Sieben Antworten zum Finalwochenende

Warum sollte man Brasilien Platz drei gönnen? Wo feiere ich in Basel wie ein Deutscher? Und wäre es nicht schön, wenn immer WM wäre? Unsere Antworten zum finalen Wochenende dieser Fussball-Weltmeisterschaft.

Mexiko City 1986, Deutschland-Argentinien. Diego Armando Maradona enteilt Lothar Matthäus (l.) und Ditmar Jakobs. (Bild: AP Photo)

Warum sollte man Brasilien Platz drei gönnen? Wo feiere ich in Basel wie ein Deutscher? Und wäre es nicht schön, wenn immer WM wäre? Unsere Antworten zum finalen Wochenende dieser Fussball-Weltmeisterschaft.

Langsam ist auch wirklich gut mit dieser WM. Warum sollte ich mir das Spiel um Platz drei anschauen?

Gute Frage. Natürlich ist dieses Bronzespiel so etwas wie der Blinddarm einer WM: Eigentlich unnötig – und keiner der Beteiligten hat sich erhofft, dass er sich je darum kümmern muss.

Trotzdem kann man sich das Spiel geben. Gerade weil es eigentlich komplett egal ist, ob man gewinnt oder verliert, fallen im kleinen Final meistens viele Tore. 4,4 Treffer waren es im Schnitt bei den letzten acht Austragungen.

Dazu ist die Wahrscheinlichkeit einer ärgerlichen Verlängerung verschwindend klein. Erst einmal, 1986 in Mexiko, gingen Frankreich und Belgien in die Zusatzrunde – und dafür wurde der Zuschauer mit einem 4:2 für Frankreich entschädigt.

Ein Elfmeterschiessen gab es noch gar nie um Platz drei. Und irgendwie würden wir alle den Brasilianern doch so etwas wie einen Abgang mit einigermassen erhobenen Häuptern gönnen, oder?

Ehrlich gesagt, ist diese brasilianische Nationalmannschaft bislang eher unsympathisch aufgetreten. Sollte ich Brasilien trotzdem Platz drei wünschen?

Wenn Sie nicht Holländer sind, ja. Und wenn Sie sich diesen sehr feinen Doku-Beitrag zum 1:7 der Brasilianer gegen Deutschland anschauen, wissen Sie auch warum. Der Film ist brasilianisch-portugiesisch, aber Sie werden verstehen.

Wo hole ich jetzt rasch, rasch jenes Wissen, mit dem ich mich locker in die Menge jener einreihen kann, die die Deutschen eigentlich schon immer für eine tolle Fussballnation gehalten haben? Und wo in Basel feiere ich mit meinem erworbenen Rucksack die kommenden Weltmeister?

Die Bar du Nord liegt im Badischen Bahnhof, was es irgendwie logisch macht, dass sich der Ort während dieser WM zur Hochburg der Expatriierten aus dem grossen Kanton gemausert hat. Polonaise nach erfolgreichem Spielausgang inklusive. Die Stimmung kommt einem Fussballstadion ziemlich nahe – und wenn zum Beispiel Deutschland in einem WM-Halbfinal das 6:0 gegen Brasilien schiesst, melden auch Schweizer Mobiltelefone gerne mal dies:

Deutschland trifft zum 6:0, das Schweizer Handy im Gare du Nord läuft zum grossen Kanton über.

Deutschland trifft zum 6:0, das Schweizer Handy im Gare du Nord läuft zum grossen Kanton über.

Und nun zum Hintergrundwissen. Wir empfehlen die Methode «Lernen durch Singen». Das Lied dazu kommt aus Grossbritannien. In einer nicht gänzlich nachvollziehbaren Aktion hat der Biograph der Band «Manic Street Preachers» die Worte des Songs «Motorcycle Emptiness» aus dem Jahr 1992 durch die Nachnamen deutscher Nationalspieler ersetzt. Und der irische Sänger Zachery Stephenson hat das Ganze nun auf die WM hin vertont. Fertig ist «Mertesacker Emptiness».

