Sieben Antworten vor dem 8. WM-Spieltag

Warum verdient der FC Wil, wenn die Schweizer Nationalmannschaft ausscheidet? Wie klingt ein 2:0 in Santiago de Chile? Und warum macht sich Ivan Rakitic unten frei? Fragen über Fragen – wir haben die Antworten.

Brasilien, das ist Fussball, Fussball, Fussball. Und – Haie. (Bild: AP Photo/Lawrence Rincon)

Warum verdient der FC Wil, wenn die Schweizer Nationalmannschaft ausscheidet? Wie klingt ein 2:0 in Santiago de Chile? Und warum macht sich Ivan Rakitic unten frei? Fragen über Fragen – wir haben die Antworten.

Profitiert jemand in der Schweiz, wenn die Schweizer Nationalmannschaft in der Gruppenphase ausscheidet?

Der FC Wil natürlich. Er würde in diesem Fall von der Fifa 444 Franken und rund 90 Rappen erhalten. Und das kommt so: Die Fifa bezahlt jenen Clubs eine Kompensation, die ihre Spieler an die WM abstellen. Sollte die WM ein Erfolg werden (und wer könnte daran bei einer derart wunderbaren Organisatorin wie der Fifa zweifeln), wird die Fifa 70 Millionen Franken an jene Vereine ausschütten, deren Spieler an der WM waren.

Die Berechnung ist Fifa-like sehr einfach: Für jeden Tag, an dem ein Spieler an der WM verbringt, gibt es 2800 Franken. Dazu kommen 14 Tage WM-Vorbereitung und ein Abreisetag, die von der Fifa ebenfalls mit einberechnet werden. Um das Ganze noch etwas gerechter zu gestalten, werden nicht nur jene Clubs bezahlt, bei denen der Spieler momentan unter Vertrag steht. Nein, alle Vereine, für die ein Profi in den zwei Jahren vor der WM registriert war, erhalten ihren prozentualen Anteil. Gerechnet werden die zwei Jahre aber ab jenem Tag nach dem Ausscheiden eines Spielers an der WM.

Klingt alles etwas kompliziert, ist aber total einfach. Und hier kommt der FC Wil ins Spiel: Scheidet die Schweiz in der Vorrunde aus, gilt der 26. Juni als Stichdatum. Womit der FC Wil noch für jene vier Tage im Juni 2012 entschädigt würde, in denen Fabian Schär bei den Ostschweizern unter Vertrag war. Erreicht die Schweiz die Achtelfinals, geht Wil leider leer aus und die 444.90 gehen an den FC Basel.

Die Basler ihrerseits werden bis Ende der Vorrunde rund 421’00 Franken für ihre WM-Fahrer erhalten.

Was passiert eigentlich vor und nach den Spielen in den Katakomben der Stadien?

Nichts besonderes. Vor dem Spiel testet man als Offizieller gerne beim verweigerten Handschlag die Reaktionsgeschwindigkeit der Linienrichter.

Danach entledigt sich der gemeine Fussballer wie wir alle nach dem Sport seiner Hosen. Hier dargestellt von Ivan Rakitic (ex-FCB, neo-FCB – und am Ende seiner Karriere hoffentlich wieder FCB) und Stephane Mbia.

Und schliesslich entscheidet man sich für jenen Bus, der noch etwas länger am Turnier herumfährt – so die übereifrigen Sicherheitsarbeiter es denn zulassen.

Morgen spielt die Schweiz in Salvador. Auf welchen Empfang sollten sich die Spieler gefasst machen?

Auf einen ganz besonders netten. Zumindest, wenn sie am Morgen der Küste entlang fahren. Dort steht nämlich immer in der Frühe der «winkende Mann von Salvador» und sorgt dafür, dass alle Vorbeifahrenden einen freundlichen Tag in den Start haben. Kein Wunder, gilt er in Salvador als lokale Persönlichkeit.

Welches Land hat an dieser WM sein «Knie der Nation»?

Uruguay. Heute Abend wird es das Knie richten müssen, wenn es gegen England geht. Am Knie oben und unten dran hängt ein gewisser Luis Suarez. Der Mann, der an der letzten WM Ghana den Halbfinaleinzug mit einer fantastischen Torwarteinlage verwehrte. Der Mann, der in der englischen Premier League durch Rassismus und durch das tisoneske Knabbern an Gegenspielern Schlagzeilen gemacht hat. Der all das aber gegen England gerne sein lassen kann, wenn er sich bloss auf seine letzte Spezialität besinnt: das Toreschiessen.

31 Treffer hat er in der abgelaufenen Saison für den FC Liverpool erzielt. Und heute ruht die Hoffnung einer ganze Nation (wenn auch einer kleinen) auf seinen Schultern. Hoffentlich trägt er daran nicht zu schwer, schliesslich ist dürfte Knie nicht besonders belastbar sein. Vor drei Wochen erst ist Suarez am Knie operiert worden – Meniskusschaden.

Na also, hält doch. Oder war es das andere Knie. Luis Suarez trainiert in Sete Lagoas.

Na also, hält doch. Oder war es das andere Knie. Luis Suarez trainiert in Sete Lagoas. (Bild: Reuters/Sergio Perez)

Doch so etwas muss einen Sportler nicht an grossen Leistungen hindern. Das weiss die Schweiz seit 1985, als Pirmin Zurbriggens «Knie der Nation» das Land in Atem hielt. Auch Zurbriggen hatte sich kurz vor der WM in Bormio einer Meniskusoperation unterziehen müssen. 20 Tage nach der OP stand er auf der Stelvio-Piste und gewann WM-Gold in der Abfahrt.

So kann das gehen. Schliesslich weiss auch Diego Armando Maradona: «Er hat die Eier dafür, ohne Eier kommt man im Fussball nirgendwo hin.»

Wie klingt es, wenn eine chilenische Hauptstadt Fussball guckt?

Erst recht ruhig. Und dann ziemlich laut. Hören wir mal, wie sich das 2:0 von einem Hochhaus in Santiago de Chile aus angehört hat.

Welche Informationen aus der Fifa-Pressemappe werde ich heute garantiert vom TV-Kommentator meines Vertrauens vorgelesen erhalten?

Die Elfenbeinküste könnte gegen Kolumbien zur ersten afrikanischen Mannschaft werden, die drei WM-Spiele in Serie gewinnt. Japan und Griechenland haben erst einmal gegeneinander gespielt, Japan am Confederations Cup 2005 mit 1:0. Keisuke Honda hat gegen die Elfenbeinküste sein insgesamt drittes Tor an einer WM geschossen und ist damit Japans WM-Topskorer. Griechenland hat in sieben WM-Spielen nie zu Null gespielt. Uruguay hat in seinen letzten drei WM-Spielen jeweils drei Gegentore kassiert.

Jetzt aber Butter bei die Fische: Wie gehen die Spiele heute Abend aus?

Das ist einfach: Gemäss unserem Razinger-Index gewinnt Kolumbien gegen die Elfenbeinküste ebenso wie Uruguay gegen England. Japan und Griechenland trennen sich ohne Sieger.

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