehr wenig Interpunktion und einem falschen Namen (Donovan heisst der Mann, nicht Donavan). Das ist andererseits aber auch sehr respektlos jenem Spieler gegenüber, der von Verband und Sponsoren als DAS Gesicht des US-Teams vorgesehen war.

Jürgen Klinsmann jedenfalls sah sich gezwungen, seinen Sohnemann an die Kadarre zu nehmen: «Als Vater musste ich ihn zurechtweisen. Da ist eine grosse, grosse Entschuldigung fällig. Das war enorm respektlos.» Eine Erklärung hatte Jürgen allerdings auch für das Verhalten von Jonathan: «Ihm war nicht bewusst, dass das auf Twitter tatsächlich gelesen wird.» Hmmnja.

Jonathan jedenfalls löschte schnell den Tweet, dann auch gleich seine ganze Twitter-Biographie. Und die Sponsoren mussten zähneknirschend die ganze Werbung einstampfen, die sie mit Donovan geplant hatten. Die Nicht-Nomination des 32-Jährigen traf Verband und Werbung nämlich so unvorbereitet, dass die riesigen Plakate mit Donovans Konterfeit noch hingen, als der bereits aus dem US-Lager abgereist war.

Diese USA-Fans sind leicht anderer Meinung als Nationaltrainer Jürgen Klinsmann. Sie hätten Landon Donovan gerne an der WM gesehen.

Diese USA-Fans sind leicht anderer Meinung als Nationaltrainer Jürgen Klinsmann. Sie hätten Landon Donovan gerne an der WM gesehen. (Bild: Kelley L Cox)

Was macht eigentlich Samuel Inkoom?

Ja, der ehemalige Sonnenschein auf der rechten Abwehrseite des FC Basel kann inzwischen auf eine ziemliche Odyssee zurückblicken. Seit er im Winter 2011 vom FCB zu Dnipro Dnipropetrowsk gewechselt ist. Richtig glücklich wurde er in der Ukraine nicht, schnell einmal klingelte beim FCB das Telefon, ob nicht vielleicht eine Rückkehr möglich wäre? Nein, war sie aus rein finanziellen Gründen nicht.

Schliesslich wurde Inkoom zum Inselhopper und wurde erst nach Bastia auf Korsika, dann zum FC Platanias auf Kreta ausgeliehen. Es scheint sogar möglich, dass er vom 14. der abgelaufenen griechischen Meisterschaft definitiv übernommen wird. Eine grosse Karriere sieht wohl irgendwie anders aus.

Aber jetzt ist WM. Und Inkoom gehört bei Ghana zum harten Kern der Mannschaft, wie dieses Foto beweist.

Gibt es denn überhaupt noch ein Team, das den guten alten Oberlippenbart, vulgo Schnauz, ehrt? Der Iran müsste da doch mit gutem Beispiel voran gehen, oder?

Nein, tut uns leid. Und das, obwohl «20 Minuten» noch 2012 vermeldet hatte, dass sich viele Araber unter grössten Schmerzen den Schnauz vergrössern lassen würden. Aber auf der offiziellen Website der WM ist höchstens bei Karim so etwas wie ein echter Oberlippenbart auszumachen. Immerhin: Karim (24) gilt als grösstes iranisches Talent seit Ali Daei, wurde von ihm gefördert und trägt die Nummer 10.

Bloss ein Schnauz weit und breit. Irans Nationalmannschaft enttäuscht praktisch auf ganzer Linie.

Bloss ein Schnauz weit und breit. Irans Nationalmannschaft enttäuscht praktisch auf ganzer Linie. (Bild: Reuters/Heinz-Peter Bader)

Welche Informationen aus der Fifa-Pressemappe werde ich heute garantiert vom TV-Kommentator meines Vertrauens vorgelesen erhalten?

Deutschland spielt heute gegen Portugal sein 100. Spiel an einer WM-Endrunde und ist das erste Team, das diese Marke erreicht. Seit 1990 hat Deutschland jedes seiner Startspiele gewonnen. Nigeria ist seit acht WM-Spielen sieglos, letztmals gewannen die «Super Eagles» 1998 1:0 gegen Bulgarien. Auch der Iran hat 1998 das letzte Mal gewonnen, 2:1 gegen die Schwesterrepublik USA. Ghana und die USA treffen zum dritten Mal in Serie an einer WM aufeinander. 2006 gewannen die Ghanaer in der Gruppenphase 2:1, 2010 mit demselben Resultat nach Verlängerung im Achtelfinal.

Und wie gehen die Spiele heute Abend aus?

Das ist sehr einfach: Gemäss unserem Razinger-Index gewinnt Deutschland gegen Portugal ebenso mit einem Tor Differenz wie die USA gegen Ghana. Der Iran und Nigeria trennen sich mit einem Unentschieden.

fixtures

table

fixtures

table

Nächster Artikel