Und jetzt alle zusammen: «Hunt, Danner, Junghans, Hoeness, Mertesacker Emptiness!» (Achtung: Emptiness hat nie für Deutschland gespielt!)

Jetzt ist diese Weltmeisterschaft auch schon bald vorbei. Können Sie mir nochmals schnell sagen, wie die 32 Mannschaften so gespielt haben?

Wir nicht. Aber die Fachleute der Cambridge University Press. Die haben während der WM laut eigenen Angaben Abermillionen von Wörtern auf Internet-Nachrichtenseiten durchkämmt und pro Nation jene drei Begriffe gesammelt, die am häufigsten verwendet wurden, um die jeweilige Mannschaft zu beschreiben.

Natürlich ist das nur im englischen Sprachraum geschehen. Trotzdem ist die Liste durchaus interessant. Die Schweizer etwa versammeln die Begriffe «Geschwindigkeit», «schwierig» und «talentiert». Das klingt doch viel besser als etwa Uruguays «beissen», «Schande» und «verbissen». Oder Portugals «Frustration», «Ego» und «enttäuschend».

Ausgezählt wurde am Tag nach dem zweiten Halbfinal.

Ich finde es schwierig, nach dieser WM in mein normales Leben zurück zu finden. Wäre es nicht schön, wenn immer WM wäre?

Eher nein, wie dieses Video beweist:

Welche Informationen aus der Fifa-Pressemappe werde ich am Wochenende garantiert vom TV-Kommentator meines Vertrauens vorgelesen erhalten?

  • Argentinien und Holland haben es tatsächlich geschafft, sich zum ersten 0:0 in einem WM-Halbfinal überhaupt zu gurken. Danke dafür. Und für alle, die es verpasst haben: hier nochmals alle Highlights der Partie. Film ab!

  • Mit Brasilien steht zum fünften Mal eine Gastgebernation im Spiel um Platz drei. Von Chile 1962, Italien 1990, Südkorea 2002 und Deutschland 2006 verloren bloss die Asiaten.
  • Brasilien nimmt zum vierten Mal am Bronzespiel teil. 1938 gegen Schweden und Italien 1978 gewannen die Brasilianer, die Begegnung mit Polen 1974 ging verloren.
  • Schiesst Holland heute ein Tor gegen Brasilien, dann ist es das 100. WM-Gegentor für die Südamerikaner. Nur Deutschland hat an Weltmeisterschaften noch mehr Gegentore kassiert als Brasilien. 121 sind es vor dem Final gegen Argentinien.
  • Deutschland und Argentinien haben bereits 20 Mal gegeneinander gespielt, die Südamerikaner führen mit neun zu sechs Siegen. Allerdings hat Deutschland an Weltmeisterschaften die Nase vorn: Hier führen die Deutschen mit drei zu eins Siegen. Nach WM-Finals steht es 1:1, Deutschland gewann 1990, Argentinien 1986.
  • Zum dritten Mal stehen Deutschland und Argentinien gemeinsam im Final, das ist WM-Rekord.
  • Deutschland bestreitet seinen achten WM-Final – Rekord. Dreimal gewannen die Deutschen die WM, viermal gingen sie als Finalverlierer vom Platz.
  • Auch bei der zwanzigsten Austragung des Turniers wird der Trainer des Weltmeisters aus jenem Land stammen, das er auch trainiert.
  • Argentinien hält an Weltmeisterschaften mit fünf Elfmeterschiessen den Rekord. Bloss eines davon ging verloren – 2006 ausgerechnet gegen Deutschland. Die Deutschen haben alle ihre bislang vier Elfmeterschiessen an Weltmeisterschaften gewonnen.

Jetzt aber Butter bei die Fische: Wie gehen die Spiele aus?

Das ist einfach: Gemäss unserem Razinger-Index wird Argentinien mit einem 1:0 nach Verlängerung Weltmeister, Brasilien gewinnt das Spiel um Platz drei gegen Holland mit 4:2.

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